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Vorstellung – die Dritte – Karina Schnakenberg und das spätmittelalterliche Duisburg

Karina Schnakenberg im Ringel-Shirt lächelt freundlich in die Kamera. Sie steht in einem Raum mit Schwerlastregalen, im Hintergrund ein Tisch mit ausgebreiteten Keramikscherben. Sie steht hinter einem Bord mit spätmittelalterlicher Keramik auf Fundzetteln. Sie hält eine Scherbe in der Hand.
Karina Schnakenberg im August 2024. Foto: Sara Jagiolla, CAU.

Der Kalender täuscht nicht, Weihnachten steht vor der Tür und das Jahr neigt sich dem Ende. Aber seien Sie unbesorgt, wie bei Ihnen geht es auch bei uns im Januar einfach weiter. Ich darf Ihnen versprechen, neben der Forschung wird es auch im nächsten Jahr die Möglichkeit geben, uns und unser Projekt in Duisburg kennenzulernen.
Ich verrate nicht zu viel, wenn ich andeute, dass es zu den Duisburger Akzenten, dem Duisburger Kulturfestival im März/ April, wieder Vorträge und eine Ausstellung geben wird. Außerdem gibt es im Sommer 2025 die Aktion "Ruhrorts Größe (n) neu erzählt" mit mehreren Veranstaltungen in Ruhrort über Ruhrort. Freuen Sie sich drauf. Näheres gibt es dazu bald.

Nach der Vorstellung von Johannes Reller und Sophie Rykena stellt sich nun die Dritte im Bunde der Promovierenden mit Ihrem Promotionsvorhaben in unserem Forschungsprojekt “Genese des westlichen Ruhrgebiets” vor.

Mir bleibt es Ihnen ein geruhsame Advents- und Weihnachtszeit sowie natürlich einen guten Rutsch ins neue Jahr 2025 zu wünschen!

Ihre

Maxi Platz

Wie meine beiden Kolleg*innen habe auch ich eine Verbindung zu Niedersachsen. Nach meiner Geburt in Bremen zog meine Familie ins Teufelsmoor und ich verbrachte meine Kindheit auf dem Land. Meine Begeisterung für das Suchen und Finden zeigte sich schon dort: wenn wir nach der Ernte des Landwirts auf dem Kartoffelacker nach den verbliebenen - weil zu kleinen - Kartoffeln buddeln durften. Als Schülerin machte ich bereits ein freiwilliges Praktikum bei der Landesarchäologie Bremen und habe dabei einen interessanten ersten Einblick in das Fach gewonnen.

Im Jahr 2016 begann ich dann mit dem Studium der Archäologien an der Universität zu Köln. Dort lagen meine Schwerpunkte auf den Fächern „Archäologie der Römischen Provinzen“ und „Ur- und Frühgeschichte“. Mehrere Lehrgrabungen im Braunkohletagebau Garzweiler, im Archäologischen Park Xanten und in Tel Shalem in Israel vervollständigten dabei die praktische Seite. Nebenher arbeitete ich in der Kölner Stadtarchäologie, die vom Römisch-Germanischen-Museum betreut wird. Auch in der Fachschaft engagierte ich mich mehrere Semester lang und war Teil der Organisation bei vielen Veranstaltungen. Als es dann um die Frage nach einem Bachelorarbeitsthema ging, entschloss ich mich für eine Arbeit zu römischem Kölner Fundmaterial mit dem Titel „Die Keramik der Ausbruchsgrube 299. Eine Auswertung der Grabung am Antoniterquartier.", die von Herrn Prof. Dr. Deschler-Erb betreut wurde.

Mit dem Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wechselte ich für den Master an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, da ich meinen Schwerpunkt hin zur Archäologie des Mittelalters verändern wollte und dieser ein Bestandteil des hiesigen Master-Studiengangs ist. Trotz Schwierigkeiten durch die Online-Lehre konnte sich mein Interesse am Mittelalter weiter verfestigen. Als Lehrgrabungen wieder stattfinden konnten, nahm ich an einer Grabung in der Nähe des Dümmer Sees bei Diepholz sowie an einer durch das NIhK (Niedersächsische Institut für historische Küstenforschung) organisierten Grabung in der Borgsumburg auf der Insel Föhr teil. Währenddessen arbeitete ich an der Uni als wissenschaftliche Hilfskraft beim Exzellenzcluster ROOTS und betreute die Erfassung metallzeitlicher Befestigungsanlagen mit. Meine Masterarbeit mit dem Titel „Die Warftensiedlung im Reventlow-Gebiet bei Hallig Südfall. Eine Analyse der hoch- und spätmittelalterlichen Funde und Befunde.“ war ein Beitrag zum durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Kooperationsprojekt „RUNGHOLT – Kombinierte geophysikalische, geoarchäologische und archäologische Untersuchungen im nordfriesischen Wattenmeer im Umfeld des mittelalterlichen Handelsplatzes Rungholt”. Diese von Herrn Prof. Dr. Müller betreute Arbeit befasste sich hauptsächlich mit dem mittelalterlichen Fundmaterial eines Areals im Wattenmeer, in dem bei einer Sturmflut im Jahr 1362 untergegangene Warften per Geomagnetik und Begehungen lokalisiert werden konnten. Über die Jahre konnten hier mehrere tausend Funde, vor allem Keramik, Knochen und Metallgegenstände geborgen werden, welche die Grundlage meiner Arbeit bildeten. 

Nach dem Ende meines Studiums begann ich im Herbst 2022 im ALSH (Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein) in einem Projekt zu arbeiten, in dem es um die archäologische Baubegleitung der Erdgasleitung ETL 180 von Brunsbüttel nach Hetlingen ging. Trotz der tollen Erfahrungen dort, beschloss ich mich auf die Ausschreibung einer Promotionsstelle im Projekt „Genese des westlichen Ruhrgebiets“ zu bewerben. Am Spätmittelalter in Duisburg reizten mich die Möglichkeiten, aus einer Fülle an Befunden und Funden neue Ergebnisse zu erzielen sowie vermutlich veraltete Narrative über die Entwicklung der Stadt Duisburg im Spätmittelalter umzustürzen.

Das dritte Teilprojekt befasst sich mit der Frage nach einem möglichen Niedergang Duisburgs im Spätmittelalter. War dieser durch die Verlagerung des Rheins bedingt? Oder waren doch eher politischen Querelen zu der Zeit schuld? Aber die wichtigste Frage lautet dabei eigentlich: Gab es überhaupt diesen viel beschworenen Niedergang? Und wenn ja, woran lässt er sich archäologisch festmachen? Im Großen und Ganzen soll ein - vermutlich neues - Bild Duisburgs im Spätmittelalter entstehen. Dabei werden Grabungen aus dem gesamten Altstadtgebiet, also das von der Stadtmauer umgrenzte Areal, der letzten 70 Jahre ausgewertet. Diese wurden im letzten Jahr gefiltert und zusammengestellt. Zuletzt waren die großen Stadtgrabungen (Alter Markt, Niederstraße Block Grabungen etc.) der 1980er und 1990er Jahren dran. Nach einem Jahr geht es nun so langsam an eine Auswertung der Grabungen hinsichtlich der oben beschriebenen Fragestellungen.

Karina Schnakenberg, September 2024