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Ich bin müde davon, ständig zu kämpfen

Ich war ein verträumtes, stilles Kind - bis ich im Gasthaus meiner Eltern die hässliche Fratze des Patriarchats kennenlernte und die Rolle der Kämpferin übernahm.

Respektlos, unhöflich, eine Schande für Frauen und die LGBTIQA*-Community: Die Liste ist endlos und ich bin müde. Alles, weil sich mir Fremde an meiner queerfeministischen Arbeit stören. Hass ist Alltag für Menschen, die sich für eine gerechtere Welt einsetzen. Dieser Kampf fühlt sich manchmal einsam an. 

Es ist nicht so, als wäre ich in die Rolle hineingeboren, die ich da spiele - manchmal auch vor 400.000 Zuseher*innen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Die Kämpferin. Wohlgesinnte Stimmen sagen, ich sei klar in meiner Kritik und in meiner Solidarität. Kritische sagen, ich überhole mich selbst beim Reden und imitiere toxische Männlichkeit. 

Ich schreibe deswegen von Rolle, weil es sich so anfühlt, als würde ich eine spielen. Ich war ein leises Kind, das viel Zeit alleine verbrachte und ständig laß. Mein Kopf hing in den Wolken und ich weinte oft. Meine Eltern dachten bestimmt, ich sei mutig, aber ich versteckte meine Angst nur sehr gut. Ich bin nicht von Natur aus laut und selbstbewusst, ich habe aber einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Mein Auftreten ist harte Arbeit und eine tägliche Entscheidung. Ich habe mich für diese Rolle entschieden, weil ich nicht das Gefühl habe, ich hätte eine Alternative. Entweder nehme ich stillschweigend hin, was jeden Tag passiert - oder ich tue, was in meiner Macht steht. Meine Haut ist über die Jahre dick und zäh geworden. Angriffe und Diffamierungen prallen an mir ab wie Regentropfen an wetterfester Funktionskleidung. Würde ich mich nach den Worten all dieser Fremder richten: Ich wäre nicht mehr. Aber ich vertraue meinem moralischen Kompass mehr als Personen, die mich zurück nach Bosnien-Herzegowina schicken wollen, weil ich Betroffenen glaube. 

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