Ein Mindestlohn, von dem man leben kann - auch für uns!
Hallo!
Alles neu macht bekanntlich der Mai. Das gilt auch für die Kollektivverträge (KV) von uns Journalist:innen (Si apre in una nuova finestra). Die Verhandlungen starten kommende Woche - und wir Freie kommen darin doppelt zur Hälfte vor.

Erstens sind wir als freie Journalist:innen sogenannte “Neue Selbständige” und daher werden unsere Interessen weder von der Arbeiterkammer noch der Wirtschaftskammer vertreten. Durch ein mehr oder weniger schwammiges Rechtskonstrukt - ich erspare euch die Details - sind wir im KV zumindest mitgemeint. So handhaben das auch unsere Auftraggeber:innen, manche zahlen den KV, manche nicht - was die Idee eines KV gewissermaßen ad absurdum führt.
Im Kollektivvertrag kommen freie Journalist:innen doppelt zur Hälfte vor
Zweitens stehen uns laut KV 53,54 € pro 1.000 Zeichen zu (vorausgesetzt, ein Medium hält sich daran). Wir haben das in unserem Newsletter vom August 2024 schon mal vorgerechnet, aber abzüglich Steuern, Sozialversicherungsbeiträge, Betriebskosten, Werbungskosten und dergleichen kommen wir damit laut dem deutschen Freischreiber-Report 2024 auf grob 1.600 € netto pro Monat - das ist unterhalb der Armutsgrenze und teils nur die Hälfte dessen, was unsere fixangestellten Kolleg:innen erhalten. Ich sage “Kolleg:innen”, weil es mir ausdrücklich nicht darum geht, die Konkurrenz zwischen Freien und Angestellten zu befeuern!
Faire Honorare werden wir nur gemeinsam erreichen!
Wir Freie verdienen mehr! Tiefgründige Recherchen, Reportagen vom Ende der Welt, jahrelange Beschäftigung mit einem Thema, exklusive Zugänge - das alles können oft nur wir Freie liefern!
Deshalb fordern wir vom FYI-Kollektiv:
Einen Mindestlohn, von dem man leben kann! Zum Beispiel Tagessätze von 400 Euro oder Zeichensätze von mindestens 100 € pro 1.000 Zeichen
Verbindliche Kollektivverträge
Keine öffentlichen Förderungen oder Inserate für privatwirtschaftlich geführte, gewinnorientierte Medien, die KV-Sätze nicht bezahlen (in jeder anderen Branche wäre das ein “Skandal”)
Unseren freien Kolleg:innen möchte ich noch auf den Weg geben: Eure Arbeit ist mehr wert! Teilt das auch euren Ansprechpartner:innen in den Redaktionen mit, erklärt eure Situation, verhandelt! Faire Honorare werden wir nur gemeinsam erreichen!
Du hast Vorschläge, Ideen, Erfahrungen oder Probleme mit Honoraren? Melde dich gerne bei uns unter kontakt@fyi-kollektiv.at (Si apre in una nuova finestra)
Liebe Grüße und frohes Verhandeln wünscht,
Johannes
3 Fragen an…

In unserer Rubrik “Drei Fragen an….” wollen wir von Redakteur:innen wissen, was ihnen bei der Zusammenarbeit mit freien Journalist:innen wichtig ist. Das soll dabei helfen, die Zusammenarbeit zwischen Redaktionen und freien Journalist:innen zu vereinfachen. Heute haben wir Ruth Weismann gefragt, was es ihrer Meinung nach braucht, dass Freie und Redaktionen gut zusammenarbeiten können.
Interessierte Redaktionen können sich gerne bei uns melden!
In welchem Ausmaß arbeitet ihr beim AUGUSTIN mit freien Journalist:innen zusammen?
Sehr viel. Ein großer Teil meiner redaktionellen Arbeit ist die Akquise und Bearbeitung von Artikeln professioneller Journalist:innen, aber auch von nicht professionell Schreibenden.
Was erwartest du dir in der Zusammenarbeit?
Eine gute Kommunikationsbasis und die Bereitschaft, die Texte nach Abgabe auch zu diskutieren und offen für Überarbeitung zu sein. Auf inhaltlicher Ebene, erwarte ich mir ein bisschen ein Gespür dafür, was in den Augustin passen könnte.
Was soll ein Vorschlag für einen Artikel enthalten?
Es soll zeigen, was den:die Autor:in am Thema interessiert und warum es relevant sein könnte. Dazu ein Plan, wer in etwa die Gesprächspartner:innen und Protagonist:innen sein sollen (was aber nicht konkrete Namen sein müssen, sondern eher, in welche Richtung es geht) und welche Textart mich erwartet - Reportage, Interview, Portrait, Bericht ...
Kollektiv-News
Wie im letzten Newsletter bereits erwähnt wurden Christof und ich, Johannes, mit dem Concordia-Preis in der Kategorie Menschenrechte ausgezeichnet - was uns nach wie vor jeden Tag stolz macht!
Den prämierten Beitrag könnt ihr hier nachlesen: “Donau-Kreuzfahrten: Ausbeutung inmitten von Luxus und Flussromantik” (DER STANDARD) (Si apre in una nuova finestra)
Die Laudatio hat Naz gesprochen. Ihre sowie unsere Rede könnt ihr hier, ab Minute 37:00, (Si apre in una nuova finestra) nachhören.
https://www.youtube.com/watch?v=kI2xvOG09m4&t=2766s (Si apre in una nuova finestra)🍞 Unser täglich Brot
Hallo, ist da noch jemand? Für den FALTER hat Nadja ihren Kopf in Wiens Telefonzellen gesteckt. Benutzt die noch wer? Braucht die noch wer? Und wenn ja, für was? Nadjas Reportage über “Wiens letzte Telefonzellen” lest ihr hier (Si apre in una nuova finestra) oder im Falter 17/25.
Einen ganz genauen Blick auf Wien hat auch Naz unlängst geworfen. Für Zwischenbrücken hat sie recherchiert, warum sich Baumkronen am besten berühren sollten und wen die Hitze in der Stadt am meisten trifft. Zum Artikel geht’s hier entlang (Si apre in una nuova finestra).
Und Wien die Dritte: Milena berichtet für Südwind über “Viena Latina” (Si apre in una nuova finestra), eine Plattform, die sich der Geschichte und Erinnerung lateinamerikanischer und karibischer Migration nach Wien seit 1945 widmet. Das Ziel: lateinamerikanischer Migrationsgeschichte in Wien sichtbarer machen!
Aus Wien heraus gewagt hat sich Christof. Und zwar nach Brno, zum internationalen Tag der Rom:nja. Seinen Bericht über die Kultur der gut zehn Millionen Rom:nja in Europa, ihren Umgang mit dem Z-Wort und die Brnoer Bronx lest ihr im AUGUSTIN (Si apre in una nuova finestra).
Stipendien und Preise
Wer mit einem Stipendium fünf Tage in einem EU-Land recherchieren will, kann sich bis 9. Juni bei eurotours (Si apre in una nuova finestra) bewerben. Das diesjährige Thema ist: "Jugend in Europa – Generation Zuversicht?".
Journalist:innen, die sich “mit den Lebenssituationen von Frauen kritisch auseinanderzusetzen”, können ihren Beitrag bis 30. Juni beim Journalistinnenkongress einreichen. Der Kongress will damit ein ”zeitgemäßes Frauenbild sowie die gleichberechtigte Teilhabe unterstützen und Mediennutzerinnen Mut machen, ihren persönlichen Lebensentwurf selbstbestimmt zu verwirklichen.” Wer dazu veröffentlicht hat, hier lang (Si apre in una nuova finestra)!
Jeweils 500 Euro gewinnen können angehenden Journalist:innen (18-30 Jahre), die im Laufe des vergangenen Jahres eine journalistische Ausbildung in Österreich absolviert haben bzw. aktuell absolvieren. Einreichen bis 7. Juli unter folgendem Link (Si apre in una nuova finestra).
Veranstaltungstipps
Wie erkennt man Manipulationsstrategien (z.B.: in Diskussionen), welche Gefahren lauern online (z.B.: russische Chatbots) und wie identifiziert man rechte Netzwerke in Österreich und Deutschland? Die Expert:innen der gemeinnützigen Organisation „Der goldene Aluhut“ halten zu diesen Fragen am 6. Juni von 10 bis 12 Uhr einen Online-Workshop ab. Kosten (für Freischreiber:innen aus Österreich): 20 Euro. Kosten (für Nicht-Mitglieder): 30 Euro. Anmeldung unter: vorsitz@freischreiber.at (Si apre in una nuova finestra)
Was hätten Sie gerne gewusst, bevor Sie Ihr eigenes Medienprojekt gestartet haben? Beim Spezialevent „How To Fail: Was wir voneinander über Medienprojekte lernen können“ der Wiener Medieninitiative treffen sich Medienmacher:innen für einen Abend mit offenen Gesprächen und Erkenntnissen. Mit am Podium sind Dominik Ritter-Wurnig (tageins), Alexandra Folwarski (Wiener Flaneur), Matthias Köb (buero balanka) und Karina Grünauer (Zimt Magazin). Das Event ist kostenlos, um eine Anmeldung unter diesem Link (Si apre in una nuova finestra) wird gebeten. Wann: 10. Juni, 18:30 bis ca. 21:00 Uhr, Wo: Schikaneder Kultkino&Bar, Margaretenstraße 22/24, 1040 Wien.
Das Thema "Selbständigkeit und Familie" ist nicht immer leicht zu durchschauen. Welche Unterstützungsleistungen gibt es? Gibt es für sogenannte Neue Selbständige so etwas wie Karenz? Wie sieht es mit geteilten Karenzzeiten aus? Wie kann man als Selbständige:r Familie und Beruf vereinbaren? Die Antworten darauf gibt es am 11. Juni, um 12 Uhr in der "Schlauen Mittagspause" der Freischreiber:innen, mit Daniel Gerbautz und Claudia Dengler von der SVS. Anmeldung unter vorsitz@freischreiber.at (Si apre in una nuova finestra) zu.
Am 13. und 14. Juni findet in Hamburg die Netzwerk Recherche-Jahreskonferenz statt. Tickets sind leider schon vergriffen, mit etwas Glück kommt man noch über die Warteliste (Si apre in una nuova finestra)rein. Zudem werden einige Vorträge live gestreamt bzw. sind im Anschluss online abrufbar. Übrigens: Auch Milena und ich werden dort sein - gerne anquatschen!
Keine Veranstaltung im klassischen Sinn, aber schließlich gilt ja auch Social Media als Happening: Auf Bluesky haben wir ein Startpaket “Freie Journalist:innen in Österreich” (Si apre in una nuova finestra)erstellt. Gerne weiterverbreiten und melden, wer da mit drauf möchte!
Für diejenigen, die vielleicht noch keine Freien Journalist:innen sind, aber damit liebäugeln: Gemeinsam mit dem fjum bieten wir vom FYI-Kollektiv am 26. Juni einen Workshop dazu an, wie man in den freien Journalismus einsteigen kann – egal, ob nach der Uni, einer Ausbildung oder als Quereinstieg. Infos & Anmeldung: Dein Einstieg in den freien Journalismus (Si apre in una nuova finestra)
Wenn du Hinweise auf interessante Stipendien oder Termine hast, melde dich gerne bei uns: kontakt@fyi-kollektiv.at (Si apre in una nuova finestra)
P.S. Feedback erwünscht! Wir möchten eure Meinung zu unserem Newsletter wissen. Hier könnt ihr an der Umfrage (Si apre in una nuova finestra) teilnehmen.
Über uns: Wir sind das FYI-Kollektiv, ein Zusammenschluss aus sechs freien Journalist:innen. Wir machen Journalismus, gemeinsam und solidarisch. Wir, das sind: Christian Bunke, Johannes Greß, Naz Küçüktekin, Christof Mackinger, Milena Österreicher und Nadja Riahi. Einen Überblick über unsere Arbeit findet ihr hier (Si apre in una nuova finestra).