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Wer ist beste:r Reporter:in im ganzen Land?

Liebe Leute,

Die Medienwelt geht über vor Journalismus-Preisen. Sind wir Journalist:innen die eitelste aller Branchen?

Anlass für meine Frage ist die Verleihung des Concordia-Preis 2025 (Si apre in una nuova finestra) an zwei Kolleg:innen vom FALTER und… [*Trommelwirbel*] Johannes und meine Wenigkeit vom FIY-Kollektiv! Ihr könnt euch sicher vorstellen, wir freuen uns riesig! Hier unser ausgezeichneter Beitrag (Si apre in una nuova finestra), ein Dank an Netzwerk Recherche (Si apre in una nuova finestra) und Stiftung Munda (Si apre in una nuova finestra) für die Unterstützung bei der Recherche.

Bild eines gläsernen Pokals mit blauer Schleife. Aufdruck: "Czech Radio" (Si apre in una nuova finestra)
Vier vom FYI-Kollektiv wurden 2023 mit dem Prix Bohemia Radio-Preis ausgezeichnet

Ich war überrascht, wer nicht alles Journalismus-Preise vergibt: Jagdverbände, zahnmedizinische Vereinigungen, die Industriellenvereinigung und natürlich journalistische Institutionen. Die Website journalistenpreise.de (Si apre in una nuova finestra) bietet einen Überblick. Das Warum werde ich heute nicht abschließend klären. Meine These: Journo-Preise dienen Interessenvertretungen dazu, Aufmerksamkeit für “ihre” Themen zu generieren.

Im Kollektiv sind wir noch uneins, ob freie Journalist:innen ausreichend Anerkennung für ihre gesellschaftlich so wichtige Arbeit bekommen. Klar ist: Für freie Journalist:innen passt die Anerkennung finanzieller Natur gar nicht! Zudem leben wir in einer Zeit, in der es ständig um Aufmerksamkeit geht. Jetzt stellt sich aber die Frage: Wollen wir uns an diesem Ringen um Aufmerksamkeit beteiligen? Denn Auszeichnungen eröffnen einen Wettbewerb: Wer ist beste:r Reporter:in im ganzen Land? 

Ich mache aus verschiedenen Gründen trotzdem mit. Warum? Hand aufs Herz, mich freut jede Auszeichnung (die einer Journalismus-Vereinigung noch mehr als von einer Kommunikationsagentur) und der Beitrag bekommt Aufmerksamkeit. Die Redaktion freut sich mit, denn eine Auszeichnung ist wie eine Art Gütesiegel für meine Arbeit, auch gut für zukünftige Aufträge. Kein Wunder also, dass Redaktionen extra Platz freiräumen, wenn Beiträge gezielt auf Preisausschreibungen hin-gestaltet werden. Kein Witz, das passiert wirklich!

Und nachdem der Journalismus unser Job ist, geht’s zuletzt auch um Kohle: Viele der Preise sind dotiert, die Gewinner:innen bekommen Geld, zwischen 500 und 10.000 Euro steuerfrei! Auch wer nicht die Aufmerksamkeit sucht und Konkurrenz verabscheut: Journalismus-Preise sind ein Angebot, das man kaum ablehnen kann. Sie sind vor allem für Freie eine Möglichkeit, die mageren Honorare aufzubessern.

Oder seht ihr das anders? Lasst uns gerne eure Meinung wissen!

Solltet ihr – aus welchen Motiven auch immer – für einen Preis einreichen, ich wünsche ich euch jedenfalls viel Glück!

Schöne Grüße - Christof

3 Fragen an…

In unserer Rubrik “Drei Fragen an…” wollen wir von Insidern wissen, worauf es in der Arbeit als Freie ankommt. Heute haben wir Thomas Wolkinger gefragt, was es seiner Meinung nach braucht, dass Freie und Redaktionen gut zusammenarbeiten können.

Interessierte Redaktionen können sich gerne bei uns melden!

Was braucht ein Pitch, damit er überzeugt?

Ein guter Pitch trifft den richtigen Punkt zwischen "Ich weiß schon genau, was die Recherche ergibt" und "Ich habe noch keine Ahnung, wohin die Reise geht", ist also zielsicher und ergebnisoffen zugleich und übersetzt das eigene Erkenntnisinteresse in eine für das Zielmedium maßgeschneiderte Relevanzbehauptung.

Welche drei Eigenschaften zeichnen eine:n gute:n (freie:n) Journalist:in aus?

Neugierde, Skepsis, Beharrlichkeit – das gilt aber vermutlich für alle Journalist:innen.

Welche Tipps würdest du Journalist:innen für ihren Weg mitgeben?

Der Journalist und Autor George Monbiot hat einmal geschrieben (Si apre in una nuova finestra): "The first advice I would offer is this: Be wary of following the careers advice your college gives you." Vielleicht bin ich also der falsche Adressat für diese Frage. Was man aber vielleicht schon raten kann: Banden bilden. Das ist angesichts der aktuellen Markt- und Weltlage wichtiger denn je.

Kollektiv-News

Zusammen mit dem Forum Journalismus und Medien, kurz: fjum, bieten wir im Juni einen Workshop zum Einstieg in den freien Journalismus an. Es sind noch Plätze frei!

Infos dazu findet ihr hier: Dein Einstieg in den freien Journalismus (Si apre in una nuova finestra)

🍞 Unser täglich Brot 

Erschreckende 44 Prozent der über 16-Jährigen sind im zwanzigsten Wiener Gemeindebezirk nicht wahlberechtigt. Was das mit den jungen Leuten macht, hat sich Naz für das neue Lokalmedium Zwischenbrücken (Si apre in una nuova finestra) angeschaut.

Nadja hat sich die Bedeutung von Bonuspapas und Zusatzmamas für die Furche angeschaut und warum die biologische Verwandtschaft für familiäre Bande keine Voraussetzung ist. Hier geht’s zu ihrem Beitrag in der Furche (Si apre in una nuova finestra). [Paywall]

Wieder mal dem Lohndumping auf der Spur war Johannes für DerStandard. DAfür hat er einen Tag auf der Autobahnraststätte verbracht. Ergebnis ist diese feine Reportage (Si apre in una nuova finestra) über eintönige Freizeit, viel Beton und die Seele der Lastwagenfahrer:innen.

Stipendium, Preise und Newsletter-Empfehlung

Veranstaltungstipps

Wenn du Hinweise auf interessante Stipendien oder Termine hast, melde dich gerne bei uns: kontakt@fyi-kollektiv.at (Si apre in una nuova finestra)


P.S. Feedback erwünscht! Wir möchten eure Meinung zu unserem Newsletter wissen. Hier könnt ihr an der Umfrage (Si apre in una nuova finestra) teilnehmen.


Über uns: Wir sind das FYI-Kollektiv, ein Zusammenschluss aus sechs freien Journalist:innen. Wir machen Journalismus, gemeinsam und solidarisch. Wir, das sind: Christian Bunke, Johannes Greß, Naz Küçüktekin, Christof Mackinger, Milena Österreicher und Nadja Riahi. Einen Überblick über unsere Arbeit findet ihr auf unserer Website (Si apre in una nuova finestra).