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Lieber Wolli: wir brauchen Dich!

source: ideogram.ai (Si apre in una nuova finestra)

Liebe Leute,

Ihr habt es mittlerweile vermutlich gehört, einer der Hungerstreikenden von “Hungern, bis Ihr ehrlich seid”, Wolfgang “Wolli” Metzeler-Kick, schwebt mittlerweile in akuter Lebensgefahr, bundesweite Nachrichten nehmen die Geschichte mittlerweile auf. Ich habe für meine Verhältnisse - Klappe halten ist ja nicht so meins - bisher fast gar nichts zum Hungerstreik gesagt, weil ich die Aktion (ähnlich wie den Hungerstreik der späteren LG-Leadership vor der Bundestagswahl 2021) zwar sehr kritisch sehe, aber: es ist ein Hungerstreik, die “stakes” sind so hoch, es ist tatsächlich schwer, “von außen” da hineinzureden, ohne “zu wenig radikal”, unsolidarisch oder pietätlos zu wirken.

Jetzt, wo Wolli kurz vor dem Tod steht, sind wir aber an einem Punkt, an dem ich nicht mehr still zuschauen kann: ich will, dass Wolli lebt. Alle Menschen aus der Bewegung - literally Alle - mit denen ich darüber rede, sagen das Selbe: sie verstehen, warum Wolli und die Anderen das machen; sie sehen die Dramatik; glauben aber, dass sich hier für nichts oder viel zu wenig geopfert wird. Dass diese Aktion nicht das sein kann, wozu Klimaaktivismus geworden ist. Ich kann nicht behaupten, dass ein “wir” diesen Text schreibt. Den schreibe nur ich. Aber nachdem ich diese Gedanken gestern in sozialen Medien postete, bekam ich sehr viel Zuspruch aus der Bewegung, on- wie offline.

Ich weiß nicht, ob es noch einen Weg gibt, Wolli vom Abgrund zurückzuziehen. Mein Umfeld sagt mir, er sei entschlossen. Aber wenn es für Wolli einen Weg zurück zu uns gibt, dann muss die Bewegung ihm diesen bauen: indem wir offen und ehrlich kommunizieren, was die Aktion mit uns macht; und was wir zusammen, als Bewegung, auch in Zukunft machen können und müssen. Wofür wir Wolli und die anderen Hungerstreikenden brauchen.

Maximale Gefahr, minimaler Output

Wollis Leben ist akut gefährdet. Ich will, dass Wolli lebt! Daher mein Aufruf: lieber Wolli, hör mit dem Hungerstreik!

Eine "ehrliche Erklärung" des "Klimakanzlers" zum #Klimaschutz (Si apre in una nuova finestra) wäre politisch wertlos. Du gefährdest Dein Leben also für nichts. Außerdem gibt es kein Szenario, in dem unser eh als durchsetzungsschwacher Schluffi wahrgenommener Kanzler auf Eure Forderung eingeht, weil die Opposition ihm dann vorwerfen könnte, er ließe sich "von ein paar Klimaklebern erpressen". He will not, never ever, yield.

D.h.: es wird keine "ehrliche Regierungserklärung" geben. Auch nach Deinem möglichen Tod würde sich kein Druck auf Scholz aufbauen, etwas zu wiederholen, das wir alle schon wissen, es aber ständig aktiv verdrängen: alle werden beschämt wegschauen. #Verdrängungsgesellschaft (Si apre in una nuova finestra).

Was wird stattdessen passieren? Die Klimabewegung würde von außen als noch durchgeknallter, unsympathischer und endzeitreligiöser wahrgenommen, als wir es ohnehin schon werden. Das wäre nicht Deine Schuld, aber Du würdest diesem Diskurs ordentlich Futter geben, und damit...dem Klimaaktivismus das letzte Bisschen Attraktivität rauben, die er noch hatte, und den wir hart erkämpft haben. Und die wir brauchen, damit wir unseren Kampf nicht völlig alleine führen.

Ein toller, mutiger Mensch

Im Kern weißt Du das aber auch alles schon.

Wir trafen uns ja kürzlich, und ich erlebte Dich als wahnsinnig sympathischen, klugen und fürs Gespräch offenen Menschen, ganz abgesehen davon, wie imponiert ich war, wie Du nach damals 59 Tagen Hungerstreik noch Diskussionen führen und sogar Vorträge halten konntest.

Ich schätze und bewundere Mut, auch Mut zum Durchgeknallten, weil manchmal nur Durchgeknalltes im Normalwahnsinn Öffnungen produzieren kann.

Aber Dein Hungerstreik ist kein Mut, er ist tatsächlich und unterbewusst: Verdrängung Deiner Angst und ein sich-Verstecken vor der Zukunft.

Du weißt, dass das, was Du tust (Hungerstreik) nicht das Erreichen kann, was Du fordert (Ehrlichkeit), und Du weißt, dass Ehrlichkeit nichts bringt, denn die wird verdrängt. So wtf are you doing?

All hands on deck. Not six feet under

Du tust etwas, das vom Einsatz her der scale der Herausforderung entspricht.

Es geht um Alles, also setzt Du Alles, was Du hast: Dein Leben. Aber Du setzt es in ein Spiel ein, das schon verloren ist: der Kampf für Klimaschutz-durch-öffentlichen-Druck ist verloren, wir alle spüren, manche wissen dies. Der Klimakollaps ist da, und damit müssen wir umgehen.

Dem weichst Du aus.

Und das finde ich von Dir selfish: wir brauchen Dich, Dein Herz, Deinen Mut, Deine Sturheit noch. Von den Bedürfnissen Deiner Partnerin oder Deines Sohnes will ich hier nicht sprechen, aber zu wissen, dass diese existieren, hat mich einigermaßen schockiert.

Du lässt Uns allein mit dieser Scheißzukunft, in der so fucking viel zu tun ist. You're taking *the easy* way out, den, in dem Du Dir sagen kannst "ich habe alles gemacht, jetzt ist's vorbei". Aber genau das ist falsch: ja, Du hast alles getan, und wir haben verloren.

Aber das Spiel, oder vielmehr, der Kampf für mehr Klimagerechtigkeit ist noch lange nicht vorbei, der wird im Klimakollaps jeden Tag wichtiger. Und dafür brauchen wir all hands on deck. Not six feet under.

Wir brauchen Dich, Wolli. Please: come back to us. Please live.

Dein Genosse,

Tadzio

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