Fotografieren ist einfach
Ich reagiere meistens ein bisschen genervt, wenn ich Interviews mit Fotograf:innen lese, die großspurig und voller Pathos von ihrer Vision erzählen. In vielen Fällen begeistern sich diese Rockstars eigentlich nur für sich selbst und ihre grandiose Kreativität. Sie zeigen ihre teuren Studios, in denen sie mit noch teureren Kameras und fünf Assistent:innen lupenreine Hochglanzportraits mit schlanken, weißen Models fotografieren.
Das Problem an diesem Habitus: Menschen, die sich ein extravagantes Studio, neu-teure Kameras und Assistent:innen leisten können, bekommen den Eindruck, dies sei eine Grundvoraussetzung, um ein:e gut:e Fotografi:in zu werden. Vielleicht haben sie keine großartige Vision, sondern mögen, ganz schlicht, das Gefühl, eine Kamera in der Hand zu halten und ab und zu den Auslöser zu drücken. Why not.
Der ganze Glamour-Driss ist in meinen Augen auch nicht notwendig. Ich habe keine wundersamen Visionen, besitze kein Fotostudio, beschäftige keine Assistent:innen und fotografiere seit Jahren mit denselben, abgewetzten Kameras, meistens draußen auf der Staße. Und wenn mir der ganze Kamerakram zu bunt wird, klicke auf die Kamera-App meines Smartphones.
Und wenn mich jemand fragt, wie ich zu meinen Bildern komme, antworte ich meist mit einem kurzen Satz:
Ich gucke durch ein Loch und drücke auf einen Knopf.
Mehr ist es im Prinzip auch nicht. Alles andere ist Vertrauen ins Bauchgefühl, Neugier und Erfahrung. Und selbst die braucht kein Mensch, um mit dem Fotografieren anzufangen. Let's fucking do this.