Was tun, wenn dein Kind dich in den Wahnsinn treibt?
Hier erfährst du, warum das Verhalten deines Kindes dich so wütend macht, und was dein inneres Kind damit zu tun hat.
"Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du es nicht tun sollst...", "Wenn du das nicht machst, dann...", "Ich zähle jetzt bis 3...". Solche oder ähnliche Sätze verdeutlichen die pure Verzweiflung und Hilflosigkeit, die Eltern empfinden, wenn ihr Kind wieder einmal nicht das tut, was sie möchten.
Eins in vorab: Kinder machen nie, wirklich nie etwas gegen uns, sondern nur für sich selbst!!! Kein Kind möchte seine Eltern tyrannisieren oder wütend machen.
Kinder spiegeln uns wider. Mit ihren feinfühligen Antennen zeigen sie uns durch ihr Verhalten genau das, was bei uns nicht in Ordnung ist. Besonders in den ersten sieben Lebensjahren sind sie eng mit den Gefühlen der Mutter verbunden. Auch danach sind sie Anzeiger für all das Ungefühlte, Unaussgesprochene und Verdrängte in uns.
Sie merken genau, ob wir mit uns selbst im Einklang sind, ob wir wirklich zu dem stehen, was wir sagen, oder ob es eine Diskrepanz zwischen unseren Worten, Gefühlen und Taten gibt.
Oft spüren sie Dinge, die uns Erwachsenen nicht bewusst sind. Durch ihr Verhalten zeigen sie uns auf, wo wir genauer hinsehen und hinfühlen sollten. Sie konfrontieren uns mit Verletzungen aus unserer eigenen Kindheit.
Seit ich Mutter geworden bin, habe ich viele solcher Erfahrungen gemacht. Es ist faszinierend zu sehen, wie viel uns Kinder lehren können, wenn wir ihr Geschenk annehmen und über uns selbst nachdenken. Diese Erfahrungen ermöglichen es uns, zu wachsen und unser wahres Selbst zu entdecken.
Wenn das kindliche Verhalten uns stark herausfordert, und wir überreagieren, laut werden oder uns unfair verhalten, kann das ein Warnsignal sein, dass es Zeit ist, genauer hinzuschauen. Diese Signale führen uns oft zurück in unsere eigene Kindheit und lassen uns auf unser "inneres Kind" stoßen.
Wir waren alle mal Kinder.
Auf unserem Weg vom Baby/Kind zum Erwachsenen haben wir alle unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die gesunde körperliche und geistige Entwicklung von Kindern hängt von ihren Bezugspersonen ab. Kinder interpretieren alles, was sie erleben, auf sich selbst. Sie übernehmen unsere Überzeugungen und unsere Einstellung gegenüber ihnen. Sie übernehmen auch Verantwortung, wenn ihre Bezugspersonen emotional nicht dazu in der Lage sind.
Wenn ein Kind wenig, bis kaum liebe erlebt, z.B. alleine im Bettchen schreien gelassen wird, weil man glaubt das Kind sollten nicht verwöhnt werden und so schnell wie möglich alleine zu recht kommen, sogar als lästig oder schwierig empfunden wird, zu sachen gezwugen wird die es nicht möchte (z.B. aufessen, Küsschen geben, teilen , sich kitzeln lassen usw.), ständig bestraft und ermahnt wird, ständig mit NEIN und Verbote konfrontiert wird, ohne plausiblen Erklärung.
Das Kind sogar ignoriert wird und Liebesentzug erfährt, weil es nicht das tut was man von ihm erwartet, vielleicht auch sieht wie die Eltern sich ständig bekriegen, sowie für sein verhalten bewertet wird in "gut oder böses Kind", seine Gefühle und Bedürfnisse nicht wahrgenommen werden, und sogar runtergespielt werden mit sätzen wie: “ist doch garnicht so schlimm...es ist nichts passiert, jungs weinen nicht, sei keine Heulsuse, es tut doch garnicht weh, hör endlich auf zu weinen, du hast kein Grund dazu” usw..
Solche Verhaltensweisen, Sätze und Glaubenssätze hinterlassen tiefe Wunden im Kind. Da Kinder den Erwachsenen ausgeliefert sind und ihr Überleben von ihnen abhängt, können sie in Angstsituationen geraten, in denen der Körper viel Cortisol produziert, um genügend Energie zu erhalten, um in den Flucht- oder Kampfmodus zu wechseln. Beispielsweise konnten Kinder früher nicht vor einem gefährlichen Säbelzahntiger weglaufen. Daher können sie weder gegen ihre Eltern kämpfen noch von ihnen weglaufen...
Das einzige was ihm überbleibt ist sich "totstellen", die völlige Erstarrung. Dadurch bleiben die Gefühle und Emotionen insbesondere die Angst und Trauer, sowie die überschüssige Energie im Körper stecken und werden ins Unterbewusstsein und im Nervensystem und Organe verdrängt. Für einem Kind ist es die schmerzhafteste Erfahrung die es geben kann, genau von den Menschen die einem lieben und beschützen sollten, so behandelt zu werden. um damit zurecht zu kommen, Um zu überleben quasi, verdrängt es die Gefühle. Das Gehirn löschst sogar manche Ereignisse komplett aus dem Gedächtnis um sich selbst zu schützen, diese schlummern jedoch im Unterbewusstsein.
Dadurch wird die normale kognitive Entwicklung beeinträchtigt, da die Hirnareale nicht in der Lage sind, die erforderlichen Verbindungen (Synapsen) herzustellen. Dies führt dazu, dass das kindliche Gehirn in seiner emotionalen Entwicklung stecken bleibt. Als Folge davon gibt es Erwachsene, die körperlich gewachsen sind, aber immer noch viele kindliche Verhaltensweisen und Überlebensstrategien anwenden. Sie zeigen wenig bis gar keine Empathie für andere, insbesondere nicht für sich selbst, da ihnen wichtige Schritte der kognitiven Entwicklung fehlen. Sie haben gelernt, dass sie nicht gut genug sind, fühlen sich für die Gefühle anderer verantwortlich, erlauben sich keine Fehler, neigen zum Perfektionismus, sind von sich selbst und ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen abgeschnitten, können kaum Grenzen setzen und überschreiten oft die Grenzen anderer. Sie haben internalisiert, dass nur der Stärkste gewinnt, und befinden sich unbewusst in einem ständigen Kampf mit sich selbst und anderen.
Wenn wir uns dies vor Augen führen, wird uns klar, dass Konflikte, sei es mit unserem Kind, Partner, Familie, Chef usw., oft entstehen, weil wir als Kind nicht gelernt haben, liebevoll mit unseren Gefühlen umzugehen. Unsere Bezugspersonen waren möglicherweise selbst nicht in der Lage, Konflikte friedlich zu lösen und Gefühle zuzulassen. Dadurch haben wir viele negative Glaubenssätze übernommen. In Stresssituationen werden wir dann automatisch in vergangene Notlagen zurückversetzt, ohne es zu bemerken.
Wir werden unbewusst an den Schmerz und die Ohnmacht aus unserer Kindheit erinnert. In solchen Momenten reagieren wir impulsiv, manchmal taktlos, ohne Empathie, werden laut und gemein. Es fehlt uns an Mitgefühl, da der Körper in einer starken Stresssituation ist. Als Kinder haben wir nicht gelernt, damit umzugehen. Unser verletztes inneres Kind meldet sich zu Wort, sodass wir nicht aus unseren erwachsenen und gesunden Anteilen handeln, sondern aus den verletzten und kindlichen. Dies stellt ein großes Problem in unserer Gesellschaft dar. Als Erwachsene spüren wir eine innere Leere und versuchen, diese mit verschiedenen Strategien zu überdecken.
In stressigen und konfliktreichen Situationen geraten unsere Strategien außer Kontrolle, und all unsere unterdrückten Emotionen brechen hervor.
Leider greifen wir oft zur Macht (und manche sogar zur körperlichen Stärke), um uns durchzusetzen. Wir reagieren beleidigt, ignorieren andere, überschreiten Grenzen und verlieren uns selbst. Es fehlt die Empathie, um gemeinsam konstruktive Lösungen oder Kompromisse zu finden. Stattdessen wollen wir nur unsere eigenen Vorstellungen durchsetzen, um den "Kampf" von damals zu gewinnen. Wenn dies mit Kindern geschieht, stellt sich die Frage, wer darunter leidet. Letztendlich ist es eine Tragödie für das Kind und auch für uns selbst, da wir in Stresssituationen die Kontrolle verlieren und die Realität nicht klar sehen. Wir erkennen nicht, dass keine Bedrohung besteht, unser Gegenüber uns nichts Böses will, sondern nur Bedürfnisse hat. Es spiegelt lediglich unsere negativen Gefühle und Erlebnisse aus der Kindheit wider.
Unsere Eltern und Großeltern waren früher auch Kinder... Über Generationen hinweg wurden diese Wunden und Traumata weitergegeben, was einen Teufelskreis darstellt. Es geht nicht darum zu behaupten, dass die eigenen Eltern schuld sind, sondern vielmehr darum, die eigenen Leiden und Schmerzen anzuerkennen, um eine Verbindung zu sich selbst herzustellen
Die gute Nachricht ist: Es gibt einen Ausweg! Es ist möglich, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Wenn wir beginnen, uns selbst zu hinterfragen und uns ernst zu nehmen, sollten wir uns nicht länger unsere Gefühle absprechen. Stattdessen sollten wir uns die fehlende Liebe und Geborgenheit von früher selbst schenken.
Durch Selbstreflexion sollten wir aufhören, anderen die Schuld zuzuschieben, und stattdessen die Verantwortung für unsere Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen übernehmen. Es ist wichtig, Situationen, die uns ärgern, zu analysieren – auch im Nachhinein, da in Wutphasen das rationale Denken aussetzt ("siehe oben Kampf- oder Fluchtmodus"). Es ist an der Zeit, endlich Kontakt zum inneren Kind aufzunehmen, es zu umarmen, ihm zu erklären, dass es nicht mehr in Not ist und wir uns um es kümmern!
Durch Selbstreflexion und gegebenenfalls professionelle Hilfe können wir bewusste und unbewusste Verletzungen und Traumata aus der Kindheit integrieren und Zugang zu verdrängten und unterdrückten Gefühlen von damals finden. Wir sollten diesen Gefühlen und Tränen den angemessenen Raum geben. Wenn wir uns selbst endlich wirklich wahrnehmen und zu unserer Wahrheit stehen, können wir uns selbst sowie anderen Menschen mit Liebe, Geduld und Empathie begegnen. Wir werden in anderen keine Bedrohung mehr sehen. Auf diese Weise können wir die fehlende kognitive Reife nachholen, unser wahres Potenzial entwickeln und ein erfülltes Leben führen, denn wir wissen: Wir halten unser Schicksal selbst in der Hand.
Beim nächsten Konflikt mit deinem Kind (oder mit jemand anderem, der dich wütend macht oder verletzt),frage dich, was dir diese Situation sagen möchte. Suche nach versteckten Hinweisen und überlege, was du brauchst. Versuche herauszufinden, warum du dich so fühlst, und bedenke auch die Bedürfnisse deines Gegenübers. Beginne mit Empathie, damit du auch anderen empathisch begegnen kannst. Öffne dein Herz und teile mit, was dich stört oder was du brauchst. Es könnte sein, dass es nicht beim ersten Mal klappt und es möglicherweise mehrere Versuche braucht, da man es zuerst erlernen muss.
Doch unser Gehirn und unsere Psyche sind in der Lage, das Alte zu überschreiben, sobald man sich davon gelöst hat oder den damaligen Schmerz gefühlt hat – es ist wie Magie.
Entschuldige dich aufrichtig, wenn du jemanden unabsichtlich verletzt hast. Sei nicht zu hart zu dir selbst, wenn es nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast.
Sei in solchen Momenten fürsorglich und liebevoll zu dir selbst, so wie du es in manchen Situationen vielleicht nicht erlebt hast. Du bist gut, so wie du bist. Fehler gehören dazu. Fühle dich nicht schlecht gegenüber dir selbst oder deinem Kind, weil du dir jetzt Sorgen machst, dass du ihm Traumata auf den Weg gegeben haben könntest. Wenn du deinen Rucksack entrümpelst, wird dein Kind nicht deine Last tragen müssen.
Wenn es dir nicht gelingt, aus diesem Kreislauf auszubrechen, suche bitte Unterstützung. Es ist wichtig, keine Scham zu empfinden. Es zeigt Stärke, zu seinen Gefühlen und seiner Hilflosigkeit zu stehen, auch wenn die Gesellschaft etwas anderes suggerieren mag😉.
Deine Maria♥