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Finanzmärkte: Tanz auf dem Drahtseil!

Kann es sein, dass die Entwicklung der letzten 13 Jahre an den Aktienmärkten Merkmale von einem Ponzi-System hat? Über"Money Printing" der Zentralbanken und sein unternehmerisches Pendant "Stock Printing".

Tim Denning stellt in einem Beitrag auf Medium eine gewagte These auf. Die Aktienmärkte gleichen in ihrer derzeitigen Situation immer mehr einem Ponzi-System. Den ganzen Artikel kannst du hier lesen. 

https://medium.com/@timdenning/the-stock-market-is-a-ponzi-scheme-2776f075b67b (Si apre in una nuova finestra)

Die Zentralbanken drucken mehr Geld und bringen dieses in Umlauf. Diese enormen Geldmengen kommen aber tendenziell nicht in der Realwirtschaft und beim Verbraucher an, sondern fließen größtenteils in Vermögenswerte (Aktienmärkte und Immobilien hauptsächlich). Schnelle Erholungen an den Aktienmärkten sind ein anschauliches Beispiel dafür. Nur mit sehr viel Geld und einer gehörigen Portion Optimismus, gepaart mit Alternativlosigkeit bei Investments) kommt es immer wieder zu dieser Erholungen an den Märkten – ohne, dass die volkswirtschaftlichen Daten dies unterstützen. 

Investoren standen bis vor ein paar Monaten vor einem Dilemma, denn ein Engagement an den Aktienmärkten und am Immobilienmarkt war quasi alternativlos angesichts von Nullzins-Politik und der negativen Rendite bei Anleihen, wenn man Inflation und Kosten mit einrechnet. Da die Immobilienpreise in den letzten Jahren ebenfalls starke Steigerungsraten verzeichnen und der Erwerb einer Immobilie etwas mehr Expertise und Aufwand bedeutet als der Kauf von Aktien über eine Direktbank, fließen dass neu erschaffene Geld und die Ersparnisse der Privatanleger mehrheitlich in die Aktienmärkte. Daran hat sich bisher nicht so viel geändert, auch wenn Anleihen mittlerweile recht ordentliche Renditen bieten.

Ordentliche Renditen gibt es aber nur für diejenigen, die jetzt Anleihen kaufen. Wer vor einem Jahr dieses Szenario antizipieren wollte, sitzt auf großen Kursverlusten bei den Anleihen. Wenn kein Wunder geschieht, werden Anleihen in diesem Jahr zum dritten Mal hintereinander eine negative Performance aufweisen. Das gab es historisch noch nie in der Geschichte der Finanzmärkte.

Aktiengesellschaften damals und heute

In der Anfangszeit von Aktiengesellschaften beteiligten sich mutige Investoren an einer dieser, um deren Unternehmungen zu finanzieren. Handelsgesellschaften, die Schiffe für den Überseehandel ausrüsteten, gehörten zu den ersten Aktiengesellschaften. Es ging damals und bis weit in die Zeit des letzten Jahrhunderts bei solchen Beteiligungen ausschließlich darum, eine jährliche Gewinnausschüttung in Form von Dividenden zu erhalten. Investoren stellten Kapital zur Verfügung, das Unternehmen setzte dieses Kapital ein, um Gewinne zu erzielen. Diese wurden an die Investoren ausgeschüttet. Es ging nur um Dividenden!

Heute ist das in einigen Branchen regelrecht uncool. Das kann man so sehen, aber diejenigen, die sich an Unternehmen beteiligen, die gar keine Dividende zahlen, müssen zwangsläufig hoffen, dass die Kurse steigen. Er bekommt keine Rendite auf sein Investment in Form von Dividenden. Auch die Kursgewinne sind lediglich Buchgewinne, denn real werden sie erst, wenn man die Aktien verkauft. Das machen aber die wenigsten Privatanleger, denn in der Annahme, dass die Kurse immer weiter steigen, würden sie ja Gewinne verpassen, wenn sie heute Aktien verkaufen würden. So nährt die Hausse die Hausse, und zwar aus rein psychologischen und emotionalen Gründen. Die Bewertungen der Aktien der betroffenen Unternehmen haben sich teilweise extrem von der wirtschaftlichen Realität und ihren Durchschnittswerten entfernt. 

Was hat das Ganze mit einem Ponzi-System zu tun? 

Als Schneeballsystem oder Pyramidensystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die zum Funktionieren eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigen, analog einem den Hang hinab rollenden und dabei stetig anwachsenden Schneeball. Vermeintliche Gewinne beziehungsweise vielmehr Liquiditätsüberschüsse entstehen fast ausschließlich dadurch, dass neue Teilnehmer in dem System mitwirken, eigenes Kapital einbringen oder erwirtschaften. (…) Schneeballsysteme sind Spezialfälle von Konstrukten, welche auf ständiges Wachstum unter endlichen Rahmenbedingungen angewiesen sind und daher in der Regel innerhalb weniger Jahre zusammenbrechen bzw. auffliegen. 

Quelle: Wikipedia, www.de.wikipedia.org (Si apre in una nuova finestra)

Viele der „heißen“ Tech-Unternehmen zahlen keine Dividenden. Was machen sie stattdessen? Sie kaufen von ihren enormen Cash-Beständen eigene Aktien zurück und verringern damit die Anzahl der frei umlaufenden Anteile. Damit wird eine wichtige Kennzahl, das EPS (Earnings per Share/ Gewinn pro Aktie) beeinflusst. Da die ausgewiesenen Gewinne der Unternehmen gleich bleiben, kann das Unternehmen trotzdem eine Steigerung beim EPS erreichen, indem es die Anzahl der Aktien, auf die die Gewinne aufgeteilt werden müssen, verringert. Beim Umsatz- und Gewinnwachstum passiert nichts, aber das EPS-Wachstum kann man auf diese Art signifikant steigern.

Die Sache funktioniert aber auch anders herum. Wenn ein Unternehmen, dass gerade „heiß“ ist und im Mittelpunkt des Interesses steht, neue Aktien ausgibt, werden diese neuen Aktien ohne Zögern von den Anlegern gekauft. Wieder die Geschichte von den ewig steigenden Aktienkursen in der Wahrnehmung der Anleger, die rationales Handeln behindert. Mehr Aktien beim gleichen Gewinn verwässern das EPS. Das bedeutet in diesem Fall – es fällt. Das wird aber in Phasen der Gier und des grenzenlosen Optimismus von vielen vernachlässigt. Dem Unternehmen fließt auf diese Art frisches Kapital zu. Dem Käufer bleibt wieder nur die Hoffnung auf weiter steigende Kurse, denn Dividenden gibt es immer noch nicht. 

Das Märchen von den reinvestierten Gewinnen, um Wachstum zu finanzieren!

Warum werden keine Dividenden ausgeschüttet? Als Begründung hören wir seit Jahren von den Unternehmen, dass sämtliche Gewinne in weiteres Wachstum investiert werden. Die meisten Anleger glauben das. Ich glaube das nicht! Wieso hat ein Unternehmen wie Apple rund 300 Milliarden Dollar Cash auf seinen Konten? Wahrscheinlich deshalb, weil es bereits gut in das eigene Wachstum investiert hat. Die 300 Milliarden Dollar werden offenbar nicht gebraucht. Apple zahlt sogar eine kleine Mini-Dividende – wie nett.

Noch einmal zur Verdeutlichung ein Beispiel: Ein Apple-Aktionär, der vor zwei Jahren gekauft hat, sitzt womöglich auf Buchgewinnen von fast 100 Prozent. Die Dividendenrendite beträgt ungefähr 1  Prozent – abhängig vom Kaufkurs. Das ist der einzige Cashflow, den dieser Anleger mit der Beteiligung an Apple erzielt. Das Dilemma ist, dass er auf großen Buchgewinnen sitzt, diese aber erst real werden, wenn er die Aktien verkauft. Er verkauft aber nicht, weil er annimmt, dass der Kurs morgen oder nächste Woche vermutlich höher steht. Ein Teufelskreis.

Money Printing und Stock Printing:

Basis für ein Ponzi-System!

Der Trick mit den Buybacks von eigenen Aktien oder der Ausgabe von neuen Aktien funktioniert nach dem gleichen Schema, wie die Zentralbanken Geld drucken. Letztere betreiben „Money Printing“ in großem Stil, bei den Unternehmen kann man das als „Stock Printing“ bezeichnen. Sie können Aktien zurückkaufen und damit die Anzahl der umlaufenden Aktien verringern. Das steigert das EPS und damit den Wert der Aktie. Sie können neue Aktien ausgeben (Stock Printing) und damit die Anzahl der umlaufenden Aktien erhöhen. Der Anleger erhält dann für den gleichen Preis, den er für eine Aktie bezahlt, ein geringeres EPS und damit weniger Value (Wert). Es ist ein sehr variables System. Je nach Marktlage, Käuferinteresse, Kapitalbedarf und Aktienkurs kann es beliebig angepasst werden.

Börsennotierte Unternehmen werden alles dafür tun, ihre Aktienkurse nach oben zu heben oder zumindest in einem positiven Preisbereich zu halten – vor allem die Unternehmen, die keine Dividende zahlen. Sie müssen ein Gewinnwachstum und ein EPS-Wachstum aufweisen, dass die hohen Kurse halbwegs rechtfertigt. Das müssen sie unter anderem deshalb, damit die Illusion bei den Anlegern erhalten bleibt, dass die Kursentwicklungen immer weiter in die Zukunft fortgeschrieben werden können. 

Sind die Ergebnisse gut, werden neue Aktien ausgegeben. Wackelt das EPS-Wachstum, werden eigene Aktien zurückgekauft und das EPS damit stabilisiert. Das ist Stock Printing.

In dieser wunderbaren Welt bekommt der Anteilseigner dieser Unternehmen nichts vom Kuchen ab. Was er bekommt, ist die Illusion von ewig steigenden Aktienkursen. Diese Entwicklung kann man durchaus als Ponzi-System bezeichnen. Nur dass hier niemand betrügen will. Ein wichtiger Aspekt von einem Ponzi-System liegt in der Hoffnung begründet, dass es gut geht. Was es nicht muss.

Problematisch ist es schon länger. Denn das System von Money Printing und Stock Printing funktioniert nur dann, wenn es genügend Käufer und Konsumenten gibt. Bei einem wirtschaftlichen Abschwung oder einer Rezession, verbunden mit erheblicher Arbeitslosigkeit und damit weniger Kaufkraft seitens der Konsumenten wird das eine Segeltour hart am Wind.

Wenn keiner mehr kauft – egal ob beim Autohändler oder an der Börse – purzeln die Preise von Waren und Dienstleistungen und auch die Aktienkurse ganz schnell. Aktienkurse wahrscheinlich sogar schneller, als die meisten denken, denn die Erkenntnis, dass die Party erst einmal zu Ende ist, ist ja keine Geheimwissenschaft. Zu dieser Erkenntnis kommen dann viele Anleger – und meistens zum gleichen Zeitpunkt. Das ist der Moment, wenn jemand im Theatersaal „Feuer“ ruft und alle zum Notausgang rennen. Aber die Tür ist verdammt schmal, durch die alle hinaus wollen.

Fakt ist, dass in einem Fall, dass alle zum Notausgang raus wollen, jedes System, dass auf Optimismus und Glaube an immer bessere Zeiten (Kurse) aufgebaut ist, ganz schnell zusammenbricht. Das sind die Merkmale eines Ponzi-Systems. So ein System „verhebt sich“ an seiner eigenen Schwerkraft.

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