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Seelsorge: Mit Kindern über das Sterben sprechen

Hallo Sina, ich kenne dein Profil auf Instagram und bin darüber bei Steady gelandet. Ich würde mich sehr über deine Gedanken zu einer uns vorstehenden Herausforderung freuen.

 

Wir haben heute erfahren, dass unser Kater im Sterben liegt. Länger als eine Woche werden wir wohl nicht mehr haben.

Unsere Tochter wird bald 4 und uns fehlt der Ansatz mit ihr darüber zu sprechen. Uns fehlen gerade selber die Worte. Kennst du ein gutes Buch oder wie würdest du das angehen?

 

Daneben haben wir gestern erfahren, dass unsere Tochter einen kleinen operativen Eingriff braucht und dies wird uns übernächste Woche bevor stehen.

 

Ich würde mich sehr über deine Gedanken freuen.

 

Lieben Gruß,

M.

 

 

 

Liebe M.,

 

danke für deine Zeilen. Da es eurem armen Kater ja sehr akut schlecht geht, ist es vielleicht schwierig, auf eine Antwort noch bis Montag warten zu müssen.

Ich kann es unglaublich gut nachvollziehen, dass es schwierig ist, mit den Kindern das Thema "sterben" zu besprechen, denn wenn wir mal ehrlich sind, ist das auch für uns Erwachsene ein echt schwieriges Thema und manchmal haben wir für uns selbst noch gar nicht richtig geklärt, wie wir selbst zu diesem Thema eigentlich stehen. Gibt es ein Leben nach dem Tod? Sind Verstorbene an einem bestimmten Ort oder einfach "weg"? Werden alle Lebewesen wiedergeboren? ich glaube, dass das wichtigste im Umgang mit Kindern ist, dass wir uns selbst bewusst werden, was für eine Vorstellung wie davon haben, was nach dem Tod sein wird. Und dabei kommt es gar nicht drauf an, "Richtigkeiten" ausfindig zu machen oder den Kindern eine gedanklich einwandfreie Marschroute vorzugeben. Auch "Ich weiß es nicht genau, aber ich denke oft darüber nach" kann eine Antwort sein. Aber wir sollten uns in sofern wappnen, dass wir mit den Kindern ein Gespräch führen können und auf ihre Frage "Was wird dann sein?" eine Antwort wissen. Da letztlich kein Mensch mit Sicherheit sagen kann, wie der Tod ist und ob er endgültig ist (was auch für Haustiere gilt), geht es mehr um eine natürliche Gesprächsatmosphäre als um kluge Antworten. Denn wenn Eltern rumdrucksen, nicht wissen, was sie sagen sollen oder das Thema tabuisieren, schafft das für Kinder Unsicherheiten. Dies sollte vermieden werden. 

 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder dem Thema Tod/Sterben gerade in diesem jungen Alter noch sehr unvoreingenommen und offen entgegentreten. Wir haben den Sterbeprozess der Oma meines Mannes begleitet - mit Aussegnung am offenen Grab. Es war total erstaunlich, wie gerade die jüngeren Kinder einfach ganz natürlich dabei waren und neben dem Sarg der Uroma gespielt haben und lustig waren - während die älteren Kinder nicht mit anwesend waren. Wir hatten es allen einfach freigestellt. Auch für uns Erwachsene hat es der Situation eine gewisse Leichtigkeit gegeben, dass die Kinder mit im Raum waren. Es hat gezeigt: Das Leben geht weiter, eine neue Generation wächst heran.

 

Das ist die erste Frage, die ihr euch stellen solltet: Gibt es die Möglichkeit und wollt ihr, dass eure Tochter den toten Kater nochmal sehen darf? Wenn er bei euch zuhause ist, kann das natürlich hilfreich sein, ihr den Kater zu zeigen und zu sagen "Schau, da liegt er. ER ist eingeschlafen, aber es ist ein Schlaf, aus dem er nicht mehr aufwachsen wird. Das nennen wir sterben. Sein Leben ist jetzt vorbei." Meinen Kindern hat beim Verstehen auch geholfen immer wieder aufzuzählen, was "lebendig sein" bedeutet: bewegen, laufen, springen, sehen, essen, atmen. Und dann entsprechend im Umgang mit dem Sterben (bei Mensch oder Tier) aufzuzählen, was das Tote Tier nun eben nicht mehr kann: es wird nicht mehr laufen, es wir die Augen nicht mehr öffnen, es wird nicht mehr springen und schnurren. Kinder verstehen das in ihrer kindlichen Welt sehr gut. 

 

Für die Trauerbewältigung und zum Abschied nehmen (wenn das notwendig ist, je nachdem wie eng das Verhältnis zum Tier war) kann es sich anbieten, ein Abschiedsritual anzubieten, denn darauf kann man später immer wieder Bezug nehmen: Wenn das Kind nach dem Tier fragt, kannst du antworten "Wir haben uns von ... verabschiedet. Erinnerst du dich noch als wir..." Das hilft Kindern, denn Abschiede kennen sie. Und wenn man eine Art Ritual pflegt, lernen sie, dass es eben Abschiede gibt, die für immer sind. Man könnte eine "Erinnerungskiste packen, wo 2, 3 Spielzeuge des Tiers drin sind und ein Foto oder ihr könnt ein Foto an einer zentralen Stelle aufhängen. Dann hast du, wenn deine Tochter nach dem Kater fragt, immer die Möglichkeit, die Kiste oder das Fotoalbum hervorzuholen (oder ihr geht zu dem Foto, das ihr aufgehängt habt) und dann erinnerst du sie "...ist nicht mehr da. Der ist tot. Weißt du noch, was das bedeutet (gemeinsam aufzählen, was Tote alles nicht mehr können)? Wir haben doch zum Abschied diese Kiste gepackt - und nun können wir ... nun noch auf dem Foto sehen." Manchmal, wenn das Thema für die Kinder nicht schwer oder belastend scheint, könnt ihr euch auch an Dinge erinnern, die ihr mit dem Kater erlebt habt. Dadurch bekommen Kinder unterbewusst mit (und das hilft ihnen vielleicht später), dass dieser Abschied nicht bedeutet, dass das Lebewesen keine Bedeutung hatte, sondern in unseren Gedanken weiter lebt. Das fasst eine 4jährige vielleicht noch nicht ganz, aber wie gesagt: auch unterbewusst kann das hilfreich sein.

 

Und dann bereite du dich innerlich vor auf die Frage "Wo ist... jetzt?" Wie gesagt: es ist gar nicht entscheidend, dass das richtig ist. Es ist wichtig, deiner Tochter mitzugeben, dass du mit dem Thema souverän umgehst und für dich eine Antwort hast. Völlig egal, ob du sagst "Ich stelle mir vor, alle gestorbenen Katzen werden zu Sternen am Himmel und immer wenn es dunkel ist, können wir uns an sie erinnern" oder ab du sagst "Die Katze wird in der Erde vergraben und wird dann wieder zu Erde." Manchmal sind Kinder auch selbst total phantasievoll und klug und man kann sie fragen "Hast du eine Idee, wo...ist?" Wenn sie dir etwas erzählt, würdige ihre Idee. Es gibt kein richtig und kein falsch, sondern letztlich ist alles erlaubt, was uns hilft. Und gerade bei schweren und kummervollen Momenten ist viel wichtiger: Drüber sprechen lernen. Auch die Frage "Bist du traurig?" oder ein eigenes "Ich bin sehr traurig!" sind da absolut wichtig und da sind wir als Eltern Vorbilder für unsere Kinder. Was Kinder benennen und mit uns besprechen könne verliert den Schrecken der Ungewissheit. Das ist wichtig. 

 

Ich wünsche euch viel Kraft und gute Gespräche und einen nicht allzu schweren Abschied von dem Kater,

 

Sina

 

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