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Was in deinem Gehirn passiert, wenn du kreativ bist

Jeden Freitag erzähle ich dir von Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Psychologie, die du kennen solltest. Heute: über drei neuronale Netzwerke, deren Zusammenspiel wichtig ist.

Wann dachtest du das letzte Mal: Wow, das ist kreativ!?

Bei mir war das der Fall, als ich dieses Bild gesehen habe (und sehr lachen musste):

Der Perspektivwechsel hat mich überrascht. Klar ist aber auch: Damit man das Bild überraschend oder lustig finden kann, braucht man Vorwissen. Man muss wissen und sich daran erinnern (!), dass eine der berühmtesten Geschichten von Franz Kafka damit beginnt, dass der Protagonist aufwacht und sich auf einmal in ein Ungeziefer verwandelt hat.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber Kreativität spielt in meinem Leben eine große Rolle. Nicht, weil ich selbst so unfassbar kreativ bin (das habe ich neulich gemessen, das Ergebnis steht ganz unten!), sondern weil ich es liebe, wenn ich mit Kreativität konfrontiert bin.

Die besten Basketballspieler waren für mich immer die, die das Spiel kreativ gespielt haben. Die Pässe gesehen haben, die sonst niemand gesehen hat. Das gilt auch für andere Sportarten: Die Steilpässe von Toni Kroos werden von den Kommentatoren ständig als besonders kreativ hervorgehoben (und das sind sie wohl auch). Ein, zwei davon wären heuten Abend gegen Schottland ganz praktisch.

Kreativität hat immer auch etwas von Genialität – wir bewundern diejenigen, die kreativ sind.

Dabei ist Kreativität auch alltäglich. Wir alle sind immer wieder kreativ, wenn wir uns beim Kochen neue Rezepte ausdenken, beim Heimwerken ein Möbelstück bauen oder ein Lied anders singen, als es ursprünglich geschrieben wurde.

Also: Woher kommen diese kreative Ideen? Im Gegensatz zur romantischen Vorstellung von einem rein spontanen Prozess gibt es immer mehr Beweise aus der Psychologie und Neurowissenschaft, dass Kreativität kognitive Anstrengungen erfordert. Kreatives Denken ist ein dynamisches Zusammenspiel zwischen dem Gedächtnis und den Kontrollsystemen des Gehirns. Darum geht es heute. In den nächsten Wochen geht es dann darum, was manche Menschen kreativer macht als andere – und darum, ob und wie man kreativer werden kann.

Kreativität ist ein Zusammenspiel von drei wichtigen Netzwerken

Fangen wir vorne an. Immer mehr neurowissenschaftliche Studien (Si apre in una nuova finestra) kommen zu dem Ergebnis, dass kreative Prozesse aus einem Zusammenspiel von drei wichtigen neuronalen Netzwerken entstehen:

  1. Das exekutive Netzwerk

  2. Das Default-Mode-Netzwerk

  3. Das Salienz-Netzwerk

Schauen wir uns kurz an, was diese Netzwerke ausmacht.

Das Exekutivnetzwerk spielt eine entscheidende Rolle beim kreativen Denken, indem es die Auswahl und Unterdrückung von Gedanken und Handlungen systematisch steuert. Das Exekutivnetzwerk, an dem in erster Linie der präfrontale Kortex beteiligt ist (genauer vor allem der dorsolateralen präfrontale Kortex und der posteriore parietale Kortex um den intraparietalen Sulcus herum) unterdrückt bestimmte Handlungen und Gedanken.

Warum ist das wichtig? In dem großen Pool von möglichen Handlungen, die praktisch in jeder Sekunde vor uns liegen, müssen wir uns irgendwie entscheiden, was wir machen und was wir lassen. Das Exekutivnetzwerk sorgt dafür, dass wir uns auf die relevantesten oder machbarsten Optionen konzentrieren. Beim kreativen Denken hilft das exekutive Netzwerk dabei, unwahrscheinliche oder wenig hilfreiche Optionen zu eliminieren. (→ Mehr (Si apre in una nuova finestra) zu diesem Netzwerk.)

Das Default Mode Network (DMN) ist für die spontane Vorstellungskraft verantwortlich. Das heißt: Immer, wenn du die Augen schließt, dich von der äußeren Umgebung löst und deine Aufmerksamkeit nach innen richtest, wird das DMN aktiviert. Das weiß man auch deshalb, weil genau dieses Netzwerk aktiv ist, wenn man Proband:innen in einen MRT-Scanner schiebt und sie keine weiteren Aufgaben haben, als einfach nur da zu liegen und sich zu entspannen.

Was passiert, wenn wir gedanklich abschweifen? Eine große Rolle spielt unser Gedächtnis, denn wenn wir die Augen schließen und mit unseren Gedanken allein sind, gibt es keine Reize von außen, die unser Gehirn verarbeite müsste. Wenn wir uns die Zukunft vorstellen, wird deshalb eine Region aktiviert, die auch an der Erinnerung an die Vergangenheit beteiligt ist: der Hippocampus.

Das Netzwerk stützt sich also auf Erinnerungen an frühere Erfahrungen, um auf frei assoziative Weise neue Ideen und Bilder zu generieren und so einen mentalen Raum für Fantasie und Tagträume zu schaffen.

Ein wichtiger Bestandteil des kreativen Prozesses ist die Fähigkeit des DMN, auf Elemente aus früheren Erfahrungen zuzugreifen und diese zu neuen Konfigurationen zusammenzufügen. Es dient als eine Art Bibliothek früherer Erfahrungen, die das Rohmaterial für kreative Gedanken liefert. (→ Mehr (Si apre in una nuova finestra) zu diesem Netzwerk.)

Das Salienz-Netzwerk lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das, was zu einem bestimmten Zeitpunkt am interessantesten oder am wichtigsten ist. Das Salienz-Netzwerk umfasst Gehirnregionen wie die Insula, den anterioren cingulären Cortex (ACC) und die Amygdala. Dieses Netzwerk ist dafür verantwortlich, die Relevanz interner und externer Reize zu bestimmen und die Aufmerksamkeit zwischen diesen beiden Bereichen auszugleichen. Das heißt: Es wirkt wie eine Art Moderator zwischen dem exekutiven Netzwerk (das äußere Reize bewertet) und dem Default-Mode-Network (das für innere Reize und Interozeption (Si apre in una nuova finestra) zuständig ist).

Durch die Identifizierung und Hervorhebung wichtiger Reize hilft das Salienz-Netzwerk, relevante interne Erfahrungen und externe Informationen beim kreativen Denken zu integrieren. Dieser Prozess hilft wiederum bei der Auswahl und Kombination neuartiger Ideen und fördert die Kreativität, indem er sicherstellt, dass sich das Gehirn auf die relevantesten Elemente für innovatives Denken konzentriert. (→ Mehr (Si apre in una nuova finestra) zu diesem Netzwerk.)

Wie man Kreativität misst

Ein Zwischenfazit: Beim kreativen Denken greift das Gehirn also auf unser Gedächtnis zurück. Erinnerungen an bereits Erlebtes oder bereits Gesehenes werden abgerufen und miteinander kombiniert. Wir stellen uns gewissermaßen die Zukunft vor, es entstehen neue Gedanken, die wir bisher nicht hatten. Ohne Gedächtnis wäre unser Verstand ein unbeschriebenes Blatt – das wäre nicht sonderlich förderlich für Kreativität, denn diese erfordert Wissen (siehe Kafka) und oft auch Können. Ohne mentale Kontrolle wären wir nicht in der Lage, das Denken in neue Richtungen zu lenken und zu vermeiden, dass wir an bereits Bekanntem kleben bleiben.

Wie wichtig dieses Zusammenspiel und dieses Nicht-kleben-bleiben ist, sieht man, wenn man versucht, kreatives Denken zu messen.

Das machen Psycholog:innen oft, indem sie Menschen bitten, sich ungewöhnliche Verwendungsmöglichkeiten für gewöhnliche Gegenstände auszudenken. Sie fragen dann zum Beispiel: Wofür könnte man diese Tasse oder diesen Pappkarton noch verwenden?

Die Antworten können auf verschiedenen Dimensionen analysiert werden, wie zum Beispiel die Anzahl der Ideen, wie auch deren Originalität. Erstaunlicherweise tun sich viele mit dieser scheinbar einfachen Aufgabe schwer und schlagen nur Verwendungszwecke vor, die den typischen Verwendungszwecken für den Gegenstand sehr ähnlich sind. Was manche Menschen kreativer als andere macht, schauen wir uns nächste Woche an. Zunächst noch eine andere Frage:

Wie kreativ bist du?

Ich hab es oben schon angekündigt: Neulich habe ich meine eigenen Kreativität gemessen. Wissenschaftler:innen des „Georgia Institute of Technology“ aus Atlanta haben nämlich einen Test entwickelt, den man selbst absolvieren kann. Er geht ganz einfach (und ist endlich mal kein unseriöser Bullshit-Test irgendeines Online-Portals):

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