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Jenny Devenny, Alex Peter: Race Cars - Ein unfaires Rennen

Meine Familie lebt ein unfassbar privilegiertes Leben. Wir wohnen mit genügend Geld in einer der wohlhabendsten Weltgegenden - und was Rassismus ist, wissen wir zwar, aber wir mussten und werden ihn wohl nie am eigenen Leib erfahren. Für mich bedeutet das auch: Über Rassismus sprechen und schreiben, das fällt mir schwer. Ich habe keine Übung darin und bin unsicher, weil ich nicht unbeabsichtigt Klischees transportieren oder unangebrachte Begriffe benutzen will. Dennoch ist es so wichtig, dass die Privilegierten die Arbeit gegen Rassismus nicht nur den Betroffenen überlassen.

Für Menschen wie mich und für alle, die sich bewusst mit Rassismus auseinandersetzen und mit Kindern darüber sprechen wollen, gibt es dieses wirklich hervorragende Kinderbuch. Zugegeben, ich war am Anfang skeptisch: Muss man Rassismus wirklich in die Welt von Rennautos versetzen, um ihn Kindern verständlich zu machen? Nach dem Lesen und Vorlesen denke ich: Man muss nicht, aber man kann - es funktioniert. Das weiße Rennauto Ace und das Schwarze Rennauto Chase sind beste Freunde. Jedes Jahr treten sie gemeinsam beim großen Rennen an und freuen sich über die Erfolge des anderen. Doch nach und nach verschärft der Rennausschuss (besetzt mit weißen Autos) die Regeln so, dass der Schwarze Chase keine Chance mehr hat, das Rennen zu gewinnen. Während Chase an sich zu zweifeln beginnt, merkt Ace lange nicht, was vor sich geht. Erst als er bei einem Rennen nach den Regeln für Schwarze Autos fährt, erkennt er die Ungleichbehandlung.

Ich bin keine Expertin für Bücher über Rassismus, mein Urteil ist sicher noch stärker als sonst von meiner subjektiven Sicht auf die Dinge geprägt. Aber ich finde, dass die Geschichte die Ursachen und Auswirkungen von strukturellem Rassismus sehr anschaulich darlegt: Der Benachteiligte sucht die Fehler bei sich, der Privilegierte erkennt seine Privilegien nicht, und diejenigen, denen die Ungleichbehandlung auffällt, haben oft nicht den Mut, dagegen zu protestieren. Mein einziger winziger Kritikpunkt: In der Geschichte gehen die rassistischen Regeln von einer kleinen Gruppe aus, dem Rennausschuss; der Rest ist "unschuldig". In der Realität müssen wir aber wohl eher davon ausgehen, dass Rassismus uns nicht von einer mächtigen Minderheit "übergekippt" wird, sondern dass wir fast alle, mehr oder weniger bewusst, dazu beitragen - sei es nur durch unreflektiertes Weitergeben bestimmter stereotyper Vorstellungen.

Das Buch hat noch eine zweite große Stärke: Es lässt Menschen wie mich, die ungeübt darin sind, über Rassismus zu sprechen, nicht allein. In je einem Vorwort erklären die Autorin, die in den USA antirassistische Psychotherapie anbietet, und die Herausgeberin die Entstehung des Buches. Im Anhang finden sich zu verschiedenen Stellen im Buch mögliche Diskussionsfragen, ergänzt durch Anmerkungen und Hintergrundinformationen für Erwachsene, mit denen sie die Diskussionen fundiert führen können. Sie stammen von der Übersetzerin Melody Makeda Ledwon und von Olaolu Fajembola, die auch selbst ein erfolgreiches, rassismuskritisches Buch geschrieben hat. Es heißt "Gib mir mal die Hautfarbe".

Mein Fazit: Eine hervorragend gelungene Unterstützung für alle, die mit Kindern über Rassismus sprechen wollen - und für alle, die davor (noch) Berührungsängste haben.

Penguin Junior Verlag, ab 5 Jahren (was ich noch etwas früh finde, denn die Geschichte ist nicht kurz und das Sprechen darüber braucht Zeit), 15 Euro.

Cover von "Race Cars - Ein unfaires Rennen" von Jenny Devenny und Alex Peter, erschienen im Penguin Junior Verlag.

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