Was zur Hölle ist in den USA los? Über Trumps Medienstrategie
Wie Trump wohlwollende Berichterstattung sichert
Es ist schockierend, wie Donald Trump die Macht des Weißen Haus nutzt, um kritische Medien zu bestrafen und um Kanäle zu stärken, die Verschwörungsmythen und für ihn passende Erzählungen verbreiten. Ein Beispiel: Als der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth Mitte Februar in der Ukraine Präsidenten Selenskyj traf, wer war als „Medienvertreter“ mit dabei (Si apre in una nuova finestra)? Der rechte Akteur Jack Posobiec, er ist eine jener Personen, der die hochproblematische Pizzagate-Verschwörungserzählung verbreitete. Trumps Team hat die journalistische Selbstverwaltung (Si apre in una nuova finestra) abgeschafft, bei dem die White House Correspondents’ Association selbst entschied, wer aus dem großen Pool aus Korrespondenten und Korrespondentinnen an Pressekonferenzen und Pressereisen mit begrenztem Platz teilnehmen kann.
Stattdessen lädt es jetzt vielfach rechten Stimmen ein, die Trump hofieren und etablierte Medien attackieren. „Seit dem Moment, als Trump das Amt erneut antrat, hat seine zweite Regierung gezielt den Zugang und Status einer Vielzahl Rechtsaußen-Influencer und Medien verschafft – darunter auch Personen mit fragwürdiger Vergangenheit und kaum oder gar keiner journalistischen Qualifikation. Damit hat die Administration eine Welle wohlwollender Berichterstattung erzeugt – eine weichgezeichnete Blase um jede ihrer Entscheidungen, ganz gleich, wie destruktiv oder widersprüchlich sie auch sein mögen“, schreibt die Journalistin Anna Merlan (Si apre in una nuova finestra). Wer den Ernst der Lage verstehen will, dem oder der empfehle ich den großartigen Podcast „On The Media (Si apre in una nuova finestra)“, in dem Merlan zuletzt eingeladen wurde. Gleich dazu ein Tipp: Gerade jetzt ist es wichtig, jene Medien und Journalist:innen zu unterstützen, die sich trauen, solche Missstände aufzuzeigen. Die Journalistin Anna Merlan, die diese Missstände aufzeigt, arbeitet zum Beispiel für Mother Jones (Si apre in una nuova finestra). Wer auch eine deutsche Perspektive auf die USA sucht: Ich lese zB sehr gerne beim Korrespondenten Karl Doemens mit, der auch auf Bluesky (Si apre in una nuova finestra) ist und unter anderem für den Standard berichtet. Und generell kann ich nur empfehlen, Newsletter und Podcasts zu abonnieren, die problematische Medien-Strategien analysieren, also zB „On The Media (Si apre in una nuova finestra)“ in den USA, Uebermedien.de (Si apre in una nuova finestra) in Deutschland oder auch Ö1-Doublecheck (Si apre in una nuova finestra) und Kobuk.at (Si apre in una nuova finestra) in Österreich.
Aufruhr im Anti-Impf-Lager
Auch in deutschsprachigen impffeindlichen Online-Gruppen ist die Irritation groß: Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. (kurz: RFK) hat jetzt selbst den Nutzen der Masern-Impfung betont – obwohl er eigentlich eine Gallionsfigur der impfkritischen Szene ist. „Impfungen schützen nicht nur einzelne Kinder vor Masern, sondern tragen auch zur Herdenimmunität bei und schützen dadurch diejenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können“, schreibt Robert F. Kennedy, Jr., auf Fox News (Si apre in una nuova finestra). Gleichzeitig betont er, dass die Entscheidung zur Impfung eine persönliche ist. RFK schrieb diese Zeilen, nachdem in Texas sogar ein Kind an Masern starb. Doch diese Äußerung des Gesundheitsministers regt manche Anti-Impf-Personen auf, in einer einschlägigen Telegram-Gruppe heißt es etwa: „Zum angeblichen Impf-U-Turn von RFK Jr, in dem er die Masernimpfung lobt: Ich hätte hier gerne eine Quelle, wo ich HÖREN kann, wie RFK Jr diese Worte ausspricht ! Geht auf Telegramm auf seinen Kanal UND ZEIGT ES MIR !!! (…)“

Das ist geradezu das Parade-Beispiel eines Postings, bei dem eine Person eine Neuigkeit nicht glauben will, weil sie ihr nicht ins Weltbild passt (passend zum Disconfirmation Bias). Es gibt auch andere Reaktionen in derartigen Telegram-Gruppen, zB Kotz-Smileys, mit denen deutschsprachige User:innen RFK kritisieren. Die rechte Influencerin Candace Owens wiederum hat nun gepostet (Si apre in una nuova finestra), dass Robert F. Kennedy Jr. mit einem Rabbi befreundet sei – hier werden also Reaktion also antisemitische Anspielungen verbreitet. Ich bin gespannt, wie die Beziehung zwischen Robert F. Kennedy Jr. und der impffeindlichen Szene weiterläuft – wobei ich mir vorstellen kann, dass RFK wieder unwissenschaftliche Äußerungen über andere Impfungen verbreitet und damit erneut Applaus erntet.
>> Dazu eine Anmerkung für alle, die über Masern aufklären wollen: Hier ein erstklassiges, kurzes Video, wieso Masern so gefährlich sind (Si apre in una nuova finestra) – weil sie das Immungedächtnis löschen (großer Anschau-Tipp!) <<
Wo bleibt der große Protest in den USA?
Endlich greift ein Text die Frage auf, die mich (und ich denke: einige) seit Wochen beschäftigt: Warum gibt es nicht größere Proteste in den USA gegen Donald Trump? Natürlich gab es Demos und auch Aktionen von demokratischen Politiker:innen, es ist aber nicht so, als ob die Straßen Washingtons voll wären mit Demonstrierenden. Genau diese Frage beschäftigt auch Susan B. Glasser im New Yorker (Si apre in una nuova finestra). Zum Beispiel gibt es die Idee, die demokratische Partei solle „roll over and play dead“ betreiben, also aufgeben und totspielen – bis sich Trump selbst entzaubert und die US-Bevölkerung die demokratische Partei vermisst. Ich halte das für eine ziemlich absurde Taktik, die auch noch dazu riskant ist. Und mein Eindruck ist, Glasser ist ebenfalls nicht gänzlich von dieser Taktik überzeugt, sie schreibt: „Der Mann, der sich selbst unser König nennt, ist mehr als erfreut, dass seine Gegnerinnen und Gegner abseits der Bühne über ihre eigene Schwäche Trübsal blasen.“
Ganz aktuell: Ein Abend für Verbesserung
Österreich hat eine neue Regierung - gerade deshalb, denke ich, sollten auch über die Frage sprechen: „Wie kann man Österreich verbessern?“ Dafür lade ich am 17.3. sehr interessante Personen zu meinem Abend in der Kulisse (Si apre in una nuova finestra). Mit dabei sind Melisa Erkurt (Si apre in una nuova finestra), Gründerin der Chefredaktion, dieses Medium spricht viel mit jungen Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund; Eva Zeglovits (Si apre in una nuova finestra), Meinungsforscherin und Politikwissenschaftlerin von IFES, sie kann über Werte, Sorgen und Wünsche von Österreicher:innen erzählen; Denice Bourbon (Si apre in una nuova finestra), queerfeministische Künstlerin, in Finnland geboren, in Schweden aufgewachsen, heute in Wien lebend, wird uns über ihre Erfahrungen erzählen. Gemeinsam werden wir über den Status Quo und die Zukunft Österreichs sprechen. Es gibt nur noch wenige Tickets – wir freuen uns über alle, die dabei sind!

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Schönen Gruß
Ingrid Brodnig
Bild in der Web-Version: DALL:E, der Newsletter beinhaltet auch ein Werbesujet des Suhrkamp-Verlags