#sichtbarkeitschallenge - Aufgabe 3
Das letzte Erinnerungsstück
Die dritte Aufgabe von Colors of Death (Si apre in una nuova finestra) stellt folgende Fragen:
Was gebe ich meinen Liebsten mit, wenn sie mich für immer verabschieden?
Was bekommen sie an die Hand, das sie erinnern soll, das ich zwar weg aber immer da sein werde und sie auf ihrem Weg begleite?
Wenn ich darüber nachdenke, dann drängt sich mir unweigerlich eine weitere Frage auf, die vorne an steht. Was wünsche ich mir eigentlich für mich, was von mir bleiben soll? Dass ich mein schwerkrankes Kind beerdigen würde und es eine Feuerbestattung sein sollte, wusste ich relativ schnell. Bin ich während der Zeit mit ihr doch jeden Tag um die kleinen Feuer gerannt, um alle in Schach zu halten und keines zu einem Flächenbrand werden zu lassen. Mit Feuer hat sich mein Kreis geschlossen. Meine Arbeit als Lebensversicherung für diesen kleinen Menschen. Ich habe ins und aus dem Leben heraus begleitet. Geboren an einem viel zu heißen Sommertag nach einem viel zu warmen Bad ist es gegangen in die gleißende Kammer und zu Feuer geworden.
Ich wünsche mir für mich nichts anderes. Ich möchte nicht in die Erde, so gerne ich Kontakt mit Wald- und Wiesenboden habe. Ich bin eine Barfußgängerin. Wenn möglich, stehe ich mit nackten Füßen auf dieser Welt und finde Verbindung zu mir, wenn es im Kopf wieder einmal viel zu wild wird.
Am Ende meines Lebens will ich brennen. Da soll es heiß sein und hell. Licht.
Licht soll meine liebsten Menschen begleiten. Als Licht will ich sie daran erinnern, dass sie alles schaffen können.
Als Licht trage ich auch mein Hummelkind in der linken Schulter - auf ewig eingebrannt ihr Gewicht und ihre kitzelnden Locken an meiner linken Wange. Am Hals trage ich einen Abdruck ihrer Handfläche. Die, die in meiner lag. So oft, so lange. Ich habe diese Hand gehalten und geflüstert: Gleich ist es wieder gut - verprochen.
Wenn ich gestorben bin, dann wünsche ich mir, dass meine Menschen einen Abdruck von mir bei sich tragen können. Meine Hand, die sie so oft hielten. Damals, heute und sicher auch ganz viele neue Morgen lang. Meine Hand, die zeigt: Ich bin da und ich werde es immer sein. Du bist nie allein und du bist gut genug.
Erinnerungsstücke, wie wir sie von Fritzis Fingerkuppen, Handflächen und Füßen in ganz unterschiedlichen Ausführungen haben, stellt Verena Oberhollenzer her. Sie kann die Abdrücke nehmen und auch andernorts durch helfende Personen nehmen lassen und ohne Ablaufdatum aufbewahren. Wann immer gewünscht, kann sie daraus zauerhafte Erinnerungesstücke aus Porzellan und mit unterschiedlicher Oberflächengestaltung herstellen, einfärben, einfassen, installieren - ich glaube es gibt nichts, zu dem Verena nicht bereit wäre, damit sich Zugehörige auf immer liebevoll erinnern können.
Fritzis Füße in den eigenen Händen zu halten, wann immer ich das möchte, ist ein riesiges Geschenk. Unser Bestatter Paul hat noch am Morgen der Kremierung die Abdrücke der ganzen Füße genommen und Verena zugeschickt, damit sie uns bleibende Erinnerungen schaffen kann.
Verena und ihre unbezahlbaren Arbeiten findet ihr hier:
Rimaneo - Erinnerungskunst (Si apre in una nuova finestra)