Richtig und wichtig
Richtig und wichtig
Kaum etwas finde ich so grauenvoll und nichtssagend wie diese Formulierung, die seit geraumer Zeit Bedeutung beansprucht, aber über die Autosuggestion nicht hinauskommt. Aber wer kann sich schon selbst hypnotisieren? Was in den letzten Monaten alles als “wichtig und richtig” galt:
Streiten
Hochschulen in die Politik einbringen
Selbsttests
Apotheker
Bayerns FFP2-Maskenpflicht
Warnstreiks
Gottesdienste
Ausbildungsprämien
Gefühle am Arbeitsplatz
DU
Kostenlose Schnelltests
Keine Olympischen Spiele in Hamburg
Die neuen Maßnahmen
Weißputz
Entscheidung gegen das Industriestammgleis
Priorisierung
Schule unter Corona-Bedingungen
Investition
Dieser Fokus
Corona-Prämie für alle
Olaf Scholz Bashing
Lockerungen mit Augenmaß
Testpflicht an bayerischen Schulen
Rascher Umsatzersatz für Hotellerie und Gastgewerbe
Geimpften Privilegien zu gewähren
Testpflicht für Reiserückkehrer
Zweites Impeachment gegen Trump
Verlängerung der Maßnahmen
Sich über das 2:2 zu ärgern.
Eine kritische Debatte
Abstand halten
Die Notbremse
Du wie du bist
Equal Pay
Fehler zuzugeben
Diese Aktion
Bildungsangebote für bestimmte Zielgruppen
Haushaltsausgleich
Das achtsame Vorgehen der bayerischen Staatsregierung
Trost
Kreative Ideen im Handel
Vögel ganzjährig füttern
Individualität
Stabile Seitenlage
Verbote
Radwege.
Die Aufzählung ist leider durchaus repräsentativ. Das “richtig und wichtig” ersetzt das einstige “alternativlos”. Es verleiht der trivialsten Idee etwas nur halbwegs Erhabenes. Es wird nicht fehlen, wenn es eines Tages wieder verloren gegangen sein wird. Aber wie meine Leserschaft weiß, greine ich nicht, sondern betrachte dieses Angebot (das “Wort der Woche”) als semantische Erdbebenkunde. Unter diesem Aspekt ertönt aus dem “richtig und wichtig” eine beklemmende Botschaft. Wenn etwas bisher für selbstverständlich Gehaltenes genau das nicht mehr ist, dann ist das bräsige Pärchen “richtig und wichtig” ein Vorbote des zerbröselnden gesellschaftlichen Zusammenhalts.