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Mentoring bei ADHS / Autismus

Wie unterstütze ich mein Kind mit Lernschwierigkeiten wirksam?



Mentoring bei Lernschwierigkeiten und Neurodivergenz: Wie ein Online-Angebot Kindern, Jugendlichen und Studenten helfen kann

Kinder, Jugendliche und Studenten aus dem ADHS- und Autismus-Spektrum stehen oft vor besonderen Herausforderungen, wenn es ums Lernen geht. Doch was, wenn man sie nicht allein damit lässt? Was, wenn ein erfahrenes Mentoring-Programm ihnen zeigt, dass sie nicht nur ihre Herausforderungen meistern können, sondern ihre einzigartigen Fähigkeiten auch gezielt nutzen lernen? Mentoring kann hierbei ein Schlüssel sein – besonders wenn es online stattfindet und flexibel an den Alltag neurodivergenter junger Menschen angepasst wird.

Heute möchte ich mit euch erarbeiten, wie ein solches Online-Mentoring-Programm aufgebaut sein könnte und welche Vorteile es bietet.

Unterschiede zwischen Mentoring, Coaching, Lerntherapie und Nachhilfe – Was passt wann?

Viele Eltern, Jugendliche und Erwachsene fragen sich, welche Form der Unterstützung die richtige ist. Die Wahl des passenden Ansatzes hängt stark von den individuellen Bedürfnissen ab. Daher hier eine ausführliche Einordnung:

  1. Mentoring ist eine langfristige, vertrauensvolle Beziehung. Ein erfahrener Mentor begleitet den Mentee in seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung, bietet emotionale Unterstützung und teilt seine Erfahrungen. Es geht vor allem darum, das Wachstum des Mentees zu fördern und ihn in seiner Selbstwirksamkeit zu stärken. Mentoring ist besonders für Kinder und Jugendliche geeignet, die nicht nur Unterstützung beim Lernen benötigen, sondern auch einen Wegweiser für ihre persönliche Entwicklung suchen. Durch den Aufbau einer langfristigen Beziehung wird das Gefühl von Vertrauen und Unterstützung gestärkt. Gerade für neurodivergente junge Menschen ist diese Art der stabilen Begleitung oft von großer Bedeutung.

  2. Coaching ist zielorientiert und auf konkrete Herausforderungen fokussiert. Hier begleitet der Coach den Coachee zu mehr Selbstreflexion und hilft ihm, konkrete Ziele zu erreichen. Im Unterschied zum Mentoring ist Coaching meist zeitlich begrenzt und klar auf bestimmte Themen ausgerichtet. Es hilft Jugendlichen, die in bestimmten Bereichen Unterstützung brauchen, wie beispielsweise in der Verbesserung ihrer schulischen Leistungen oder bei der Vorbereitung auf Prüfungen. Ein Coach fungiert als Sparringspartner, der den Coachee zur Selbstreflexion anregt und ihm hilft, eigenständige Lösungen zu entwickeln.

  3. Lerntherapie hat einen therapeutischen Ansatz, der auf tiefergehende Lernprobleme abzielt. Die Ursachen von Lernschwierigkeiten werden aufgearbeitet, um langfristige Verbesserungen zu erzielen. Lerntherapie ist besonders hilfreich für Kinder mit Lernstörungen wie Dyslexie oder Dyskalkulie. Sie arbeitet daran, die zugrundeliegenden Ursachen zu identifizieren und gezielt zu bearbeiten, wobei oft auch emotionale und psychologische Aspekte des Lernens in den Fokus genommen werden. Lerntherapeuten sind speziell ausgebildet, um sowohl die schulischen Defizite als auch die oft damit verbundenen emotionalen Blockaden zu lösen.

  4. Nachhilfe hingegen zielt auf das Schließen von Wissenslücken in bestimmten Fächern ab und dient primär dazu, schulische Leistungen zu verbessern. Der Fokus liegt auf der Vermittlung von Fachwissen, wie Mathematik, Sprachen oder Naturwissenschaften. Nachhilfe ist eine kurzfristige Maßnahme, die besonders dann sinnvoll ist, wenn Schüler Schwierigkeiten in einem bestimmten Schulfach haben. Sie dient als Stütze, um durch intensives Üben und Wiederholen schulische Anforderungen zu bewältigen.

Für Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten oder Neurodivergenz ist oft eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen hilfreich – und genau hier setzt das Mentoring an, indem es die persönlichen und emotionalen Aspekte der Entwicklung adressiert.

Warum ein Online-Mentoring-Programm sinnvoll ist

Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten oder neurodivergenten Merkmalen wie ADHS oder Autismus-Spektrum-Störungen erleben oft Schwierigkeiten im herkömmlichen Schulsystem. Sie kämpfen nicht nur mit inhaltlichen Herausforderungen, sondern auch mit sozialen Hürden und einem Gefühl von Andersartigkeit. Ein Online-Mentoring-Programm bietet hier gleich mehrere Vorteile:

  1. Niedrigere Zugangshürden: Die Teilnahme kann bequem von zu Hause erfolgen, was geografische und logistische Hürden reduziert. Gerade für neurodivergente Kinder, die sich im gewohnten Umfeld wohler fühlen, ist das ein Pluspunkt. Viele Familien haben aufgrund von Arbeit, Schule und anderen Verpflichtungen wenig Zeit, regelmäßig zu persönlichen Treffen zu fahren. Ein Online-Angebot macht die Teilnahme flexibel und für viele zugänglicher.

  2. Peer-Unterstützung: Der Peer-Ansatz eröffnet neurodivergenten Kindern die Chance, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten. Mentoren, die selbst neurodivergent sind oder ähnliche Erfahrungen durchlebt haben, können authentische Unterstützung bieten. Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Herausforderungen erlebt haben, stärkt das Gefühl der Gemeinschaft und schafft ein Umfeld, in dem sich Kinder und Jugendliche verstanden fühlen. Diese geteilte Erfahrung kann besonders motivierend sein und hilft, Isolation zu überwinden.

  3. Stärkenorientierung: Statt immer nur den Defiziten Beachtung zu schenken, wird in einem Mentoring-Programm das Augenmerk auf die Stärken der Jugendlichen gelegt. Sie lernen, ihre neurodivergenten Eigenschaften als besondere Ressourcen zu sehen. Dies führt dazu, dass sie nicht mehr nur die „Probleme“ in sich sehen, sondern die Potenziale, die aus ihrer Andersartigkeit entstehen. Ein Mentor hilft ihnen, diese Stärken zu entdecken und zu fördern – sei es eine besondere Kreativität, eine ausgeprägte Detailgenauigkeit oder eine hohe emotionale Intelligenz.

  4. Flexibilität und zeitliche Anpassung: Mentoring-Sitzungen können flexibel gestaltet werden. Mentee und Mentor entscheiden gemeinsam, wann Treffen stattfinden – das schafft Raum für individuelle Bedürfnisse. Das Online-Format erlaubt es, den Terminplan an die Tagesstruktur der Jugendlichen anzupassen, was besonders für Kinder mit ADHS von Vorteil ist, die manchmal Schwierigkeiten haben, feste Zeitfenster einzuhalten.

  5. Entwicklung von sozialen Kompetenzen: Online-Mentoring kann auch helfen, soziale Kompetenzen zu entwickeln, indem es Kommunikationsfähigkeiten fördert. In einem sicheren Umfeld lernen die Mentees, ihre Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken, Fragen zu stellen und auch schwierige Themen anzusprechen.

Aufbau eines Online-Mentoring-Programms

Ein solches Programm könnte "NeuroStärken – Mentoring für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und Neurodivergenz" heißen. Die Idee ist, neurodivergenten Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Potenziale in einem stützenden Umfeld zu entdecken und weiterzuentwickeln.

Mögliche Module eines Mentoring-Programms:

  1. Kennenlernen und Stärkenfindung
    Gegenseitiges Vorstellen und erstes Reflektieren über Stärken und Herausforderungen. Gemeinsam Ziele für die Zusammenarbeit setzen. In dieser Phase wird auch Vertrauen aufgebaut, was besonders wichtig ist, damit sich der Mentee öffnen kann. Es wird darüber gesprochen, welche Bereiche der Mentee besonders spannend findet und welche Ziele er für sich erreichen möchte.

  2. Soziale Kompetenzen und Selbstbewusstsein
    Erarbeitung von Kommunikationsstrategien, Übungen zur Selbstakzeptanz und zur Stärkung des Selbstwertgefühls. Ziel ist es, die Jugendlichen zu befähigen, sich selbst besser zu verstehen und ihre Bedürfnisse klarer zu formulieren. Es werden Rollenspiele und Übungen gemacht, um schwierige soziale Situationen durchzuspielen und mögliche Handlungsstrategien zu entwickeln. Zudem wird an der Fähigkeit gearbeitet, sich selbst zu vertreten (Self-Advocacy), was besonders für neurodivergente Jugendliche, die häufig Missverständnissen ausgesetzt sind, essenziell ist.

  3. Selbstorganisation und Alltagsstrategien
    Praktische Tipps zur Alltagsbewältigung: Zeitmanagement, Pausenplanung und Strukturhilfen, die besonders bei ADHS nützlich sind. Hier lernen die Jugendlichen Methoden wie das Setzen von Prioritäten, die Pomodoro-Technik, um die Konzentration zu steigern, und Strategien zur Pausengestaltung, damit sie sich nicht überfordert fühlen. Das Ziel ist es, den Jugendlichen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihren Alltag selbstbewusster und strukturierter gestalten können.

  4. Umgang mit Emotionen und Stressbewältigung
    Techniken zur Emotionsregulation, zum Beispiel Atemübungen oder Emoflex-Techniken, um Stress zu minimieren und Herausforderungen gelassener zu begegnen. Hier geht es darum, die eigenen Emotionen wahrzunehmen und zu verstehen, um dann gezielt Techniken anwenden zu können, die den Stresspegel senken. Diese Phase kann auch spezielle Techniken wie progressive Muskelentspannung, Achtsamkeitsübungen oder das Erstellen von "Notfallkoffern" für akute Stresssituationen beinhalten.

  5. Reflexion und Transfer
    Reflexion über die Entwicklungen während des Programms und Erarbeitung von Strategien, um das Gelernte langfristig in den Alltag zu integrieren. Es werden Erfolge gefeiert und Rückschläge analysiert, um daraus zu lernen. Der Mentee erstellt zusammen mit dem Mentor einen individuellen "Erfolgsplan", der die wichtigsten erlernten Techniken und Erkenntnisse zusammenfasst, damit er diese auch nach dem Programm weiter nutzen kann.

Die Rollen im Mentoring-Programm

  • Mentoren: Mentoren sind oft selbst neurodivergent oder haben einschlägige Erfahrungen mit Lernschwierigkeiten. Sie verstehen die Herausforderungen der Mentees aus erster Hand und sind somit authentische Ansprechpartner. Sie begleiten die Mentees durch gezielte Fragen und Erfahrungsaustausch und ermutigen sie, eigene Lösungen zu finden. Ein Mentor ist dabei kein Lehrer oder Therapeut, sondern eine vertrauensvolle Bezugsperson, die durch eigene Erlebnisse inspiriert und ermutigt.

  • Mentees: Mentees sollten neugierig sein und Interesse an persönlicher Weiterentwicklung mitbringen. Eine Offenheit für den Austausch und die Bereitschaft, sich mit eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen, sind wichtige Voraussetzungen. Sie profitieren besonders von der Möglichkeit, sich in einem geschützten Raum auszuprobieren, und können von den Erfahrungen der Mentoren lernen, um so ihre eigene Resilienz zu stärken.

Unterstützung durch wissenschaftliche Erkenntnisse

Die Bedeutung von Online-Peer-Mentoring-Programmen für neurodivergente Jugendliche wird auch durch wissenschaftliche Untersuchungen untermauert. Ein kürzlich durchgeführtes Programm namens „Superpower Mentors“, das in einer Studie von Mercier et al. (2024) evaluiert wurde, zeigt, wie effektiv Online-Mentoring für diese Zielgruppe sein kann【18†source】. Die Studie untersuchte die Auswirkungen des Programms auf verschiedene psychische und verhaltensbezogene Aspekte der Mentees und zeigte signifikante Verbesserungen in Bereichen wie Angst, Depression, kognitive Herausforderungen, soziale Fähigkeiten und Selbstwertgefühl. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial von Online-Mentoring, als wertvolles Hilfsmittel für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten zu dienen.

Das „Superpower Mentors“-Programm verwendet einen Peer-Mentoring-Ansatz, bei dem neurodivergente Mentoren mit ähnlichen Erfahrungen mit den Mentees gepaart werden, um eine stärkere emotionale Bindung und ein Verständnis für die Herausforderungen zu schaffen. Die Sitzungen sind flexibel gestaltet und finden wöchentlich statt, wodurch geografische Hürden und logistische Barrieren überwunden werden. Die Studie zeigt, dass diese Art von Unterstützung nicht nur die mentalen und emotionalen Fähigkeiten der Jugendlichen verbessert, sondern ihnen auch hilft, ihre sozialen und schulischen Fähigkeiten zu stärken.

Ein wichtiger Aspekt der Studie war, dass die Fortschritte der Mentees durch ihre Eltern rückblickend bewertet wurden, was zu einer hohen Zuverlässigkeit der Ergebnisse beitrug. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass Online-Mentoring-Programme wie „Superpower Mentors“ helfen können, sowohl die akademische Leistung als auch die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Mentees deutlich zu verbessern. Es zeigte sich auch, dass weibliche Mentees im Vergleich zu männlichen tendenziell stärkere Verbesserungen in Bereichen wie Selbstwertgefühl und Stressbewältigung erzielten. Dies deutet darauf hin, dass die geschlechtsspezifischen Bedürfnisse bei der Gestaltung solcher Programme berücksichtigt werden sollten.

Ein solches Mentoring-Programm könnte also durch seine flexible Struktur und die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, eine wertvolle Ergänzung zu herkömmlichen Fördermaßnahmen sein.

Gibt es vergleichbare Programme?

Es gibt bereits einige Programme, die als Inspiration dienen können. „Big Brothers Big Sisters“ beispielsweise bietet erfolgreich Mentoring für Jugendliche an, bei denen sie in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet werden. Auch Programme wie „ReachOut“ bieten Peer-Support für Jugendliche im Bereich der mentalen Gesundheit – ein Bereich, der ähnliche emotionale Herausforderungen beinhaltet wie das Thema Neurodivergenz.

Ein weiteres Beispiel sind „CoderDojo“-Programme, die speziell darauf abzielen, Jugendlichen technische Fähigkeiten beizubringen. Sie nutzen Mentoring, um Jugendlichen ein positives Umfeld zu bieten, in dem sie lernen, experimentieren und Fehler machen dürfen. Die Ansätze aus diesen Programmen zeigen, wie stark die Kombination aus Peer-Support, praktischem Lernen und Stärkenorientierung sein kann, und lassen sich gut auf neurodivergente Mentoring-Programme übertragen.

Fazit

Ein Online-Mentoring-Programm für neurodivergente Kinder und Jugendliche könnte eine wertvolle Unterstützung darstellen, indem es ihnen Werkzeuge an die Hand gibt, die Stärken fördert und soziale wie emotionale Kompetenzen stärkt. Es könnte ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind – dass sie ein wertvolles Mitglied einer Gemeinschaft sind, die für ihre Bedürfnisse da ist. Es bietet eine Kombination aus gezielter Unterstützung, Gemeinschaftsgefühl und der Chance, sich in einem geschützten Rahmen weiterzuentwickeln.

Solche Programme sind nicht nur dazu da, schulische Defizite auszugleichen, sondern vor allem dazu, den Jugendlichen zu zeigen, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht alleine sind und dass ihre besonderen Eigenschaften auch Stärken sein können, die es zu fördern gilt. Ein unterstützendes, flexibles und empathisches Mentoring kann ihnen dabei helfen, ihre Identität und Selbstwirksamkeit zu stärken und mit mehr Zuversicht in ihre Zukunft zu blicken.

Wenn du Interesse an so einem Programm hast oder dir weitere Unterstützung für dich oder dein Kind wünschst, lass es mich gerne wissen! Es ist eine Utopie, aber vielleicht können wir ja über die ADHSSpektrum-Community gemeinsam mittelfristig ein Mentoring-Konzept aufbauen ?


Quelle:

https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-5189431/v1 (Si apre in una nuova finestra)

LG Martin 🧠💡🌈👥🗣️✨🔗🎨💬🚀
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