Passa al contenuto principale

Hier stehe ich und weiß nicht weiter.

Heute ist Halbzeit der Klarheits-Challenge.
30 Tage Klarheit haben wir gesagt.
Heute ist Tag 15.

Vor mir eine graue Wand. Weiter weiß ich grad nicht.

Ich frage die Wand leise „Wer bist du? Was willst du mir sagen?“

Die Wand sagt: Nichts.

(Si apre in una nuova finestra)

Mh, nun gut. Es ist schließlich eine Wand. Was soll sie auch sagen?
Eine graue, aus Beton gegossene Wand. Ein bißchen erinnert sie mich an die Berliner Mauer. Nur höher, moderner, kälter und noch statischer.

„Hallo Wand!“ probiere ich es nochmal. Keine Reaktion.
„Also gut, Wand, wenn du nichts sagst, dann rede ich eben. Ich find das bescheuert, dass du hier so in der Gegend rumstehst. Du versperrst mir den Blick. Ich wollt doch voll gute Energie geben, und Freude und Klarheit und Leichtigkeit und so - und stattdessen stehst du hier jetzt einfach so in der Gegend rum und versperrst mir den Weg. Vielleicht nicht nur mir. Vielleicht starren jetzt alle auf so eine graue Wand wie dich. Das ist doch Mist.“

Keine Antwort.

Erschöpft lasse mich auf den Boden plumpsen.
Gegen Wände anreden ist wirklich ermüdend.

Ich seufze und drehe mich entnervt von der Wand weg. Es fühlt sich an wie der größte Schmarrn aller Zeiten – mit Wänden reden, hier alleine rumzuhängen, und wozu denn eigentlich das Ganze?

Während ich da sitze, den Rücken der Wand zugekehrt, und den Kopf etwas hängend (ich höre meinen Physiotherapeuten schon schimpfen, was für meine Haltung ich meinen Schultern antue!), nehme ich auf einmal etwas Neues wahr. Ein Lichtstrahl. Ich zwinkere ein bisschen. Hebe langsam und etwas erstaunt den Kopf und kann erahnen, dass rechts von mir die Sonne mit zarten Strahlen in diesen großen, weiten Raum hineinscheint.

(Si apre in una nuova finestra)

Plötzlich kann ich wahrnehmen, dass eigentlich der ganze Raum ganz schön hell ist. Es sind ein paar läppische Lichtstrahlen - die Alles hell werden lassen. Ich blicke über meine Schultern und sehe, dass selbst die Wand angeleuchtet wird. Das hab ich vorher noch gar nicht so gesehen.  

„Huch“, erschrecke ich mich ein bißchen. „Jetzt hab ich so viel auf die graue Wand gestarrt, dass ich ganz vergessen habe, mich mal wirklich umzuschauen.“

Es ist als wenn ich den Raum um mich auf einmal neu entdecke. Da sehe ich auf einmal viel klarer über 60 Menschen in diesem Raum, die Alle – teils verwirrt, teils glücklich, teils leicht entnervt, teils erschöpft – die Köpfe ausstrecken, um Licht zu sehen. Die einen spazieren nach links und rechts, Andere haben ihre Mal-Utensilien ausgepackt und zeichnen ganz versunken vor sich hin, Andere hüpfen wie auf Schmetterlingsjagd mit einem Kescher durch die Gegend, um Klarheit zu fangen.

Ich muss bei diesem Bild über beide Ohren grinsen.

Ich kann auf einmal Wege erkennen, die schon gegangen sind.
Da ganz vorne, am Anfang des Raums, steht ein kleines Tor, auf den Jemand mit viel Liebe handschriftlich Tag 1: 30 Tage KLARHEIT geschrieben hat. Dahinter sehe ich bunt verstreut kleine Steine und große Hürden liegen. Manche Steine wurden auf dem Weg bunt angemalt. Manche wütend getreten. Manche einfach ignoriert, Andere zur Seite geschoben oder mit Willenskraft in Lebensfreude verwandelt.

Ich sehe viele neue und alte Fragen durch die Luft schwirren.
Wohin des Weges?
Was will ich wirklich?
Wie kann ich loslassen?

Was will ich loslassen?
…sehe ich an mir vorbeiflattern.

Ich sehe manche Menschen versunken in Gedanken mit Kopfhörern auf den Ohren in ihre eigene Zukunft reisen. Ich sehe Andere sich wild schütteln. Wieder Andere sind im Gespräch miteinander vertieft. Manche haben sich alles ausgeschüttelt und sich zum Ruhen auf den Boden gelegt.

Ich spür auf einmal Ruhe in mir.
Die Klarheit kommt: Das wird schon Alles richtig so sein.

So sitze ich da und lasse die Klarheit einfach Klarheit sein.

Ich genieße die Pause.
Schließlich muss nach einer Halbzeit auch eine Halbzeitpause kommen.
15 Minuten Pause? Oder 3 Tage? Mal schauen. Erstmal Ruhe einkehren lassen.

Wertschätzen, dass wir hier sind. Dass wir da sind.
Dass da Licht bei allem Dunkel ist.
Dass wir nicht alleine sind.

Chapeau zu deinem Weg! Danke, dass du dabei bist!

Herzlich, Meret

(Si apre in una nuova finestra)

Argomento Tagesfokus