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USA und Kanada:  Gaza-Proteste an Unis beinahe alle friedlich

Von Klaus Martin Höfer

Auch wenn die Bilder von Polizisten mit Schlagstöcken und Gummigeschoss-Gewehren etwas anderes nahelegen: Beinahe alle Proteste an US-Unis gegen den aktuellen Krieg Israels im Gazastreifen bleiben friedlich. Und in Kanada hielt sich die Polizei überwiegend zurück. Dies ergab eine Auswertung des "Armed Conflict Location and Event Data Project" (ACLED) von 533 Campusprotesten zwischen dem 18. April und dem 3. Mai.

Lediglich bei 20 Protesten in den USA, also bei drei Prozent, kam es in diesem Zeitraum zu ernsthafter Gewalt und zu Sachbeschädigung von Seiten der Protestierenden. Bei etwa einem halben Dutzend handelte es sich dabei um Gewalt gegen Gegendemonstranten oder Zuschauer. Prominentes Beispiel waren die Auseinandersetzungen auf dem Campus der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA). Sachbeschädigungen hat es an der Universität Portland (Oregon) gegeben, wo Scheiben zerbarsten, Möbel und Computer beschädigt wurden und an der Columbia-Universität in New York, wo ebenfalls Scheiben zerbarsten.

Dagegen gab es laut der ACLED-Auswertung bei mindestens 70 Campusprotesten gewaltsame Eingriffe der Polizei, bei denen die Beamten Demonstranten verhafteten, Schlagstöcke oder Tränengas einsetzen oder auf andere Weise versuchten, Demonstrationen gewaltsam aufzulösen. Es gab laut ACLED nirgendwo Interventionen der Polizei gegen "Pro-Israel"-Demonstrationen.

Für die Wochen seit dem 4. Mai hat die Organisation zwar noch keine so genauen Daten erhoben wie in der ursprünglichen Auswertung. Sie geht allerdings davon aus, dass einzelne Fälle von Gewalt sogar abgenommen haben, obwohl  im Mai etwa ein Drittel mehr Demonstrationen gab. Auf dem UCLA-Campus habe es keine Auseinandersetzungen mehr gegeben, allerdings zumindest fünf an anderen Hochschulen, und zwar an der Universität von Kalifornien in Berkeley, der Universität von Arizona in Tucson, der Staatlichen Universität von New York in New Paltz, der Universität von Wisconsin-Madison und  an der Staatlichen Universität von New Mexiko. In Portland im Bundesstaat Oregon hat eine Gruppe namens "Rachel Corrie’s Ghost Brigade" 15 Polizeiautos zerstört, nach eigenen Angaben "in Solidarität" mit propalästinensischen Demonstranten.  Am 7. Mai fuhr ein Mann in in Gruppe von Studierenden der Columbia-Universität und verletzte einen von ihnen. Die Studierenden hatten vor den Häuser von Kuratoriumsmitgliedern ("trustee") der Hochschule für Palästina demonstriert. 

ACLED hat auch Informationan aus Kanada gesammelt, wo es in mehr als 20 Städten in acht Provinzen Pro-Palästina-Demonstrationen gegeben hat – drei Mal mehr im Mai als im Vormonat. Beinahe alle waren von Studierenden organisiert worden, und beinahe alle blieben friedlich. Im Gegensatz zu den USA hat es in Kanada kaum Interventionen der Polizei gegeben. 

ACLED wertete mehrere hundert Zeitungen, Online-Portale, Radio-, Fernsehsender und andere Medien, Onlineveröffentlichungen einzelner Journalisten sowie verizifierte Social Media-Accounts aus. Als "friedlich" wurden dabei Proteste eingestuft, bei denen es keine ernsthafte physische Gewalt und keine Beschädigung von Sachen gibt. Als "gewaltsam" gelten Proteste, bei denen es körperliche Auseinandersetzungen gibt, die über Schubsen und Stoßen hinausgehen, oder bei denen Glasscheiben oder mehr zerstört wird. 

Die Nichtregierungsorganisation ACLED sammelt Daten zu Konflikten auf der ganzen Welt. Laut Selbstauskunft wurde sie in der Vergangenheit von den Außenministerien der USA und Deutschlands, der Internationalen Organisation für Migration (IOM), der Universität von Texas und mit Mitteln des Europäischen Forschungsrates finanziert. Derzeit sind die Geldgeber unter anderem das Außenministerium der Niederlande, die Europäischen Kommission und die Tableau Stiftung.

Weitere Informationen:

https://acleddata.com/2024/05/02/pro-palestine-us-student-protests-nearly-triple-in-april-acled-brief/ (Opens in a new window)https://acleddata.com/2024/06/10/united-states-canada-overview-may-2024/#keytrends1 (Opens in a new window)
Topic Colleges & Universitäten

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