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Soziales Shoppen im Second-Hand-Kaufhaus

Das Sozialkaufhaus in Stuttgart-Wangen ist im ersten Stock das großen Ziegelsteingebäudes an der Inselstraße. Foto: Jürgen Brand
Das Sozialkaufhaus in Stuttgart-Wangen ist im ersten Stock das großen Ziegelsteingebäudes an der Inselstraße. Foto: Jürgen Brand

Ein Schwerpunkt im Second-Hand-Sozialkaufhaus an der Inselstraße sind Möbel, es gibt aber auch Kleidung, Haushaltswaren, Bücher, Spielzeug und mehr.

Von Jürgen Brand

Eines der größten Kaufhäuser der oberen Neckarvororte steht in Stuttgart-Wangen. Das ist vielen, die hier wohnen, vielleicht gar nicht so bewusst. Aber auf der großen Verkaufsfläche an der Inselstraße werden schon seit einem Vierteljahrhundert Möbel, Kleidung, Haushaltswaren, Bücher, Spielzeug und mehr verkauft. Im  Sozialkaufhaus Wangen gibt es keine Neuware, nur wenn einmal Restposten oder totale Fehlkäufe gespendet werden. Alles andere ist gebraucht, aber gut erhalten. Nur was wirklich noch taugt, kommt auch in die Regale, dafür sorgt die Kaufhausleiterin Manuela Schilling mit ihrem Team. Das Kaufhaus ist damit auch einer der größten Second-Hand-Läden der ganzen Stadt. Einkaufen kann dort jede und jeder, Menschen mit weniger Geld und einer sogenannten Vorteilkarte bekommen gegen entsprechenden Nachweis weitere 30 Prozent auf die ohnehin meist schon vergleichsweise günstigen gebrauchten Waren.

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Die Second-Hand-Sozialkaufhäuser im Verbund des Sozialunternehmens Neue Arbeit wirken gleich in mehrfacher Hinsicht ökologisch und sozial. Zum einen werden gebrauchte Waren nicht einfach in den Müll geworfen, bleiben also im Kreislauf. In den vier Sozialkaufhäusern in Wangen, Bad Cannstatt, Plochingen und Esslingen wurden so nach Angaben der Neuen Arbeit fast 7,5 Millionen Einzelteile, Gebrauchtwaren und Kleidung vor dem Müll gerettet. Etwa 1000 Tonnen Kleidung wurden in den vier Second-Hand-Kaufhäusern in den 25 Jahren verkauft, weitere 27,5 Tonnen wurden zu einem geringen Preis an andere Second-Hand-Läden abgegeben. Allein dadurch wurden beispielsweise rund eine Milliarde Liter Wasser eingespart, die sonst für die Produktion der entsprechenden Menge Kleidung benötigt worden wären. So viel Wasser verbrauchen 200.000 Menschen im Schnitt pro Jahr. Die Zahlen wurden aus den Umsätzen der vier Sozialkaufhäuser seit 1999 zum Teil geschätzt und hochgerechnet. Die Sozialkaufhäuser sind also auch aktiver Klimaschutz und wirken damit gleich auf mehrere der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

Ausbildungs- und Arbeitsplatz

Zum anderen sind die Sozialkaufhäuser aber auch Ausbildungs- und Arbeitsstätten für benachteiligte Menschen und Langzeitarbeitslose. In dem Vierteljahrhundert haben in allen vier Kaufhäusern etwa 1200 Menschen eine Ausbildung im Verkauf/Einzelhandel, in Lager-Logistik, Bürokommunikation oder Arbeitserziehung durchlaufen oder an entsprechenden Maßnahmen teilgenommen, haben dort Praktika oder Zivildienst gemacht, ein duales Studium in Sozialarbeit absolviert, den Schulabschluss nachgeholt oder einfach durch regelmäßige Beschäftigung eine Tagesstruktur und damit auch eine Art Heimat gefunden. Das trifft nicht nur auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch auf so manche Stammkunden zu.

Manuela Schilling leitet das Second-Hand-Sozialkaufhaus in Stuttgart-Wangen. Foto: Jürgen Brand
Manuela Schilling leitet das Second-Hand-Sozialkaufhaus in Stuttgart-Wangen. Foto: Jürgen Brand

Im Second-Hand-Sozialkaufhaus in Wangen arbeitet Manuela Schilling, die ihre Ausbildung beim Stuttgarter Traditionshaus Tritschler gemacht hat und deren Lieblingsbereich natürlich die Haushaltswaren sind, mit einem Team von ungefähr 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen. Spenden-Angebote beispielsweise per E-Mail müssen gesichtet und auf ihre Tauglichkeit für das Kaufhaus hin bewertet werden, Spenden müssen abgeholt, gereinigt und geprüft, die Regale und Flächen in dem Kaufhaus im ersten Stock des Gebäudes an der Inselstraße sozusagen bespielt, also die Regale befüllt und dekoriert werden. Und - ganz wichtig: Die persönliche Beratung, so sie von den Kunden gewünscht ist, gehört in Wangen auch dazu.

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Ein Schwerpunkt in Wangen liegt auf Möbeln aller Art, egal ob Betten, Küchen, Sofas oder Wohnzimmereinrichtungen. Kein anderes der Kaufhäuser der Neuen Arbeit hat ein so großes Angebot. Der Aufwand dafür ist entsprechend groß, da die Möbel oft abgebaut, transportiert, wieder aufgebaut und manchmal auch repariert werden müssen. Mehr als 80 Prozent der Kundinnen und Kunden im Möbelbereich in Wangen haben laut Manuela Schilling eine Bonuskarte der Stadt Stuttgart.

Die Finanzierung dieser Arbeitsgelegenheiten ist für das kommende Jahr noch nicht gesichert, da stehen noch Entscheidungen der Politik aus - und die Zeit drängt.

Eine weitere Besonderheit in Wangen ist, dass dort auch Menschen im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit beschäftigt sind. Sie werden vom Bürgerbüro zugewiesen, können oft auch altersbedingt nicht mehr voll, manchmal auch nur stundenweise arbeiten, bekommen so aber die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, eine regelmäßige Aufgabe zu haben und auch etwas für die Gesellschaft beizutragen. Genau um diese Beschäftigten macht sich Manuela Schilling aktuell aber Sorgen: Die Finanzierung dieser Arbeitsgelegenheiten ist für das kommende Jahr noch nicht gesichert, da stehen noch Entscheidungen der Politik aus - und die Zeit drängt.

Weihnachtsdeko aller Art gibt es in diesen Tagen im Second-Hand-Kaufhaus auch. Foto: Jürgen Brand
Weihnachtsdeko aller Art gibt es in diesen Tagen im Second-Hand-Kaufhaus auch. Foto: Jürgen Brand

Wer dem Kaufhaus gebrauchte, gut erhaltene und saubere Waren spenden will, kann sich gerne dort telefonisch oder per E-Mail melden. Bedarf besteht immer an Bettwäsche oder beispielsweise an waschbaren Bettdecken, Federbetten sind weniger geeignet, da ihre Reinigung teuer ist. Auch Handtücher sind regelmäßig knapp. Größere Mengen werden auf Wunsch auch abgeholt, wenn sie zum Sortiment des Kaufhauses passen. Weniger geeignet sind beispielsweise Kleidung von Billiganbietern, Massenware wie gängige Glas-Windlichter oder auch alte Lexika oder gebundene Buchclub-Bücher. Ein Problem, mit dem das Wangener Team immer wieder einmal zu kämpfen hat: Manche verwechseln das Kaufhaus mit der Sperrmüllabfuhr und stellen Gegenstände oder auch Kleidersäcke einfach im Hof vor dem Sozialkaufhaus ab. Die Entsorgung kostet die Sozialeinrichtung dann nicht selten Geld, das dann an anderer Stelle fehlt. 

Auch wer sich ehrenamtlich engagieren will, ist im Sozialkaufhaus willkommen. Interessierte können sich direkt dort melden und zu den Einsatzmöglichkeiten beraten lassen.

Weitere Informationen zu Spenden und zu ehrenamtlichen Engagement sowie die jeweiligen Kontaktdaten sind auf der Webseite der Sozialkaufhäuser unter www.daskaufhaus.de (Opens in a new window) zu finden. Das Sozialkaufhaus Wangen in der Inselstraße 5 ist aktuell Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet. 

S-OST-KARTE
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Topic Stuttgart

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