#8 | Sep 24: Guilty Pleasure
đ Hallo ihr Lieben,
đ DROP đ Im September hau ich Goodies raus. FĂŒr alle, die bis 30. September eine Mitgliedschaft abschlieĂen und damit den Podcast finanziell unterstĂŒtzen, gibt es die MĂ€nnerfantasien Tote-Bag als fettes Dankeschön geschenkt. đ± đ (unabhĂ€ngig von der Spendensumme und versandkostenfrei)
đ„ Zur Recherche fĂŒr MĂ€nnerfantasien hab mir vor kurzem zum ersten Mal âRockyâ mit Sylvester Stallone angeguckt und bin jetzt total besessen. Die Sly-Doku auf Netflix, Rambo I und Rocky II bis VI spĂ€ter will ich eine Guilty Pleasure Folge ĂŒber Stallones MĂ€nnlichkeitsdarstellungen machen. Rocky ist ein MĂ€nnlichkeitsidol der 80er und doch in mancher Hinsicht progressiver, ambivalenter und verletzlicher als heutige MĂ€nnlichkeitsdarstellungen. HĂ€ttest du Bock auf eine Folge darĂŒber?
đą Antworte mir einfach an verbittert-mail@web.de (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
AuĂerdem freue ich mich auch sehr ĂŒber ThemenwĂŒnsche oder Fragen oder Feedback.
Hier sind meine FLINTA-Highlights des Monats:
Dallas Cowboys Cheerleaders zeigt, was es in vielen Lebensbereichen immer noch heiĂt, eine Frau zu sein: andere glĂŒcklich zu machen, stĂ€ndig unter Beobachtung zu stehen, die eigene Erscheinung ĂŒber alles andere zu stellen. Ganz egal, wie unaushaltbar der Druck auch sein mag.
Zitat: âYes, maâam!â ZEIT + von Anne Waak (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
Ich bin völlig hin und hergerissen, ob Dallas Cowboys Cheerleaders mein UnterhaltungsbedĂŒrfnis bedient wie es frĂŒher Germanys Next Topmodel getan hat oder ob ich gerade wegen der Offenlegung des Sexismus von der Serie fasziniert bin. Der Dokumentarfilmer schafft es den Protagonistinnen SĂ€tze rauszukitzeln wie: âOf course they donât get paid well, but itâs every girls dream to be a Dallas Cowboy Cheerleader. Itâs an honor to be part of it.â (NatĂŒrlich werden sie schlecht bezahlt, aber jedes MĂ€dchen trĂ€umt davon ein Dallas Cowboy Cheerleader zu sein. Es ist eine Ehre Teil davon zu sein.â)
Wir sehen Victoria die zwischen ihrem eingefrorenen LĂ€cheln an ihrem Geburtstag traurig feststellt, dass sie ihrem Leben hinterherrennt, weil sie all ihre Zeit und Energie ins Cheerleading steckt und diese Karriere auf maximal 5 Jahre begrenzt ist. Und gleichzeitig werden verstörende Schönheitsideale immer weiter reproduziert, wenn wir bei der Anprobe der âBaby-KostĂŒmeâ der sogenannten âUniformâ zusehen, die aus einer Hotpants und einem Bolero besteht. In der Serie sehe ich so viele lange, makellose Beine, flache BĂ€uche, straffe und leicht gebrĂ€unte Haut, winzige Taillien dass es am Ende vielleicht doch den selben Effekt auf mich hat wie GNTM damals. NĂ€mlich dass ich an mir runtergucke und feststelle, dass ich mich absolut nicht attraktiv fĂŒhle.
Ein interessanter Unterschied zu GNTM ist jedoch, dass das Drama hier nicht durch den âZickenkriegâ inszeniert wird. Immerhin geht es um ĂŒber 30 âGirlsâ die ĂŒber Wochen zusammen im Trainingscamp leben und arbeiten. Doch der Konflikt zwischen den Teilnehmerinnen bleibt aus, stattdessen Zusammenhalt, Support, feste Freundinnenschaften und Hilfsbereitschaft.
7 Folgen | Netflix. 2024
âMein Mann war sehr anspruchvoll, er wollte am liebsten drei Mal am Tag warm essen und das hat er auch relativ oft gekriegt, nicht immer aber doch sehr oft.â
Man möchte sich die Haare raufen, bei solchen SĂ€tzen. Man möchte erwidern: âDiese Rollen haben wir doch lĂ€ngst ĂŒberwunden!â Aber ist das wirklick so?
Die LebensumstĂ€nde, HintergrĂŒnde und Biografien zu den Monologen, die wir im ARD Dokufilm MUTTER hören, erfahren wir nicht. Der Film, basiert auf Interviews von 8 MĂŒttern im Alter zwischen 30 und 75 Jahren. Anke Engelke spielt diese MĂŒtter oder auch nur eine Mutter oder Mutterschaft als Kollektiverfahrung, wĂ€hrend wir die Originalstimmen aus ihrem Munde hören.
Die Figuren umgibt ein Schwere, eine Einsamkeit und etwas Entfremdetes. Nie sieht man sie in ihrer Rolle als Mutter und Ehefrau in AbhĂ€ngigkeit zu anderen. Immer sind sie wie rausgerissen aus einer Sinnhaftigkeit wenn sie sich allein vor dem Fernseher die FĂŒĂe eincremen, wenn sie routiniert GeschirrtĂŒcher aufhĂ€ngen, wenn sie Yoga machen oder Lebensmittel einkaufen und niemand ist da.
âIch habe schon ausgerechnet, wie oft ich in meinem Leben schon sagen musste: Putz dir jetzt bitte die ZĂ€hne!â
Geschichten, Filme, Romane etc. ĂŒber Mutterschaft, ĂŒber das HĂ€usliche oder ĂŒber weibliche Biografien galten und gelten nach patriarchaler Deutung als langweilig, uninteressant und trivial.
Dabei zeigen die Interviews im Dokumentarfilm MUTTER wie unterschiedlich Elternschaft wahrgenommen oder gelebt werden kann. Gleichzeitig Ă€hneln sich auch viele GefĂŒhle und Gedanken in Bezug auf Kinderwunsch, Karriere und dem Zwiespalt zwischen der Verantowortung fĂŒr die Kinder und dem Wunsch nach einem eigenstĂ€ndigen, freien und leidenschaftlichen Leben.
Als ich im Urlaub den Besitzer der Ferienwohnung nach einem Platz fragte, wo die WĂ€sche trocknen kann, zeigte er auf eine kleine AufhĂ€ngung am Balkon und drĂŒckte mir 5 WĂ€scheklammern in die Hand. Ich lĂ€chelte freundlich und setzte âWĂ€scheklammernâ auf meine innere Einkaufsliste. Warum habe ich ihn nicht gefragt, wie er sich das vorstellt, WĂ€sche fĂŒr 3 Personen mit 5 WĂ€scheklammern zu befestigen? Warum habe ich ihm nicht gesagt: âDas ist zu wenig! Besorgen Sie bitte mehr!â Warum habe ich nicht laut gelacht und ihn gefragt, ob er sich in seinem Leben schon mal um WĂ€sche gekĂŒmmert hat?
Manchmal wĂ€re ich gerne diese unnachgiebige, selbstbewusste, resolute, kompromisslose Version von mir selbst, die in meinem Inneren tobt. Dann wĂŒrde ich dem freundlichen FuĂball-Fan im ICE, der mich immerzu âMuttiâ nennt, eine reinhauen. Dann wĂŒrde ich nie wieder auf der StraĂe ausweichen. Dann wĂŒrde ich die Nudeln mit Tomatensauce, die mein Kind im Restaurant bestellt hat, zurĂŒckschicken, wenn die Sauce nicht an der Seite ist, sondern doch obendrauf.
Eine solche Frau wĂ€re natĂŒrlich höchst unangenehm, deswegen ist sie in einem geheimen VerlieĂ in meiner Fantasie eingesperrt â mein geheimes Alter Ego. Caroline Rosales hat es jetzt in der Serie sexuell verfĂŒgbar freigelassen. Und vielleicht wĂ€rs ja doch garnicht so schlimm, wenn ich auch mal sage, wenn mich was stört, oder?
Ein groĂartiges Interview mit Caroline Rosales hört ihr im Podcast Die Leserinnen (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre). Und ich hoffe, dass sie auch bei Verbittert Talentlos zu Gast sein wird.
Bleibt unbequem. Eure Susi!
đ Eine neue Folge VERBITTERT TALENTLOS erscheint am Do 12.09.
40.Patriarchatskomplizinnen | mit Susanne Kaiser