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Über Rammstein, den „Spiegel“ und ARD-Intendanten, die auf Pauken hauen

Der Übermedien-Newsletter von Stefan Niggemeier.

Übermedien-Logo mit Foto von Stefan Niggemeier

Liebe Übonnentin, lieber Übonnent,

als die 24-jährige Shelby Lynn aus Nordirland vor inzwischen gut zwei Wochen twitterte, dass sie vermutet, bei einem Rammstein-Konzert unter Drogen gesetzt worden zu sein, und die Blutergüsse und blauen Flecken an ihrem Körper zeigte, die sie sich nicht erklären konnte, begann ein Wettrennen. Journalistinnen und Journalisten und verschiedene Redaktionen versuchten, möglichst schnell weitere Frauen zu finden, die im Umfeld von Rammstein-Konzerten ähnliches erlebt haben.

Selten haben wohl so viele Journalisten gleichzeitig begonnen, an einer Sache zu recherchieren – und selten auch so öffentlich. Auf Twitter warben sie offensiv dafür, sich ihnen anzuvertrauen, verwiesen auf ihre einschlägigen Erfahrungen, versprachen sensiblen Umgang, betonten, bereits zu recherchieren, und: „Meine DMs sind offen“.

Das Buhlen um potentielle Rammstein-Opfer wirkte seltsam; irgendwie unangemessen und unwürdig. Immerhin half es offenbar dabei, dass sich sehr schnell viele Frauen bei den Medien meldeten, die von ähnlichen Erfahrungen berichteten.

Man mag es zynisch finden, weil es ja um Menschen geht und ihre intimen Erfahrungen und möglicherweise traumatischen Erlebnisse, aber natürlich ist das ein Wettlauf, der da entsteht. Darum, das erste Medium zu sein mit einer großen eigenen #RowZero-#MeToo-Geschichte zu Rammstein-Sänger Till Lindemann.

Schon am Freitag vergangener Woche, gerade einmal eine gute Woche nach dem ersten Tweet von Shelby Lynn, veröffentlichten „Süddeutsche Zeitung“ und „Tagesschau“ ihre ersten Recherchen: „Über ein System, das dem Sänger liefert, was immer er will“ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) bzw. darüber, „wie junge Frauen offenbar gezielt für Sex mit ihm rekrutiert werden“ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Kurz darauf folgte die „Welt am Sonntag“ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), ebenfalls mit einer ausführlichen Geschichte und Schilderungen mehrerer Frauen, die der von Shelby Lynn ähnelten.

Insofern ist das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ spät dran mit seiner großen Rammstein-Recherche, die gestern als Titelgeschichte erschien (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Große grundlegende Neuigkeiten scheint sie nicht zu enthalten. „Manche“ der Frauen, die dem „Spiegel“ von ihren Erfahrungen berichteten, „haben ihre Geschichte bereits anderen deutschen Medien erzählt“, heißt es vage in dem Artikel.

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