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Debriefing: Angriff auf Israel

Iranische Drohnen am Himmel hinter Palmen

In der vergangenen Nacht hat der Iran Israel angegriffen.
Im Grunde gibt es dazu nur eine begrenzte Anzahl glaubwürdiger Quellen. Alle Medien, die darüber berichten, beziehen sich auf diese Meldungen. Beispielsweise die israelischen Streitkräfte (IDF), die Washington Post, die New York Times, israelische Zeitungen und einige
OSINT (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Da aber jeder etwas zu erzählen hat, mischen sich viele Mutmaßungen, Falschmeldungen und Propaganda.

Daher hier eine Nachbesprechung und Einordnung, ein so genanntes Debriefing.

Hintergrund und Vorspiel

Der Iran unterstützt vor allem die Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen und islamistische Kräfte im Nordwesten des Irak. Man spricht von iranischen Proxys. Zudem ist der Iran mit dem syrischen Regime „befreundet“.

Am Montag, dem 01. April, führte Israel einen Luftschlag gegen ein Konsulat des Irans im syrischen Damaskus durch. Dabei getötet wurde ein Kommandeur der iranischen Quds-Brigaden und sein Stellvertreter. (Analyse dazu hier… (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre))
Diese befanden sich dort, um die Hisbollah bei den Angriffen gegen Israel mindestens zu unterstützen, vermutlich um die Angriffe und den Waffenschmuggel über Damaskus anzuleiten.

Daraufhin hat der Iran Vergeltung angekündigt.
Diese Ankündigung wurde in diesem Fall von vorn herein ernst genommen.
Um es vorweg zu nehmen: Es liegen über 1000 Kilometer zwischen dem Iran und Israel. Dazwischen liegen der Irak und Jordanien. Der Iran verfügt über keine Kräfte, Israel existenziell zu bedrohen. Er kann nicht dort einmarschieren, kann keine Bodentruppen dorthin bringen. Zumindest nicht in einem relevanten Maß.
Auch deshalb bedient der Iran sich seiner Proxys.

Ab Donnerstag, 11.04.24, meldeten Geheimdienste massive Bewegungen von Militäreinheiten im Iran.
Dabei waren US-amerikanische Geheimdienste. Mutmaßlich die NSA, doch Details werden die Öffentlichkeit kaum erreichen. Und auch britische Geheimdienste, mutmaßlich der militärische Secret Intelligence Service (SIS). Da sicher die Abteilung für das Ausland, die Abteilung 6, besser bekannt als MI6 (Military Intelligence Section 6).
Der Iran wird von vielen dauerhaft beobachtet.

Somit war Israel vorgewarnt.
Es wurden Verhaltensregeln herausgegeben, größere Versammlungen wurden erst gestern verboten, und so weiter. Heute beginnen in Israel zweiwöchige Ferien anlässlich des Pessach, übliche außerschulische Aktivitäten, wie Ferienlager, wurden abgesagt.

Das bedeutet, dass im Grunde recht klar war, was kommt. Das fand in den Medien aber wenig Aufmerksamkeit. Außer erneute Zitate, wer wann was gesagt hat. Vor allem die USA haben Beistand zugesagt.
Das ist nachrichtendienstlich aber auch logisch, denn man will dem Feind ja nicht verraten, was man eigentlich genau alles weiß. Man spricht nicht im Detail darüber.

Der Angriff

In der frühen Nacht kam die offizielle Warnung, dass der Iran dutzende Drohnen gestartet hat.
Auch hier wurden als Quelle die US-amerikanischen Geheimdienste angegeben.
Persönlich denke ich jedoch, dass die britische Aufklärung grundsätzlich unterschätzt wird. Zu meiner Dienstzeit galten die Briten als die Besten in der Luftbildaufklärung, tradiert seit dem zweiten Weltkrieg. Meine Einhei (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)t hat direkt mit solchen Intelligence Einheiten zusammengearbeitet.
Da aber viele US-amerikanische Einheiten in Jordanien und dem Irak stationiert sind, zusätzlich zu Schiffen vor der Küste, wird da vor allem die elektronische Aufklärung (EloKa) den größten Teil gehabt haben. Die immer wichtiger wird.

In mehreren Wellen wurden etwa 185 Drohnen, 36 Marschflugkörper und 120 Boden-Boden-Raketen abgefeuert. Diese Zahlen sind Schätzungen, selbstverständlich wird das noch genauer ausgewertet werden. Was Medien aber sicher nicht weiter interessieren wird.
Die Zahlen können sich noch leicht verändern, das ist normal.

Bei den Drohnen wird es sich um Shahed 136 gehandelt haben, die so genannten „Luftmofas“. Das sind die gleichen Drohnen, die für den Einsatz in der Ukraine an Russland verkauft wurden. Sie tragen eine Sprengkraft von 30 bis höchstens 60 Kilogramm (Gefechtskopf maxi), vergleichbar mit kleinen Bomben. Damit bringt man kaum ein Gebäude zum Einsturz. Sie sind recht langsam und kommen nur auf etwa 150 km/h.

Shahed beim Start

Das Ziel ist, verschiedene Flugkörper so koordiniert loszuschicken, dass sie zeitgleich über dem jeweiligen Ziel sind. Denn die haben alle unterschiedliche Geschwindigkeiten und Startplätze.
Das ist übrigens inzwischen auch State of the Art der Artillerie. Die deutsche Panzerhaubitze 2000, die auch an die Ukraine gegeben wurde, kann automatisiert das Feuer so berechnen, dass die Geschosse zeitgleich einschlagen. Das System berechnet Munition, Flugbahn und natürlich auch, wo die Haubitzen stehen.

Und das hat wiederum den Zweck, die Flugabwehr des Gegners durch die schiere Anzahl zu überwältigen. Da mischt man dann einige große und viel teurere Marschflugkörper drunter und hofft, dass mehr von denen durchkommen.

Dafür wurden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Paveh Marschflugkörper verwendet.
Sie werden vom Boden aus abgefeuert, es braucht also keine Flieger in die Luft.
Man muss davon ausgehen, dass sie extra dafür entwickelt wurden, Israel anzugreifen. Oder zumindest zu bedrohen. Denn sie haben eine Reichweite von mutmaßlich über 1600 km, was für eine Cruise Missile enorm ist. Auf Kosten der Wirkung.
Sie wird vom Iran selber hergestellt. Also wirklich vom Staat, nicht von privaten Unternehmen.

Eine Paveh bei einer Parade im Iran

Grundsätzlich muss man aber sagen, dass alles, was der Iran hat, technisch eher von gestern ist.
Auch der Iran setzt auf die russische Strategie „Masse statt Klasse“.

Militärische Lachnummer

Die IDF haben bereits in der vergangenen Nacht gemeldet, dass 99% der Flugkörper abgefangen wurden. Nach den heutigen Meldungen aus Israel ist das glaubwürdig.
Insgesamt wurden etwa ein Dutzend Verletzte gemeldet, keine Toten. Für einen solch massiven Angriff eine militärische Lachnummer.

Die Hisbollah hat bereits in der Nacht gemeldet, mehrere Raketen auf Israel abgefeuert zu haben. Das wurde heute bestätigt, ebenso Angriffe der Huthi und von islamistischen Proxys aus dem Irak.
Das beweist, dass es eine direkte, militärische Koordination zwischen dem Iran und den Terror-Organisationen gibt.

Der erste Verletzte war übrigens ein 10-jähriger, arabischer, muslimischer Junge der Beduinen-Minderheit im Süden Israels.
Das dramatischste Opfer war wohl ein Mädchen, das lebensgefährlich von einem Splitter getroffen wurde.
Die Geschäfte in Israel hatten heute geöffnet.

Wirkung

Ein ungenannter Militärstützpunkt im Süden (der Name wurde nicht genannt, der Ort ist öffentlich) und der Flugplatz Nevatim wurden getroffen. Es wurden keine größeren Schäden verursacht.

Auch das ist glaubwürdig. Denn Israel folgt der „westlichen“ Kriegsführung. Und in einer Situation wie gestern wird ein Flugplatz „evakuiert“: Die Flieger gehen alle hoch, selbst wenn sie keinen Auftrag haben. Gestern dürften aber eh alle zur Flugabwehr eingesetzt gewesen sein.
Sie können in der Luft tanken. Am Boden bleiben nur eine Landebahn und ein paar Shelter (keine Bunker!).

Alles, was an einem militärischen Flugplatz gemacht werden kann, kann auch mobil gemacht werden.
Vielleicht sind dem ein oder anderen Abschnitte auf der Autobahn aufgefallen, die keinen Mittelbewuchs haben, keine Brücken haben und über einen Parkplatz auf beiden Seiten verfügen. Das sind Landeplätze. Pioniere können dort die Mittel-Leitplanken abnehmen, auf den Parkplätzen werden dann die Jets gewartet und alles, vom Radar bis zur Luftbildauswertung, wird in LKW drum herum gestellt. Jedes Geschwader hat mindestens einen solchen Ausweich zugewiesen.
Daher bin ich sicher, genau so läuft das auch in Israel.
Als die Raketen in Nevatim einschlugen, war - salopp gesagt - keiner mehr da.

Flugplatz Nevatim aus dem All

Die Hisbollah veröffentlichte noch in der Nacht, der Flugplatz Nevatim sei beschädigt und Flugzeuge zerstört worden. Der Flugplatz, von dem aus angeblich der Einsatz gegen das Konsulat in Damaskus geflogen wurde. Das Rache-Narrativ.
Die Realität ist, dass der Flugplatz die ganze Zeit operativ war und die Flugzeuge, die an der Abwehr beteiligt waren, dort auch wieder gelandet sind.

Insgesamt wurde weder kritische Infrastruktur noch relevante militärische Ausrüstung getroffen.

Die eiserne Kuppel

Das ist natürlich dem Iron Dome zu verdanken, der fast schon legendären israelischen Flugabwehr.
Doch der wird von Laien häufig falsch verstanden.

Der Iron Dome (Eiserne Kuppel) ist zwar ein einzelnes Waffensystem. Aber was landläufig unter Iron Dome verstanden wird, ist ein System von verschiedenen Waffen und Abwehrmaßnahmen.
Diese greifen ineinander. Für die langsamen Drohnen ist beispielsweise ein System zuständig (Iron Dome), für Flugzeuge und niedrige Raketen ein anderes (Patriot), für sehr hoch fliegende ballistische Raketen oder Marschflugkörper wieder ein anderes. Das wird alles aus Bunkern gesteuert und koordiniert, überirdisch stehen nur einzelne Starter, eventuell noch mit wenig Personal zur Wartung („Nachladen“). Sehr unspektakulär, sehr unsexy.

Ein israelischer Starter als Teil des Iron Dome

Beispielsweise wurde ein Video auf Social Media öffentlich, dass eine skurril aussehende Detonation in großer Höhe zeigt. Es mutet an wie die seismischen Bomben in „Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger“. Deren Detonation man erst sieht und dann hört. (Hervorragende Arbeit der Macher übrigens, nur dass Science Fiction hier schlicht die physikalische Realität abgebildet hat.)
Das war das Sytem Arrow, Teil des Iron Dome, das für ballistische Raketen in sehr großer Höhe konzipiert ist. Die Rakete bewegt sich da oben mit Mach 9, was etwa 2500 Metern pro Sekunde oder etwa 8000 km/h entspricht.

Ich erwähne das explizit, weil Deutschland dieses System gekauft hat. Während alle philosophieren wie schwach die NATO ist – und das europäische Verteidigungsbündnis kaum wahrnehmen – baut Deutschland einen eigenen Iron Dome. Oder genauer gesagt: Das europäische Sky Shield.

Ich habe glaubwürdige Schätzungen gelesen, wonach die gestrige Abwehr etwa 3,1 Milliarden Dollar gekostet hat. Wobei ein überraschend großer Anteil auf den einen Schuss des Arrow fällt.
Aber nun zu denken, dass Israel damit ja bald Pleite ist, ist auch falsch. Denn die haben ja noch was.
Genauso, wie Deutschland 600 Taurus auf Halde hat. Die Zeche ist also längst bezahlt, wenn die Kapelle gespielt hat.

Im Gegensatz zu Russland und Ukraine scheint hier niemand daran zu denken, dass Israel eine Atommacht ist.
Gemäß der Logik von Wagenknecht müsste der Iran sich eigentlich längst ergeben. Das kann nur bedeuten, dass einige den Einsatz russischer Atomwaffen für plausibel halten (wollen), den Einsatz israelischer Atomwaffen – unter weit existenzbedrohenderen Umständen – jedoch nicht.
Denken wir für einen Augenblick darüber nach.

Social Media Alarm

Da mindestens 1000 km zwischen dem Iran und Israel liegen, gab es also eine lange Vorwarnzeit. Zumal die langsamen Drohnen ja zuerst gestartet werden müssen.
Selbst ich habe die Meldung schon auf der Facebook Fanpage (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) gepostet, bevor überhaupt Flugkörper in der Nähe Israels waren.

Und seitdem die Meldung raus war, ging sie viral.
Sofort eingestiegen sind Propagandisten, vor allem englisch- und spanischsprachig, die Stimmung gemacht haben.
Abgesehen von der üblichen Täter-Opfer-Umkehr und Jubelfeiern, dass es nun endlich Israel mal richtig gezeigt wird. Im Iran hatten sich wohl einige spontane Jubelperser versammelt, die „Tod Israel, Tod Amerika“ skandierten.

Spannend waren Aufnahmen der Detonationen. Die von entsprechenden Verteilern als mutmaßliche Zerstörung Israels gefeiert wurden.
Dazu ein kleiner Hinweis: Flugkörper wirken auf verschiedene Weise. Als Bunkerbrecher, durch Splitterwirkung oder auch einfach durch hohe Sprengkraft. Fast allen gemein ist, dass es einmal „Bumm“ macht, und das war es dann. Das kann auch ein großes „Bumm“ sein, aber mehr passiert nicht. Abgesehen von thermobarischen oder nuklearen Sprengmitteln, über die der Iran aber nicht verfügt.
Erst, wenn etwas getroffen wurde, ergeben sich große Flammen- oder Rauchsäulen. Es folgen so genannte secondary explosions oder Brände.
Hat man da etwas Erfahrung, kann man das unterscheiden und einschätzen. Vor allem nachts.

Screenshot abgefangener Drohnen hinter dem Felsendom

Und bei allen veröffentlichten Videos ist absolut nichts davon zu sehen.
Beispielsweise auf einem viralen Video, dass drei Einschläge auf der Nevatim Air Base zeigen soll. Ein kurzes „Bumm“ und nichts weiter.
Da die Flieger dort auch wieder gelandet sind, wurde nicht einmal die Landebahn beschädigt. (Abgesehen davon, dass die Base zwei sog. Taxies hat, auf denen man auch landen kann, also de facto vier Landebahnen.) Was mit dem Treibstoff das primäre Ziel bei einem Flugplatz ist.

(Am Rande: Genau das habe ich gelernt. Meine Stammeinheit (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) hat auch russische Häfen und Flugplätze aufgeklärt - u.a. Liepāja, deutsch: Liebau, im heutigen Lettland - und beispielsweise Tanks berechnet oder die Gleise für den Nachschub auf 30cm genau eingemessen. Aus 60 Kilometer Entfernung. Und das waren die 90er.)

Gegen drei Uhr morgens bin ich ins Bett gegangen. Weil das Zerschellen des Angriffs absehbar war. Inzwischen weiß ich, das etwa um die Zeit bereits Entwarnung in Israel gegeben wurde.
Der Social-Media-Alarmismus war und ist in keiner Weise angemessen.
In Tel Aviv hat es nicht einmal Luftalarm gegeben.

Zeitenwende, aber anders

Allerdings hat dieser Angriff natürlich trotzdem eine Wirkung.
Es wurde eine neue Stufe erreicht. Zum ersten Mal hat der Iran Israel direkt angegriffen.

Daher gehe ich von einem israelisch-iranischen Krieg aus.
Dieser wird sich aber nicht in einer großen Eskalation manifestieren. Es wird keine „Front“ geben. Sondern in einem offiziellen Kriegszustand.

Der Iran hat Israel angegriffen. Zumindest kann man das sehr glaubwürdig völkerrechtlich vertreten. Und Israel wird das nun ausnutzen, wo es geht.
Es wird iranische Proxys angreifen und alles, wo auch nur annähernd Iran draufsteht, bombardieren können. Auf sehr lange Zeit. Ohne, dass diese Israel direkt bedroht hätten.
Es muss sich nicht mehr „verstecken“ oder es irgendwie groß begründen können.

Um nur einmal ad hoc ein Beispiel zu nennen:
Es werden Waffen für die Hisbollah über das syrische Damaskus geschmuggelt. (Bericht siehe hier... (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre))
Israel weiß das. Teilweise werden diese Maschinen bereits getrackt, noch bevor sie in Damaskus angekommen sind.
Israel wird in Zukunft weniger Hemmungen haben, diese Flieger über irakischem oder syrischem Territorium direkt vom Himmel zu holen.

Auch Syrien steht vor einem Problem. Denn das Regime hat die Umtriebe der Hisbollah und der islamistischen Gruppen vor den Golanhöhen bisher erduldet. Das wird es auch weiter tun, sei es aus Unfähigkeit sich durchzusetzen oder weil man für den Duz-Freund Iran zwei Augen zudrückt. Es wird aber damit rechnen müssen, dass Israel ein Schüppchen drauflegt und dort eher und massiver interveniert.
Und Libanon könnte massiver in die Perspektive geraten. Denn es ist im Grunde ein Failed State, der Süden wird von der drogendealenden Hisbollah regiert. Mehr als einmal standen israelische Soldaten in Beirut, ganz erholt hat das Land sich nie.

Das ist es, was Politiker damit meinen, dass die Lage eskalieren könnte.
Dass Israel sich nun noch umfassender gegen alle Angreifer wehrt, und dadurch anderen Staaten vor den Koffer scheißt. Die bisher eher die Füße stillgehalten haben oder schlicht unfähig sind.

Der dritte Weltkrieg?

Aber eins muss sehr deutlich gesagt werden:
Dieser Konflikt ist kein Konflikt Israels oder des „Westens“ gegen den Islam.
Man kann das nicht deutlich genug machen.

Neben britischen und US-amerikanischen Kräften hat in der vergangenen Nacht auch die jordanische Luftwaffe aktiv Flugkörper bekämpft. Trümmer sind in der Hauptstadt Amman runtergegangen.

Saudi-Arabien, der King Pin in der Region, ist sicher nicht mit Israel verbündet. Aber der Iran ist eben ein noch größerer Feind. Was im Jemen abläuft, also mit den Huthi im Westen des Landes, ist im Grunde ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.
Außerdem wollen viele der südlichen arabischen Staaten ihr Öl an „den Westen“ verkaufen, so lange er das Zeug haben will. Das saudische Regime ist im Grunde mit den USA verbündet.

Den Konflikt habe ich mehrfach versucht zu verdeutlichen:
Nicht nur, dass Iran, Hisbollah und Huthi schiitisch sind, die Mehrheit der arabischen Welt aber sunnitisch. Der Konflikt wäre angesichts einer Bedrohung von außen zu überwinden, beispielsweise durch die christlichen USA als gemeinsamen Feind.
Der Iran ist eine islamische Republik. Der oberste Chef des Irans ist der Religionsführer, der in Vertretung für den kommenden Imam der Endzeit regiert. Der Präsident regiert unter ihm.
Im Grunde ist der Iran vergleichbar mit dem Kirchenstaat des Mittelalters, in dem der Papst auch eine weltliche Macht hatte.

Und das bedroht die weltlichen Herrscher der arabischen Welt, die sich meist aus Clans rekrutieren. (Saudi-Arabien = Saud, Jordanien = Haschemiten, Katar = Al Thani, usw.)
Das ist ein fundamentaler Widerspruch. Der durch die Kolonialzeit nie aufgelöst werden konnte. Deshalb vergleiche ich das Pulverfass häufig mit dem Dreißigjährigen Krieg in Europa.
Israel ist lediglich der Funke, an dem sich alles entzündet.

Vor dem Hintergrund rechne ich deshalb nicht mit einem großen Krieg gegen Israel. Denn seine Nachbarstaaten sind entweder gar nicht in der Lage (Syrien, Libanon), haben sehr weltliche, eigene Interessen (Ägypten) oder stehen in harten, quasi kriegerischen Konflikt zu Iran (Saudi-Arabien, Irak).

Und genau deshalb ist es natürlich im Interesse von vielen, den Konflikt propagandistisch auf den Widerspruch „Westen“ oder „Israel“ gegen den Islam zu reduzieren. Sowohl im „Westen“, als auch in der Region. So werden Feindbilder gefestigt, die es in der Realität nicht gibt.
84% der Jordanier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) lehnen eine Anerkennung Israels ab. Obwohl Jordanien unter seinem an der britischen Elite-Militärakademie Sandhurst ausgebildeten König die Angriffe auf Israel mit abgewehrt hat.

Das ist vergleichbar mit dem propagandistischen Meisterstück der PLO in den 1960ern, alle palästinensischen Araber zu „Palästinensern“ zu erklären, obwohl der Begriff ursprünglich auch Juden und Christen in der Region benannte. Ohne ethnische Zuweisung. Und obwohl ein Fünftel der israelischen Bevölkerung arabische „Palästinenser“ sind.
Es ist eine verfestigte Propaganda. Und genau so wird es auch hier versucht. Man braucht ein „Wir“ gegen „Die“. Tod Amerika.

Irgendwelche Mutmaßungen über einen kommenden dritten Weltkrieg sind schlicht absurd. Egal, wie oft oder von wem sie geäußert wurden.
Keine der Israel angreifenden Parteien hat auch nur ansatzweise die Verbündeten oder militärischen Kapazitäten, so etwas loszubrechen.
Auch eine erhöhte terroristische Bedrohung kann ich nicht sehen. Denn islamistische Attentate kommen traditionell eher von sunnitischer Seite. Auch die Attentäter des Crocus (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), also des IS, haben etwas gegen „den Westen“ und gegen Israel. Aber eben noch mehr gegen den schiitischen Iran.

Ja, Russland hat seine Solidarität mit dem Iran erklärt. Aber Russland fährt jetzt schon auf Naht, um die Marschflugkörper produzieren zu können, die es auf die Ukraine schießt.
Und China ist nochmal ein ganz anderes Thema. Auf das ich versprochen habe bald einzugehen. Denn China ist ein Riese, der so groß ist, dass er vor allem mit sich selber beschäftigt ist.

Jegliche Mutmaßungen über ein Eingreifen von Russland oder China halte ich für mindestens ahnungsloses Gelaber, eher für Propaganda. Von dem China wahrscheinlich gar nichts weiß, weil es China einen Dreck interessiert.

Sujet Krieg

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