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Adidas, Palästinenser, Olympia 72 und der Terror

Ich halte wenig von „Wokeness“ und „Cancel Culture“. Und ebenso wenig von den Begriffen, die nun von anderen instrumentalisiert werden.
Aber als ich von der aktuellen Adidas Kampagne erfuhr, war ich tatsächlich ein wenig geschockt.

Weniger, weil Adidas ein palästinensisch-stämmiges Model engagiert hat.
Vielen sind offenbar die Zusammenhänge nicht bewusst, inklusive den Entscheidungsträgern bei Adidas.
Ich gebe etwas Hintergrund aus meinem Fach, dann wird vielleicht deutlicher, wie sehr Adidas in die Scheiße gegriffen hat. Man verzeihe mir die Formulierung.

Die Vorgeschichte

Trotz Unterstützung vieler arabischer Staaten haben Jordanien, Syrien und Ägypten 1967 den Sechstagekrieg verloren. Daraufhin besetzte Israel das Westjordanland, das zuvor jordanisch besetzt war, den Gazastreifen, der zuvor ägyptisch besetzt war, und die syrischen Golanhöhen als Puffer.

Die Araber, die sich nun Palästinenser nannten, und die gerade erst gegründete Palästinensische Befreiungsorganisation PLO wollten das nicht auf sich beruhen lassen. Jordanien schon. Und so kam es 1970 – 1971 zu einem handfesten Bürgerkrieg, in den auch Syrien auf Seiten der Palästinenser eingriff.

Dieser Bürgerkrieg wird als „schwarzer September“ bezeichnet. Er endete damit, dass die Palästinenser unterlagen und die PLO aus Jordanien verdrängt wurde.
Das ist der Grund, warum Jordanien den Palästinensern bis heute nicht wohlgesonnen gegenübersteht. Obwohl über 2,5 Millionen Palästinenser in Jordanien leben.

Die PLO wich in den Libanon aus. Sie hatte eine Guerilla, einen bewaffneten Arm, die Fatah. Und aus der wurde dann wiederum eine Terrororganisation gebildet, die sich nach dem Bürgerkrieg „Schwarzer September“ nannte.
Sie ermordete den jordanischen Ministerpräsidenten 1971 und im darauffolgenden Jahr fünf in Westdeutschland lebende Jordanier. Unter anderem.

Das Olympia-Attentat

In den frühen Morgenstunden des 5. September 1972 drangen acht bewaffnete Mitglieder des Schwarzen September in das Olympische Dorf in München ein und nahmen elf Mitglieder des israelischen Teams als Geiseln, wobei sie zwei sofort töteten. Einen davon ließen sie vor den Augen seiner Kameraden verbluten, sie gewährten keinem Arzt Zugang.
Sie erzwangen den Transport zum Flugplatz Fürstenfeldbruck, von wo aus sie mit Helikoptern ausgeflogen werden wollten.
Dort wurde kurz nach Mitternacht ein Befreiungsversuch unternommen, als die Geiseln bereits in zwei Helikoptern saßen.

Foto: Das Bild ging um die Welt und steht wie kaum ein anderes für den palästinenssichen Teror. Einer der Terroristen schaut sich auf dem Balkon der Wohnung um, in der die Geiseln gefangen gehalten werden.

Durch eine erste Falschmeldung verkündete Conrad Ahlers, der Sprecher der Bundesregierung, eine „glückliche und gut verlaufene Aktion“. Dadurch gingen die Entscheider davon aus, dass alle Geiseln überlebt hatten. So beschlossen sie, dass die Spiele fortgesetzt werden sollten. Sie blieben bei der Entscheidung, als klar war, dass in Fürstenfeldbruck ein Massaker stattgefunden hatte.

Bei dem dilettantischen Rettungsversuch durch die Polizei wurden alle israelischen Geiseln und ein Polizist getötet.

Foto: Der ausgebrannte Helikopter, in dem Geiseln erschossen wurden.

Die fünf getöteten Geiselnehmer wurden nach Libyen überführt, wo sie eine militärische Bestattung in allen Ehren erhielten.
Im Oktober entführten Palästinenser die Lufthansa-Maschine „Kiel“ auf dem Weg von Damaskus nach Frankfurt. Damit wurden die drei überlebenden Terroristen freigepresst.

Wer die Geschichte nicht kennt, kann sich heute nicht ausmalen, was für eine Resonanz das Ganze hatte. Es war ein deutsches 9/11, nur weit vorm Zeitalter der Handys und des Internets.
Die Fernsehsender, die damals noch einen Sendeschluss hatten, berichteten fast die ganze Nacht über. Die massive Kritik am überforderten Vorgehen der bayrischen Polizei führte dazu, dass eine Einheit zur Terrorbekämpfung gegründet wurde: Die GSG9 wurde in München geboren.

Man stelle sich das aus israelischer Sicht vor: Wenige Jahre nach dem zweiten Krieg gegen die umliegenden arabischen Staaten und 27 Jahre nach dem Holocaust fliegt die Sportelite des Landes nach Deutschland… und kehrt nicht zurück.
Zwei Nationen im Schockzustand.

Das war vor meiner Zeit. Aber ich bin aufgewachsen mit den Nachrichtenmeldungen des Terrorzeitalters danach. Und ich war auch in Fürstenfeldbruck stationiert; ich habe den Platz gesehen, wo es passiert ist.

Der legendäre Ruf des israelischen Geheimdienstes Mossad kommt weniger aus der Zeit der Nazi-Jäger. Sondern eher aus dieser Zeit: Die Gruppe Caesarea wurde gegründet.
Ihr Auftrag war es, die Hintermänner des Attentats zu jagen und auszuschalten. Fast zehn Jahre lang würden in Europa Leute des Schwarzen Septembers getötet werden. Der erste Kommandeur der Einheit war Ehud Barak, der spätere Ministerpräsident Israels. Er hatte auch die Operation Entebbe mit vorbereitet. Und er bemühte sich später um den Friedensprozess.

Die Adidas-Kampagne

Adidas, das von dem Nationalsozialisten Adolf Dassler gegründet wurde, kam auf die großartige Idee, Sportschuhe als Retro neu aufzulegen, die es für die Olympia 1972 auf den Markt gebracht hatte: „SL 72 OG“.
Alleine das hat bereits einen Geschmack. Eine Marketingkampagne zitiert die Spiele, die vor allem für palästinensischen Terrorismus stehen.

Doch als wenn das nicht reicht, macht Adidas das Modell Bella Hadid zum Gesicht der Kampagne.
Und die ist nicht nur Tochter des amerikanisch-jordanischen Immobilienmaklers Mohamed Hadid, der Palästinenser ist und auch schon Israel mit dem Dritten Reich verglichen hat. Sie positioniert sich auch selber immer wieder pro-Palästina.

Bereits 2017 hatte sie an einer palästinensischen Demonstration in New York teilgenommen. So auch 2021, wobei sie sich nach Zeugenaussagen auch an dem Sprechchor „From the river to the sea, Palestine will be free.“ beteiligt hat. Und der steht traditionell für die Auslöschung Israels.

Die Fotos sind nach wie vor auf ihrer Instagram Seite zu finden.
Allerdings hat sie offenbar dann doch lieber einige von ihrer Seite genommen.
Vielleicht auch, weil einer der Abgebildeten Mit-Demonstranten wenige Tage später verhaftet wurde, weil er einen Juden verprügelt und antisemitisch beschimpft hatte.
Alles also deutlich vor dem Krieg in Gaza.

Das alles kann nicht neu für Adidas sein. Bereits im August sprach Hadid in einem Podcast davon, dass viele Unternehmen sie nicht mehr engagieren.

Inzwischen hat Adidas reagiert:
„Wir sind uns bewusst, dass Verbindungen zu tragischen historischen Ereignissen hergestellt wurden – auch wenn diese völlig unbeabsichtigt sind – und wir entschuldigen uns für jegliche Verärgerung oder Leid, die dadurch verursacht wurden.“

Man wolle die Kampagne nun „überarbeiten“.

Sujet Medien und Politik

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