Wahlkampf extrem: Jusos in der Sauna

Liebe Leser*innen,
Wahlen hier, Wahlen da. Können Sie es auch nicht mehr hören? Der Termin ist erst in zweieinhalb Wochen, aber bereits jetzt spricht man in Berlin über nichts anderes mehr. Während sich die meisten Parteien auf dröge Wahlkampf-Klassiker wie Buttons, Plakate und Hassrede beschränken, beweist die FDP wieder einmal, dass sie nicht nur in Sachen schmissige Plakatgestaltung die Nase vorn hat, sondern auch beim Stimmenfang auf Innovation setzt. Selbst wenn es bei der Durchführung Verbesserungspotential gibt.


Insidern zufolge hätte man Anzeichen für den geplanten Coup schon früher erkennen können. Dass bei Armin Laschets Weinabend alle geladenen FDP-Mitglieder ausschließlich leicht ranzigen Garnelenschaum zum Buffet beisteuerten, kam den übrigen Gästen jedoch zunächst nicht weiter verdächtig vor. Gelungen war der Abend so oder so.

Die besten Momente vom überparteilichen Weinabend bei Armin Laschet
Als Jens Spahn versuchte, den besonders angetrunkenen Gästen ein paar hunderttausend FFP2-Masken für die nächste Pandemie zum »einmaligen Schnäppchenpreis« zu verkaufen
Als Christian Lindner vor der Tür stand und sich als Gastgeber ins Gespräch brachte
Als Armin Laschet bei der »Wer bin ich«-Runde plötzlich eine tiefe Sinnkrise bekam und von seiner Frau ins Bett gebracht werden musste
Als Friedrich Merz zu vorgerückter Stunde regungslos in der Badewanne gefunden wurde und für tränenreiche Zusammenbrüche sorgte, als er wieder aufwachte
Als Habeck und Baerbock beim »Wahrheit oder Pflicht«-Spielen auf die Wahrscheinlichkeit einer Koalition mit Union und AfD angesprochen wurden und anstelle einer Antwort eine Flasche Doppelkorn auf ex tranken und im Anschluss in die Badewanne kotzten
Insgesamt sei die Stimmung ausgelassen gewesen, was vor allem auf Katrin Göring-Eckhards Karaokefähigkeiten zurückgeführt wurde. Doch ein Thema belastete die Stimmung. Gerhard Schröder, SPD-Mitglied und Genussmensch, war der Einladung nicht gefolgt. Schnell machte das Gerücht die Runde, dass etwas Ernsteres hinter der Absage steckte.

Die SPD-Spitze zeigte sich nach Bekanntwerden der Erkrankung bestürzt. Doch einige können der neuen Situation durchaus etwas Positives abgewinnen. Die K-Frage innerhalb der SPD sei nun endgültig geklärt. Man könne sich jetzt geschlossen hinter Olaf Scholz versammeln und in den Wahlkampf starten.
Es wird erwartet, dass die Wahlkämpfer*innen der SPD in den nächsten zweieinhalb Wochen umso engagierter auftreten werden. Die Wahrscheinlichkeit, in der Sauna von Jusos in eine Ecke gedrängt und in ein Gespräch über die Brillanz des Nochbundeskanzlers verwickelt zu werden, war noch nie höher. Hier gilt: Nehmen Sie keine Ballons oder Flyer an und nutzen Sie folgende Sätze, um der Situation zu entkommen.

Powersätze für die Bundestagswahl
»Hach, am liebsten würde ich sie alle wählen!«
»Wirklich fair ist es doch nur, wenn alle 7 Spitzenkandidat*innen einzeln gegeneinander antreten: Es muss 49 TV-Duelle geben!«
»Ich wähl die Grünen. Es lässt sich viel schöner gegen sie hetzen, wenn sie in der Regierung sind.«
»Zweitstimme ist klar, aber wen ich hier in Bruchsal-Schwetzingen II direkt wählen soll, hat Herr Musk natürlich vergessen zu sagen.«
»Ich leg mich fest: Nur der Todenhöfer kann es mit Trump und Putin aufnehmen.«
»Bei Bundestagswahlen im September ist irgendwie mehr Festivalstimmung.«
»Puh, ist das kompliziert. Gut, dass es die letzte freie Wahl ist!«
Wie man persönlich zu Diktaturen steht, ist letztlich jedem selbst überlassen. Beim Blick auf die Strukturen erfolgreicher Unternehmen lässt sich das Potential strenger Hierarchien aber nicht von der Hand weisen.

Wenn Sie nicht mit Ihrem Chef verwandt sind, aber Ihrer Karriere trotzdem einen kleinen Schubs geben möchten, bringen Sie ihm doch mal einen Strauß Blumen mit. Einen solchen zu besorgen, kann sich aber schwieriger gestalten, als man denken würde, weiß unser Kolumnist Torsten Gaitzsch:

Liebe Lesende,
ich wünschte wirklich, es würde nur einziger Tag vergehen, an dem ich mich nicht ärgern muss, aber das haben die Götter offenbar nicht vorgesehen.
Diese Woche ging ich in eine Blumenhandlung und wollte Blumen kaufen, als Geschenk. »Können Sie mir einen Strauß zusammenstellen?« fragte ich den circa Mitte dreißigjährigen Angestellten und machte Angaben über die zu beschenkende Person, den Anlass und meine ungefähre Preisvorstellung. »Na klar«, beschied er mir, »was soll’s denn sein?« Ich wiederholte meinen Wunsch, präzisierte ihn sogar ein wenig. Statt nun mit der Gebindekompilation zu beginnen, schaute mich der Mitarbeiter erwartungsvoll an und deutete auf die im Laden vorrätigen Schnittblumen: »Welche möchten Sie haben?« Unter ratlosem »Äh«-Gestammel wählte ich zwei Exemplare verschiedener Arten, aber gleicher Farbe. »Was noch?« wollte der schürzentragende Fachverkäufer wissen, als er das unharmonisch aussehende Blumenpaar in einer Hand hielt. Mein Blick wanderte zwischen den Töpfen und Vasen hin und her, ich spürte Panik in mir aufsteigen. Nach etlichen Sekunden quälender Stille stieß ich aus: »Was passt denn dazu? Was würden Sie mir empfehlen?« Schweigen im Walde.
An dieser Stelle brach ich, weder meinem Geschmack noch meiner inneren Gefasstheit trauend, die Transaktion ab. »Ach, ich nehme doch lieber einen fertigen Strauß«, sagte ich, griff den zweitbesten und ging zur Kasse. Gegenüber der Kollegin, bei der ich bezahlte, hätte ich am liebsten folgenden Monolog gehalten: »Früher – und damit meine ich: noch vor wenigen Jahren – war es doch so: Man betrat ein Blumengeschäft, schilderte unter Annahme von Kompetenz und Stilsicherheit des Personals sein Anliegen, zum Beispiel ›Ich hätte gern einen Geburtstagsstrauß für meine Oma‹ oder ›Ich besuche einen Skatkumpel im Krankenhaus‹, und eilfertig zauberte eine freundliche Floristin den passenden Blütengruß. Aber heute, wo wie alles hierzulande auch Handwerk und Service den Bach runtergehen, wird König Kunde …« usf.
Das verkniff ich mir natürlich ebenso wie eine Google-Rezension der Nichtsnutzbude (»Perfekt für alle, denen Subway nicht stressig genug ist!«). Draußen entschied ich, über diese Erfahrung lieber eine Kolumne zu schreiben.
Nächsten Freitag ist übrigens Valentinstag.
Ihr Torsten Gaitzsch
Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:
Ihre TITANIC-Redaktion

Warten Sie nicht bis zum Valentinstag, sondern machen Sie TITANIC schon jetzt eine Freude:
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