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Am Donnerstagbend saß ich das erste Mal seit Langem draußen in einer Bar im Trubel anderer Menschen, die sich um zwei Uhr nachts noch immer etwas zu erzählen hatten und nicht den Eindruck erweckten, sie müssten wenige Stunden später irgendwo sein und daher ab und an auf die Uhr schauen, um zu berechnen, wie müde sie am Morgen sein würden. Zwei Tische neben uns saßen zwei weißhaarige Frauen, entspannt und vergnügt, vermutlich schon einige Jahre jenseits der 70, die sich in eine weitaus jüngere Gästeschar einfügten, aber mir zunächst kaum aufgefallen waren, weil sie, wie sie da in einer der ersten Sommernächte des Jahres saßen, etwas Alkoholisches tranken und das laute Durcheinander genossen, sich kaum von 17- oder 37-Jährigen unterschieden. Ob sie nie aufgehört hatten, abends auszugehen oder sich in zwei Jahren Pandemie bewusst geworden waren, dass das, was wir gern tun, alterslos ist? Dass man nie darauf warten sollte, dass für etwas die passende Zeit kommt? 

Gleichzeitig wanderten meine Gedanken hin zu der Möglichkeit, dass vielleicht gerade irgendwo zwei alte Freund_innen saßen, die sich danach sehnten, in einer Bar zu sitzen, aber stattdessen das Kaffeepulver ein zweites Mal aufbrühten und sich nur zu seltenen, ganz besonderen Anlässen überhaupt etwas gönnten. 

Um aufgrund von Armut von Freizeitwünschen abgeschnitten zu sein, muss man nicht erst in Altersarmut rutschen. Schon arme Kinder können nicht den Hobbys nachgehen, die Gleichaltrige erleben, haben weniger über Wochenenden und Ferien zu erzählen und Studien zufolge weniger Freund_innen als Kinder, deren Familien mehr Geld haben. Diesen Sommer werden noch mehr jüngere Erwachsene als letztes Jahr länger überlegen, Freund_innen in einem Biergarten zu treffen oder Einladungen ausschlagen. Manche Kulturveranstalter_innen sorgen sich, dass die Lust auf Konzerte und Lesungen nach den spärlichen Möglichkeiten in der Pandemie, nun von der Inflation gebremst werden könnte, weil man den Preis für ein Ticket lieber auf die hohe Kante legen will oder das Geld für etwas viel weniger Verzichtbares braucht.

Armut wird sich in Deutschland verschärfen: 

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