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Athene - Strategin und Organisationstalent

Statue der Pallas Athene mit der Siegesgöttin Nike vor dem österreichischen Parlament. (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
Statue der Pallas Athene mit der Siegesgöttin Nike vor dem österreichischen Parlament. Thomas Ledl, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Athene, Göttin der Weisheit, des Krieges und des Friedens ist die praktisch denkende Strategin. Ihr ausgeprĂ€gtes Organisationstalent, ihr Sinn fĂŒr den goldenen Mittelweg und die FĂ€higkeit, ihre PlĂ€ne konkret umzusetzen machen sie zur idealen Unternehmerin, Politikerin oder Wissenschaftlerin. Sie ist außerdem fĂŒr die Handwerkskunst zustĂ€ndig.

Mythologie

In der griechischen Mythologie taucht Athene (die römische Minverva) als erwachsene Frau in goldener RĂŒstung mit einem lauten Schrei direkt aus dem Kopf des Zeus auf. (1) Zeus hatte davor ihre schwangere Mutter Metis verschlungen. Athene wird deshalb als mutterlos und als rechte Hand und Vertraute ihres Vaters dargestellt. Sie ist die einzige Göttin, der Zeus seinen Donnerkeil und seine Ägis (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) anvertraut und sie wird immer wieder BeschĂŒtzerin, Ratgeberin und UnterstĂŒtzerin von heldenhaften MĂ€nnern.

Diese "Kopfgeburt" wird von Barbara Walker (2) so interpretiert, dass Athene "seine Sophia, seine Weisheit, der leitende weibliche Geist in seinem Haupt" war. Demnach ist Athene auch viel Àlter als die Stadt Athen. Walker setzt sie mit der dreifachen Göttin Libyens gleich und auch mit Neith, Metis (ihrer Mutter), Medusa (deren Gorgonenhaupt sie auf ihrer Brust trÀgt), Anath oder Ath-enna. Ebenso soll ihr Name eine Anrede der Isis sein und "Ich bin durch mich selbst entstanden" bedeuten.

Athene auf Seiten der Helden

Eris, die Göttin des Streites ist nicht zur Hochzeit des Peleus und der Thetis eingeladen. Aus Rache wirft sie einen goldenen Apfel ("Zankapfel") mit der Aufschrift "fĂŒr die Schönste" unter die GĂ€ste. Der daraufhin ausbrechende Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite fĂŒhrt zum Urteil des Paris, der sich fĂŒr Aphrodite entscheidet. Dieses Urteil fĂŒhrt dann zum „Raub der Helena“, anschließend zum Trojanischen Krieg und dazu, dass sich Athene in diesem Krieg auf die Seite der Helden (Achilles, Odysseus) stellt. (3) 

Verehrt wurde Athene als Göttin der Weisheit, der Medizin, der taktischen KriegsfĂŒhrung und des (Kunst-)Handwerks. Dazu gehören so verschiedene Bereiche wie  Landwirtschaft, Navigation, Spinnen, Weben und alle Arten von Handarbeiten. Sie ist Erfinderin des Kampfwagens (nach Cicero), des lenkbaren Pflugs und des Schiffbaus. Außerdem soll sie beim Bau der Argo, dem Schiff der Argonauten, geholfen haben.

Als Schutzherrin von Athen und dessen politische Strategin macht sie die Stadt durch militĂ€rische StĂ€rke, Eroberungen und Kolonisation groß.

"FĂŒr die Athener verlor die agrarische Mutter-Göttin Demeter sowohl sozial als auch psychologisch an Bedeutung, je stĂ€rker diese aggressive und geistig-seelische hyperaktive Kultur expandierte... Bis zu dieser Zeit hatten die bedeutendsten religiösen Feiern in einem LandstĂ€dtchen, in Eleusis, stattgefunden, abgehalten zu Ehren von Demeter und ihrer Tochter, Kore-Persephone (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)... Diese schrittweise Umkehrung der Bedeutung der heiligen StĂ€tten, vor allem in der Psyche der Athener, lĂ€ĂŸt sich als hochbedeutsames Symbol fĂŒr die Art deuten, wie sich das griechische Bewusstsein allmĂ€hlich hin zur Stadt verschob... entfernte man sich mehr und mehr von der Erde und ihrer WertschĂ€tzung als "Mutter".


Göttinnen: Urbilder fĂŒr eine Psychologie der Frau,

Barker Woolger Jennifer und Roger J. Woolger

Athene schenkt den BewohnerInnen Athens den Olivenbaum und ganz Griechenland die Philosophie. Die AthenerInnen errichten ihr zu Ehren den Parthenon (Jungfrauengemach) auf der Akropolis als Dank fĂŒr Ihre UnterstĂŒtzung im Kampf gegen die Perser.

Athene und Arachne

Als kundige Weberin wird Athene von Arachne, der Tochter eines PurpurfĂ€rbers, zu einem Wettbewerb in der Kunst des Webens herausgefordert. In den Bildern, die die beiden weben, werden die unterschiedlichen Weltsichten von Sterblichen und Unsterblichen klar.  Das Gewebe der Göttin feiert ihre Siege und ihre guten Taten. WĂŒrdevolle Götter und Göttinnen beschenken die Stadt mit FrĂŒchten und Wasser. Es wird klar, dass die Menschen ihnen dafĂŒr Ehrfurcht und Folgsamkeit schulden.

Arachne hingegen zeichnet in ihrem Gewebe die Götter als Tiere, die sterbliche Frauen vergewaltigen. Ihr geht es um die schmerzlichen Erfahrungen, die Sterbliche mit den BetrĂŒgereien und TĂ€uschungen der Götter machen: Europa, die von Zeus in der Gestalt eines Stiers entfĂŒhrt wird, Asteria, die auf der Flucht vor Zeus in eine Wachtel verwandelt wird und dann als zu Boden fallender Stein die Insel Ortygia vor Syrakus bildet, die AnnĂ€herung von Zeus an Danae als goldener Regen usw.

Athene wĂŒrdigt die Kunstfertigkeit von Arachnes Wandteppich, ist aber erzĂŒrnt ĂŒber den Inhalt ihrer Darstellungen, reißt Arachnes Wandteppich in StĂŒcke und verwandelt sie in eine Spinne.

Athene als Archetyp

Athene gehört mit Artemis (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) und Hestia zu den jungfrĂ€ulichen Göttinnen. Das bedeutet, sie ist unabhĂ€ngig von Bindungen an MĂ€nner, frei in ihren Handlungen, sich selbst genug und lebt ihren inneren Werten entsprechend. Sie ist nicht durch Ehe mit einem Mann verbunden, hĂ€ufig aber als schwesterliche GefĂ€hrtin der großen Helden, die sie mit scharfem Verstand und praktischem Geschick unterstĂŒtzt.

Athene ist in der Stadt zu Hause. Im Gegensatz zu Artemis (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) muss fĂŒr sie die Wildnis gezĂ€hmt werden. Sie ist zuverlĂ€ssig, praktisch veranlagt, Strategin, Denkerin und Organisationstalent. Ihr Handeln ist rational, leistungsorientiert und zielgerichtet.

"Athene ist ein weiblicher Archetyp. Sie beweist, dass ein gutes Denkvermögen sowie die Tatsache, dass man inmitten einer emotionsgeladenen Situation einen kĂŒhlen Kopf bewahren und angesichts eines Konflikts eine gute Strategie entwickeln kann, natĂŒrliche Wesensmerkmale einiger Frauen sind. Eine solche Frau ist wie Athene und handelt nicht wie ein Mann. Ihr mĂ€nnlicher Aspekt oder Animus ĂŒbernimmt die Funktion des Denkens nicht fĂŒr sie - sie kann sehr wohl selbst gut und klar denken.

Das Bild von Athene als dem Archetyp des logischen Denkens stellt die PrĂ€misse von C.G. Jung in Frage, wonach es der Animus, das heißt, der von ihrem weiblichen Ich getrennte Teil ist, der fĂŒr die Frau denkt. Wenn eine Frau das scharfe Funktionieren ihres Verstands als weibliche, mit Athene in Zusammenhang stehende Eigenschaft erkennt, kann sie ein positives Selbstbild entwickeln, statt befĂŒrchten zu mĂŒssen, sie sei mĂ€nnisch (das heißt ungehörig in ihrem Benehmen).


Jean Shinoda Bolen, Göttinnen in jeder Frau

Schatten

Athene ist sehr auf ihren Verstand beschrĂ€nkt, EmotionalitĂ€t, GefĂŒhle und Leidenschaft kommen zu kurz. Eine Frau, die dem Archetyp der Athene entspricht, ist sich möglicherweise nicht bewusst, dass ihre GefĂŒhle aber trotzdem vorhanden sind. Es kann dann (wie im Falle der Arachne) zu Überreaktionen kommen. Sie kann aber auch durch scharfe und kritische Fragen eine Kollegin oder in der Hierarchie unter ihr stehende Mitarbeiterin nach Art der Medusa buchstĂ€blich zu Stein erstarren lassen. Auch wenn es um Wettbewerb geht, kann sie rĂŒcksichts- und gnadenlos handeln. Ihr Verhalten kann auch aufdringlich und verletzend sein.

Die Eigenschaften der Athene

Athene hat die FÀhigkeit, konzentriert und strategisch zu arbeiten und sich nicht ablenken zu lassen. Sie kann organisieren und ist eine gute Lehrerin, weil sie komplizierte Dinge klar und verstÀndlich erklÀren kann. Im Beruf handelt sie professionell und verliert nicht die Selbstkontrolle. Sie handelt entschieden, klar, eindeutig und entschlossen und ist dabei verbindlich und zuverlÀssig.

Entwicklungsmöglichkeiten der Athene

Athene kann ihre FÀhigkeit "nach Innen zu gehen" entwickeln. Und sie kann lernen emotionale Risiken einzugehen und sich zu öffnen, NÀhe zuzulassen und IntimitÀt und Leidenschaft zu erleben.

Tanz der Göttinnen

Mit tanztherapeutischen Methoden können all diese Eigenschaften direkt erfahr- und erlebbar gemacht werden. Mit viel Leichtigkeit und Freude kannst die "Athene-Anteile" in Dir entdecken und Deine Entwicklungsmöglichkeiten kennen lernen.

Anmerkungen

1: Eine andere Geschichte erzĂ€hlt Diodor von Sizilien (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre). Danach hatte Athene auch eine Kindheit und wuchs gemeinsam mit Artemis und Persephone auf Sizilien auf. Sie ist dabei eine von Persephones GefĂ€hrtinnen als Pluto (Hades) aus der Unterwelt auftaucht und sie entfĂŒhrt. Nach Philostratos (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre) wirft sie im Kampf der Giganten gegen die olympischen GöttInnen ganz Sizilien auf den Giganten Enkelados (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre). In einer anderen Version begrĂ€bt sie den Giganten, der mit FeuerbĂ€llen nach Uranus (dem Himmel) wirft, unter dem Ätna.

2: Barbara Walker. Die geheimen Symbole der Frauen

3: Buchempfehlung: Kassandra, Christa Wolf.
Die ostdeutsche Schriftstellerin kommentiert in dieser ErzÀhlung die Ereignisse des Trojanischen Krieges aus der Perspektive der Seherin Kassandra und mit einem feministischen Blick auf die Ereignisse.

Homepage
https://astrid-pinter.at/ (S'ouvre dans une nouvelle fenĂȘtre)
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