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“Ja, ja, ja, die Partei…”

Hallo,

ich bin schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer neuen Freizeitbeschäftigung. Manche Ideen haben sich schnell als schlecht erwiesen. Kaffeenerd mit teuren Maschinen und eigener Röstung werden fällt raus, weil ich Kaffee gar nicht so gern mag. Eine Modelleisenbahn scheitert am mangelnden Platz. Und naja, irgendwie würde ich schon auch gerne etwas gesellschaftlich halbwegs Sinnvolles tun. Letztes Jahr habe ich lange darüber nachgedacht, mich für die Schöff*innen-Wahl zu bewerben. Aber im Gericht sitzen und Recht sprechen, vielleicht ein bisschen sehr staatstragend. Auch darüber, mich bei der katholischen Gemeindebibliothek zu melden und anzubieten, da Schichten zu übernehmen, habe ich schon überlegt. Das ist mir aber auch komisch vorgekommen. So als mittelalter Typ, der mit Kirche nichts im Sinn hat, da aufzutauchen. Die würden ja sonst was denken.

Jetzt habe ich aber vielleicht ein Hobby gefunden. Gestern hab ich das Beitrittsformular für die Linke abgeschickt. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist wohl linke Politik was am besten zu mir passt. Parteien sind mir zwar eher fremd. Aber, seien wir mal ehrlich, die “befreite Gesellschaft” winkt gerade nicht hinter der nächsten Straßenecke. Demokratie im Kapitalismus hat ihre grundsätzlichen Schwächen, aber sie ist erhaltenswert. Zumindest schreibe ich sowas ständig in irgendwelchen Kommentaren. Und naja, diese Demokratie braucht eine handlungsfähige, linke Partei. Ich verzichte an dieser Stelle auf ein Manifest, warum. Da haben viele andere Leute kluge und weniger kluge Dinge geschrieben.

Bei dieser Parteibeitrittsgeschichte habe ich lange gezögert. Die Linke hatte ja nun mal dieses Wagenknecht-Problem, und als Journalist Mitglied in einer Partei werden, auch ne komplizierte Sache. Was ich in der Partei machen möchte, kommt meiner Arbeit wohl nicht in die Quere. Ich möchte, dass es hier in meiner unmittelbaren Umgebung ein bisschen besser für alle wird. Also lokal aktiv werden. Den hoffentlich zahlreichen Genoss*innen im nächsten Stadtrat zuarbeiten. Vielleicht anschubsen, dass die Stadt etwas gegen die zahlreichen Leerstände im Einkaufszentrum nebenan macht. An bösen Pressemitteilungen mitschreiben, sollten die Stadtwerke planen den Busverkehr auszudünnen. Sachen die mir, (noch) nicht sehr kompliziert erscheinen, die aber viel damit machen, wie wohl sich Menschen fühlen.

In den letzten Wochen war ich bei ein paar Treffen von der Linken hier im Tal. Viele alteingesessene Menschen haben den Laden in Richtung Wagenknecht verlassen. Jetzt entsteht da gerade ne ziemlich bunte Truppe aus Menschen, die schon lange in der Partei sind und zum Teil inaktiv waren, und neuen Leuten mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Und das alles fühlt sich ziemlich spannend an und so, als ob es Spaß machen wird, mit den Leuten Politik zu machen.

Ich glaube, das reicht jetzt auch. Ich schreibe bestimmt mal zwischendurch hier auf, wie das so ist, in dieser Partei zu sein.

Gearbeitet habe ich diese Woche auch:

Hier habe ich mal aufgeschrieben (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), was die Dava-Partei ist und was über ihre Inhalte bisher bekannt ist. Warum ich kein Fan von dem Laden bin, steht im passenden Kommentar. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Den Mittwoch habe ich damit verbracht, bei den großen Betreibern von Bahnhofsbuchläden anzufragen, ob sie das extrem rechte Compact-Magazin aus dem Programm nehmen. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) Viele machen es, das finde ich auch gar nicht verkehrt. Im Kommentar (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) mache ich mir trotzdem ein paar Sorgen. Als Entscheidungsgrundlage geben die Unternehmen die Einstufung des Verfassungsschutz von Compact als extremistisch an. Der Geheimdienst bekommt so eine gewisse Macht über die gedruckte Presselandschaft. Das ist bei einer Behörde, die so wenig kontrolliert wird nicht gut. Über den VS habe ich mich ja kürzlich erst ausgelassen.

Mein letzter Text (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) der vergangenen Woche hat sich mit einem Prozess wegen des G20-Gipfels 2017 beschäftigt. Komplizierte Geschichte, überzogener Vorwurf, die Links im Text enthalten ganz viel Kontext.

Das war´s für diese Woche.

P.S.: Die Überschrift verweist auf den wunderschönen Egotronic-Song “Die Partei” (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Das Bild, soll an das nicht weniger schöne “Dem Morgenrot entgegen” (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) erinnern. Und jetzt wisst ihr mehr über meine musikalische Sozialisation, als ihr je wissen wolltet.