Angekündigt: WILL: Follow the Light (PC, PS5, XBS)
Wenn man mal von Spielen mit Schiffen und Piraten absieht, in denen es entweder um den Krieg oder den Kampf geht, gibt es gar nicht so viele Spiele, die sich mit Abenteuern auf hoher See oder gar dem Segeln beschäftigen. Ich hatte letztes Jahr das kommende Adventure Journey Beyond the Edge of the World (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) von Markus Koepke vorgestellt, in dem man auf einem Fischkutter bei teils spektakulärem Wellengang seltsamen Geschehnissen nachgeht - mehr dazu in dieser Erkundung (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Und daran erinnert mich WILL: Follow the Light (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), das mich sehr neugierig macht. Auch hier ist man in Egosicht unterwegs, in einer Situation allein an Bord eines Schiffes, mittendrin im aufgewühlten Meer des Nordatlantiks, das beeindruckend gegen die Reling peitscht. Zwar geht es hier nicht so direkt um Point, Click und Lösung samt analoger Apparate wie in Koepkes Spiel, außerdem ist man nicht nur an Bord einer Yacht, sondern vielerorts an Land unterwegs - sogar mit Schlittenhunden.
Doch hinsichtlich des Gefühls von Einsamkeit und Rätselhaftigkeit ähneln sie sich, und beide verströmen ein ebenso maritimes wie mysteriöses Flair. Sie sind Nachfahren von Myst, dem monumentalen Adventure von 1993, das damals aus technischer Sicht so State of the Art war wie heutzutage ein Horizon Forbidden West. Nach dem Erfolg dieses Klassikers hat das Genre weitere Facetten entwickelt, und im Zuge von Dear Esther aus dem Jahr 2012 entstand das narrative Adventure, das manche als Wandersimulator bezeichnen.
Und das Independent-Studio TomorrowHead will sich mit dieser Premiere, die sich seit zweieinhalb Jahren in Entwicklung befindet, gleich an einer der besten Interpretationen dieses Subgenres orientieren: an Firewatch von 2016. Das stach vor allem hinsichtlich der natürlichen Gespräche heraus, die sich direkt auf die Beziehung zwischen Held und Beraterin auswirkten. Sie wurden über Walkie Talkie mit Multiple-Choice-Dialogen inszeniert.
Allerdings scheint das Team aus Washington keine derartige Kommunikation anzubieten, denn in der Rolle von Will ist man wohl alleine auf der Suche nach seinem vermissten Sohn - dazu die Pressemitteilung:
“WILL’s story explores the relationship between father and son in an adventure taking players on an emotional rollercoaster through wild thunderstorms, the ringing silence of loneliness, and a tale about the importance of caring for loved ones.”
https://youtu.be/DBhzZv_PT4I (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Im Trailer wird übrigens die letzte Strophe des Gedichts If— des britischen Dichters und Schriftstellers Rudyard Kippling (Das Dschungelbuch) zitiert, das er 1895 geschrieben hat. Darin geht es um Gelassenheit sowie Selbstdisziplin und andere Tugenden im Angesicht schwieriger Situationen:
If you can talk with crowds and keep your virtue,
Or walk with Kings—nor lose the common touch,
If neither foes nor loving friends can hurt you,
If all men count with you, but none too much:
If you can fill the unforgiving minute
With sixty seconds' worth of distance run,
Yours is the Earth and everything that's in it,
And—which is more—you'll be a Man, my son!
Diese Reise bzw. das Erlebnis einer Wildnis ist wohl eher der gemeinsame Nenner mit Firewatch als die erwähnten Dialoge, wobei eine andere Inspiration für das Übernatürliche und Unheimliche sorgen soll: Alan Wake. Leuchttürme und Hausruinen, dichter Nebel und Dunkelheit prägen das von der Unreal Engine 5 befeuerte Artdesign, die Grenzen zwischen Realität und Traum sollen immer wieder verschwinden. Schließlich trägt Will eine Laterne und folgt auf dem Weg zu seinem Sohn einem Licht.
Was das Spieldesign angeht, ist WILL: Follow the Light wesentlich interaktiver und vermutlich fordernder als andere Vertreter: Man muss die Yacht tatsächlich durch stürmische See navigieren, durch teils enge Passagen zwischen Felsen, wobei ein authentisches Segelgefühl entstehen soll. Und sobald man den erwähnten Hundeschlitten steuert, soll es auf tückischen Schneepfaden ähnlich physikalisch werden. Schließlich soll es an diversen Orten des Nordatlantiks mechanische Rätselsituationen an Fahrstühlen und Wetterstationen geben, was wiederum an Myst erinnert.
Bisher gibt es noch keinen konkreten Termin, aber das Spiel soll in diesem Jahr auch auf Deutsch für PC, PS5 sowie XBS erscheinen - und steht jetzt bei mir auf dem Zettel.
Ich heiße Jörg Luibl, bin freier Journalist und biete mit Spielvertiefung seit November 2021 ein unabhängiges Magazin an, in dem die Kultur und nicht der Klick relevant ist. Ich arbeite alleine und verzichte komplett auf Werbung, Kooperationen sowie über KI erstellte Inhalte. Diese Alternative zum Reichweiten-Journalismus ist nur dank der Unterstützer über Steady (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) möglich. Vielen Dank an alle Abonnenten (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)!