Was ist der Mensch?
Was ist der Mensch? Ein Magen, zwei Arme,
Ein kleines Hirn und ein großer Mund,
Und eine Seele – daß Gott erbarme! –
Was muß der Mensch? Muß schlafen und denken,
Muß essen und feilschen und Karren lenken,
Muß wuchern mit seinem halben Pfund.
Muß beten und lieben und fluchen und hassen,
Muß hoffen und muß sein Glück verpaßen
Und leiden wie ein geschundener Hund.
Erich Mühsam
Und in der Nacht, da muss er schlafen der Mensch. Er liegt in riesigen Master Bedrooms in Hangar Grösse, mit Infinity Pool, die Statement Brauen vom Brow- Stylisten bearbeitet. Und sieh nur: es sind Haare über dem Auge. Er liegt auf staubigen Boden, hinter Mülltonnen, betrunken auf einem Sofa, vergessen wo. Er liegt in einem Kinderbett und sieht fluoreszierende Sterne an, er liegt neben einem Menschen, den er liebt, oder einem, den er verachtet er liegt einsam unter einer Brücke, oder voller Angst in einem Krankenhausund ist-befreit, wenn er schläft der Mensch, vom Hass des Tages, von der Gier, von der Scham, der Angst, der Eitelkeit. Und vergeudet seine Lebenszeit meist angenehmer als am Tag.
Im Wachzustand kommen die Sorgen- das Geld (das nur im Rechner existiert) die Miete, die Arbeit, die Arbeitslosigkeit, der Ruin, das Wachstum, die Kinder oder keine, der Nachbar und die Meinung der anderen. Die Angst vor Krankheit, Obdachlosigkeit, Einsamkeit, Alter aber eigentlich immer nur: die Angst vor dem Ende, das da irgendwo steht, und dass eine Zumutung ist eine Demütigung, eine Beleidigung der Individualität, die doch jeder so gerne hat, und betont, und vor sich herträgt, als wäre es so aussergewöhnlich ein Mensch zu sein, Teil der Natur. Und weil man dem Tod keine Hassmails schicken kann, ihn nicht verklagen, nicht gegen ihn in den Krieg ziehen, ihn nicht meiden, bestehlen, ihn nicht in den Papierkorb stecken, seine Räder aufschneiden, hassen wir einander, quälen uns, beleidigen uns, betrügen uns verachten uns für Meinungen die flüchtig sind, für Geld und Wissen und das Aussehen- das uns nicht überleben wird. Religiöse Fundamentalisten glauben über allen anderen zu stehen, Kraft Einbildung haben sie die Grundparagrafen jeder Religion- die Nächstenliebe vergessen, der Drang sich erhaben zu fühlen war einfach zu stark, als das man ihm nicht nachgeben konnte. Jeder und Jede fühlt sich Einzigartig, Besondern, besonders gut. Ausserordentlich schlau und immer im Recht. Wo kommt all der Hass her, auf Menschen die anders aussen, leben, lieben, oder schlicht: nicht man selber ist. Verstört es Menschen so sich im anderen zu sehen, mit all der Banalität, dem Essen, trinken, dem begrenzten Verstand, dem mangelnden Altruismus und wenndas so ist, warum können wir nur nicht gütig sein, nicht grosszügig auf den anderen und seinen Quatsch reagieren. Er oder sie, fühlt sich doch entweder genauso im Recht wie wir, wie ich oder sie. Er oder sie, hat vielleicht nur nicht nachgedacht, als er das Auto falsch parkte, den Laubbläser anwarf, die Gartenhecke nicht beschnitt, die Kinder nicht beim Spielen störte. Er hat es nicht besser gewusst, als der seine letzte Meinung aus einer Zeitung bezog und sie am nächsten Tag wieder änderte. Die wenigsten meinen es schlecht. Die wenigsten wollen anderen schaden. Der Prozentsatz dem andere wirklich vollkommen egal sind, ist klein. Jene die mit Wasser zu handeln, Kriege initiieren, Rüstung zu produzieren, Natur die allen gehört als Nature Capital aufzukaufen, andere erschlagen berauben- der grosse Rest sind einfach nervige Leute.
So viele die anderen schlechte Laune machen, so viel vertane Zeit- aufgefressen von all dem Zorn, der Wut, dem Ekel -wird nicht viel bleiben. Wenn man nicht mehr gesund ist, die Geliebten verloren haben, die Gesundheit. Nichts wird bleiben ausser vertaner Zeit, in der man sich im Recht wähnte, satt Mitleid zu haben. Mit sich, und allen, die doch nicht wissen, wie man Leben kann, ohne all das Leiden.
PS. Am 9. Juni bitte wählen gehen, ich werde euch eine gütige Monarchin sein. Word!
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