Nevertheless, she persisted
Louise Farrenc: Sinfonie Nr. 3 in g-moll (1849)
In den Schleichwegen zur Klassik stelle ich regelmäßig Musikstücke vor, die ich sehr mag. Ich schreibe ein paar Zeilen dazu, mit dem Ziel, dir den Zugang zu erleichtern. Ich hoffe, dass du nach dem Lesen und Anhören sagst: Ich bin froh, diese Musik kennengelernt zu haben. Sie hat mein Leben etwas reicher gemacht. Wenn mir das gelingt, freue ich mich über deine freiwillige Unterstützung auf Steady. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Als Louise Farrenc 1842 als Klavierprofessorin an das Pariser Konservatorium berufen wurde, wurde sie dort die erste, wie es heißt, „voll titulierte“ Professorin – und sie blieb auch die einzige, das gesamte 19. Jahrhundert lang. Drei Jahrzehnte unterrichtete sie, wobei sie zu Beginn zweihundert Franc weniger verdiente als ihr formal gleich gestellter Kollege, Henri Herz.
Die Musikzeitung „La France Musicale“ schrieb 1857 in erstaunlicher Hellsichtigkeit: „Diejenigen in Frankreich, die [Farrenc] kennen und ihre Kompositionen studiert haben, ehren und bewundern sie; aber die Menge hat niemals ihrem Namen applaudiert – und zwar, weil sie eine Frau ist.“
Ihr könnt sie nun zumindest posthum ehren und bewundern, und zwar zum Beispiel aufgrund des langsamen Satzes aus ihrer 3. Sinfonie. Die Hörner bilden ein Bett für die Klarinette, die ein Thema spielt, das wie ein Lied klingt, daher auch die Satzbezeichnung Adagio cantabile („gesanglich“). Die Streicher wiederholen das Thema. Die Blasinstrumente bekommen ein weiteres Thema, die Streicher wiederholen es. Dann dürfen die Streicher die Musik vorantreiben, während die Blasinstrumente begleiten. Die Klarinette leitet über in den zweiten Teil, der sich so dramatisch zuspitzt, dass man sich in einem unbekannten Werk Beethovens wähnt.
Farrencs Musik steht in der Tradition der deutschen Klassik und Romantik – nicht unbedingt das, was das Pariser Publikum goutierte. Wer im Frankreich ihrer Zeit Karriere machen wollte, komponierte Opern und Operetten. Aber Farrenc entwickelte lieber die sinfonische Musik weiter.
Insbesondere ihr Handling der Blasinstrumente ist sehr geschmackvoll und kreativ. Wenn ihr es schafft, euch nicht von den eingängigen Melodien hinwegspülen zu lassen, achtet mal darauf, wie die Hörner, die Klarinette, die Querflöte zum Reichtum der Klangfarben beitragen – und so ein relativ klein besetztes Orchester erstaunlich bunt klingen lässt.
Acht Jahre lang beschwerte sich Farrenc wieder und wieder beim Direktor des Konservatoriums über das, was heute Gender Pay Gap heißt. Nevertheless, she persisted (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) – und 1850 schließlich wurde ihr Gehalt dem ihres männlichen Kollegen angeglichen. Wenigstens das!
Hier ist der langsame Satz, Adagio cantabile, aus Loiuse Farrencs dritter Sinfonie:
https://www.youtube.com/watch?v=yv3LXXlmwNs&t=870s (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Und hier ist der Link zum Streaming (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Schöne Grüße aus Berlin
Gabriel
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