Der Bär & der Hund sprechen über Weihnachten - Kapitel 5 - 28.12.2024
Erzählt & illustriert von Karina Finkenau
Die anderen Kapitel von “Der Bär & der Hund reden über Weihnachten”:
Kapitel 5 …
Er dachte und dachte, und seine Hundefalten auf der Stirn warfen tiefe Furchen. Der Bär wollte ihm beim Nachdenken behilflich sein und sagte: »Weihnachten ist ein Zeichen, dass wir alle ein Zuhause haben, und nach Hause finden und kommen können, egal wie weit dieses Zuhause auch weg sein mag.« Der Hund blickte ihn still und mit großen Augen an. »Egal wie weit weg?«, fragte er dann. »Ja, egal wie weit weg oder auch verborgen es uns scheinen mag.« Die Antwort genügte dem Hund immer noch nicht ganz. »Vielleicht unendlich weit weg?« Bei diesem Gedanken schaute er erst traurig, dann aber wurde seine Miene wieder fröhlicher. »Oh Bär, bin ich froh, dass mein Zuhause neben deinem Zuhause ist! Habe ich ein Glück!«, freute er sich und ging ans Fenster, um nach seiner Hütte zu sehen. »Dann ist Weihnachten also wie aufräumen?« Er wandte sich wieder dem Bär zu. »Wir werden also an Weihnachten nach Hause aufgeräumt?« »In gewisser Weise sollte es schon so sein«, antwortete der Bär.
Beide dachten nach. »Aber wer räumt uns denn auf?«, fragte der Hund. »Er muss ja auf jeden Fall größer sein als wir, oder?« »Hmm hmm, ja.« Der Bär wiegte den Kopf hin und her. »Hmmm, hmmm, ja«, sagte er dann einfach noch einmal. »Ja, das muss wohl so sein.« Jetzt klang er doch ziemlich sicher und nickte bedächtig. Der Hund überlegte gleich weiter. »Meinst du, Bär, die Bücher, die du vorhin aufgeräumt hast, wissen, wer du bist?« »Nein, das sind nur Bücher, nur Sachen.« Der Bär war sich diesmal seiner Sache sicher. »Ich weiß nicht«, zweifelte der Hund. »Na, man kann dich nicht einfach in deine Hundehütte stellen, wie ein Buch ins Regal, nicht wahr, und gut ist es? Nein, du bist lebendig, du willst rausgehen, spazieren und schnuppern. Du willst Hund sein, aus dir selbst heraus. Ich kann dich nicht einfach nehmen und irgendwo hin tun, wie eine Sache.« So eine lange Antwort vom Bär war eine große Ehre.
»Ein Glück nicht!« Der Hund seufzte erleichtert. Ihm fiel ein, dass der Bär ihn vorhin, als er so schlechte Laune gehabt hatte, bestimmt gern ganz weit weggestellt hätte. Und prompt sah er sich in einer Kiste hinten im Schuppen im Dunklen hocken, einfach weggestellt. »Weggestellt ist ja auch nicht aufgeräumt«, beschloss er dann. »Nein«, sagte er laut. »Das stimmt. Mich einfach kurzerhand wegstellen, das kannst du nicht.« »Na siehst du«, der Bär war zufrieden. »Ich kann dich nicht irgendwo hintun, wie eine Sache, weil du eben auch keine Sache bist. Aber auch Sachen haben eine Art Zuhause. Wie die Kissen auf dem Sofa zuhause sind, zum Beispiel. Aber du lebst. Und Bücher sind auch Sachen. Sie allerdings werden lebendig in uns, und zwar wenn wir sie lesen.« »Stimmt«, sagte der Hund und erinnerte sich, dass der Bär ihm einmal gezeigt hatte, wie man liest. Dann hatte er – obwohl er auf dem Sofa gesessen hatte – so viel erlebt. Er hatte sogar vor Aufregung bellen müssen, so spannend war das Buch gewesen, ja, er hatte darin gelebt und alles um sich herum beiseite geschoben. »Ich habe da eine Buchwelt vor die andere Welt gestellt. Wie lustig, dass das überhaupt geht«, schmunzelte der Hund. »Nicht so wichtig seid ihr anderen Dinge da gewesen«, stellte er fest. Er strich über ein Sofakissen. »Aha, wir leben!« Er musste es sich selbst noch einmal laut sagen, um es besser zu verstehen. Dann sah er wieder mit Nachdenkfalten zum Bär und sagte entschlossen: »Weißt du, ich glaube wir müssen auch aufgeräumt werden. In mir drinnen ist so viel, das seinen Platz sucht.« »Wir werden auch aufgeräumt«, beruhigte ihn der Bär. »Und um so aufgeräumt zu werden wie wir, muss man leben. Dass das geschieht, bedeutet Weihnachten.« »Ich weiß nicht«, sagte der Hund. »Ich weiß nicht.«
Die anderen Kapitel von “Der Bär & der Hund reden über Weihnachten”:
Diese Weihnachtsgeschichte gehört zur Rubrik “Bär & Hund”
verantwortlich sind:
Karina Finkenau & Sonja Manderbach
Der Bär & der Hund ist eine Geschichtensammlung von Karina Finkenau für Kinder, die auf ihrer Internetseite als Fortsetzungserzählung gelesen werden kann. Auch gibt es Bücher aus dieser Reihe von Karina Finkenau …
Oft hat der Hund eine Frage und der Bär antwortet. Zum Beispiel fragt sich der Hund auch, was Weihnachten ist und der Bär erklärt es ihm auf seine eigene Weise. (Buch von Karina Finkenau … - vielleicht besuchen uns Bär & Hund mit ihrer ganz persönlichen Weihnachtsgeschichte ja auch hier in unserem Online-Magazin im Dezember … ;-)
In der Rubrik “Bär & Hund” gibt es in diesem Blog immer mal wieder Impulse für Kinder und Familien, die helfen, dem ökologischen & sozialen globalen Chaos standzuhalten, ohne verrückt zu werden.
Zeichnungen und Bilder von Karina Finkenau lassen diese Erzählungen lebendig werden und machen die Auseinandersetzung auch mit den schwierigen Fragen unserer Zeit freudvoll.
Einige der Skizzen, die schon in den anderen Online-Artikeln vorgestellt wurden, entstanden im Gedankenaustausch mit Sonja Manderbach, die hier für das Layout und in diesem Beitrag für die Fragen zuständig ist.
Zuerst einmal haben wir ein paar Fragen für euch zum darüber nachdenken und darüber reden. Schreibt uns auch gerne eure Antworten in die Kommentare.
Was ist für dich Rückenwind?
Wann brauchst du Rückenwind?
Wer oder was gibt dir Rückenwind?
Wann und wie gibst du anderen Gegenwind?
Wie kann für dich gegenseitige Unterstützung aussehen?
Und was ist Solidarität für dich?
Karina Finkenau
Philosophin, Künstlerin & Schriftstellerin
Die Brücken über die Wunden
sind die Schöpferkraft
die nach vorne gehende Tat
die Halt bietet
Karina Finkenau
Wie RÜCKENWIND entwickelt wurde …
Im April / Mai 2024 gab es erste Ideen zur Kampagne graswurzelpresse.
Im Juni / Juli 2024 gründete sich das Kolloquium RÜCKENWIND und entwickelte die Idee, das Online-Magazin RÜCKENWIND herauszubringen.