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Ich bin erschöpft und traurig. Erschöpft, weil mich der Hungerstreik doch mehr belastet, als ich dachte. Traurig, warum Menschen das überhaupt machen müssen.

Jedes Mal, wenn ich spazieren gehe, die Bäume sehe, und das Sonnenlicht, das sich in ihren Blättern bricht, die tanzenden Insekten und jungen Vögel, die gerade fliegen lernen, denke ich: Mein Gott, ist das alles schön und warum wird das alles zerstört? Das darf alles nicht wahr sein.

Gleich dahinter wartet die Wut auf Olaf Scholz und die ganzen Männer, mit ihrer Hybris, die glauben, sie hätten irgendwas verstanden, dabei ist das die größte Dummheit. Ich weiß, dass ich nichts weiß, dass ich ein Staubkorn bin, eine kleine Laus im Fell des gigantischen Universums – wer das nicht verstanden hat, ist dumm und anmaßend.

Für die Wut habe ich heute aber keine Kraft, sie ist zu anstrengend, und ich sehne mich nach Stille, und wenn ich still werde, kommen da andere Bilder aus den vergangenen Tagen. Die Bilder der stillen Helferinnen und Helfer.

Die Menschen, die im Hungerstreikcamp, in der Bewegung und überall auf der Welt die Arbeiten verrichten, die keiner sieht. Die Menschen, die aufräumen, Klos putzen, trösten, kochen, Nachtschichten schieben. Das sind Menschen, die sich bereiterklärt haben, auf die Hungerstreikenden aufzupassen, auch wenn das bedeuten kann, eines morgens einen von ihnen tot aufzufinden. Es sind all die guten Geister, die nicht im Rampenlicht stehen, und dann noch entschuldigend solche Sätze sagen wie: „Ich kann ja nichts Brauchbares wie Social Media, deswegen mache ich halt diese Sachen.“

Es sind die Menschen, die sich immer zusammenreißen – wenn sie bröckeln, dann bricht das Fundament, auf dem alles steht.

Ohne sie geht nichts.

Jedes Bild, das wir vor unserem inneren Auge sehen, kommt mit einer emotionalen Färbung und bei diesen stillen Bildern ist es die Dankbarkeit.

Danke, dass ihr da seid.

Und dankbar bin ich auch all jenen, die die Hoffnung nicht aufgeben. Die 1,5 Grad-Grenze ist gerissen, das politische System kaputt, gehackt von den Wirtschaftseliten. Doch viele von euch geben die Hoffnung nicht auf, dass wir eine Dreigradwelt, das große Massensterben noch abwenden können.

Das ist eine prekäre Position. Wie auf einem wackeligen Floß, aber so ging es jeder Avantgarde. Wir sind umgeben von der Dominanzgesellschaft, die leugnet, ignoriert oder sagt: Es ist eh zu spät.

Das auszuhalten, bedeutet an diesem Punkt an ein Wunder zu glauben, an einen sozialen Kipppunkt, an exponentielle Entwicklungen – nichts davon kann man voraussehen, und das macht es so schwierig.

Doch auch wenn man es nicht voraussehen kann, kann man darauf hinarbeiten: indem man Klos putzt, Social Media-Posts schreibt, protestiert oder tausend andere Dinge tut, die im Glauben an unsere eigene Kraft geschehen.

Und, dass das immer noch so viele Menschen tun – dafür bin ich unendlich dankbar.

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