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PBN-News mit einem Wort und der Gastro for President

Ihr Lieben.

Für die Grünen soll es dieser Tage ja nur ein Wort pro Mensch sein.

Der Mensch heißt Stefan Gelbhaar. Das passende Wort dazu lautet wahlweise Intrige, Bärendienst, Ruf, Entschuldigung, Unterlassungserklärung oder, und das wäre mein Favorit, schlicht Clusterfuck.

Für alle, die die vergangenen Wochen in einem Erdloch verbracht haben: Gelbhaar darf nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung nicht mehr als Direktkandidat seiner Partei in Pankow antreten (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Allerdings hat sich mittlerweile herausgestellt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), dass zumindest ein Teil dieser Vorwürfe ausgedacht war, der RBB als berichterstattendes Medium unsauber gearbeitet (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) hat und der Pankower Kreisverband keinen Plan hat (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), wie er aus dieser Situation herauskommen soll, ohne als verantwortungsloser Intrigant:innenstadl dazustehen.

Das Wort, mit dem sich der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck stadtweit ausstellen lässt, lautet “Zuversicht.”

Der Duden definiert (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) das als „festes Vertrauen auf eine positive Entwicklung in der Zukunft, auf die Erfüllung bestimmter Wünsche und Hoffnungen“. Nun sind die Grünen aber allesamt Politiker:innen und gehören damit zu den Leuten, die mehr können als fest vertrauen und hoffen, nämlich: was dafür tun.

Bislang sehe ich da aber keinerlei Tendenzen, eher im Gegenteil. Aktuell fällt der Partei nichts anderes ein, als den Reformbedarf in den bestehenden Strukturen mit neuen Strukturen angehen zu wollen.

(Kein Witz, das steht so in der Pressemitteilung (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)).

Noch ein Wort gefällig? Zusammen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

Das schmückt die Plakate mit Annalena Baerbock, und es wird Zeit, dass die Grünen das ernst nehmen und sich zusammen mal am Schlüppi reißen und ernsthaft aufräumen. Bis dahin hinterlassen sie nämlich, zumindest bei mir, nur einen Eindruck, und der lautet: unwählbar.

Thema der Woche: Was Kai Wegner & Co von Pankows Gastronomie lernen können

Die Berliner Gastronomie tagt nicht an leeren Tischen.

Worum geht's?

Zu den kleinen Witzchen, die ich gerne wiederhole, wenn Menschen mich als Lokaljournalistin zum (vermeintlichen) Failed State Berlin befragen, gehört die These, dass hier vieles besser liefe, wenn nicht Kai Wegner, sondern der Chef des Berghains diese Stadt führte.

Seit Montag habe ich den leisen Verdacht, dass das wirklich stimmen könnte.

Die Pankower Wirtschaftsförderung hatte vormittags zu Gastronomie erzählt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) geladen – eine Veranstaltung in der Tradition der Erzählsalons des 19. Jahrhunderts, bei der Gastronom:innen aus dem Bezirk aus ihrem Arbeitsleben berichteten. Zuvor hatten schon Handwerker:innen Einblick in ihre Manufakturen gewährt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Nun gaben Caterer und Cafébesitzerinnen einen Grundkurs in Unternehmer:innentum und Resilienz, der mich wirklich beeindruckt hat.

Warum ist das wichtig?

Berlin? Kann nichts, außer Schienenersatzverkehr, Sanierungsstau und Wiederholungswahl. So will es das Klischee.

Gleichzeitig gibt es Berliner:innen, die selbst unter widrigsten Bedingungen Suppe und Kaffee kochen, ihre Angestellten bezahlen, Hygienevorschriften beachten, Baumscheiben bepflanzen und dabei auch noch freundlich bleiben.

Sie meckern nicht, sie machen, und stehen damit in einem erfrischenden Kontrast zum “geht leider nicht, weil”, das Politik und Verwaltung in Endlosschleife wiederholen.

Was erzählen Pankows Gastronom:innen denn nun?

Sechs Unternehmer:innen meldeten sich in der gemütlichen Runde im Restaurant Gugelhof am Kollwitzplatz zu Wort:

Mathialagan Ganeshu, Gugelhof (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Knaackstraße)

  • Begann im Gugelhof als Jungkoch. Kehrte nach Stationen “überall” vor zehn Jahren als Chef zurück, zunächst mit zwei Partnern und einem 20-köpfigen Team. Mittlerweile läuft der Laden als Familienbetrieb mit Frau, Kindern und einem Angestellten im Service. Externen Mitarbeitenden fehlten Zuverlässigkeit und Deutsch-Kenntnisse.

  • Funktioniert ausschließlich über Stammgäste, von denen manche 1000 Euro im Monat dalassen. “Wir nehmen keine Gäste ohne Reservierung, damit wir planen können. Hört sich arrogant an, aber anders schaffen wir das nicht.”

  • Überstand die Corona-Zeit, weil der Vermieter auf die Miete verzichtete und Stammgäste einfach Geld überwiesen.

Gugelhofs Claim to Fame: Präsidialer Besuch Anno 2000.

Daniela Tübel, Fritz Heyn (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Heynstraße, Pankow)

  • Kommt aus der Gastro, wollte da aber nie selbständig sein und eröffnete daher mit dem Tiriki auf der Pankower Florastraße zunächst einen Klamottenladen – um diesen dann schrittweise zum Café umzubauen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

  • Als der Vermieter die Miete verdoppelte, Spurwechsel Richtung Catering. Bei einem ersten Einsatz für 90 Leute in den Heynhöfen (“Die Sahne floss, das Gratin wurde nicht fest, aber die Leute waren vom Essen begeistert”) kam das Angebot, den damals noch leeren Barbereich in den Höfen zu bespielen. Seitdem macht Tübel beides, Bar und Catering.

  • Corona mit einem Foodtrailer, einem schnell aufgezogenen Lunch-Lieferservice und Unterstützung durch die Stammkundschaft überstanden.

  • Mottos? “Das einzige Beständige ist die Veränderung” und “Haste versucht. Hat nicht geklappt. Neuer Versuch.”

Harald Höllrigl, Culinarium Catering (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Prenzlauer Allee)

  • Aus Österreich als “kulinarischer Entwicklungshelfer” (seine Worte) nach Berlin gekommen.

  • Erfahrungen in der Sterneküche und als Küchenchef des Borchardts. Der Wunsch nach der Selbstständigkeit scheiterte lange an einer passenden Location. Dann Entscheidung fürs Catering, erst als Untermieter bei anderen Gastronomien, dann mit eigener Fläche in der Prenzlauer Allee.

  • “Mein Anspruch war größer als mein Marketing-Know-how”. Mit den Jahren dennoch etabliert als Caterer für gehobene Ansprüche: “Wir sind relativ teuer und aufwändig, weil wir für die Events kurzfristig unsere eigene Küche aufbauen.”

  • Aber: “Anders als bei Mälzer und Raue kann man bei uns noch über den Preis reden.”

Jörg Fügmann, Brotfabrik (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Weißenseer Spitze)

  • Seit 1990 Geschäftsführer des damals neu gegründeten Kulturzentrums. Die dortige Kneipe “Gei­er­wal­lys Stief­toch­ter im Aus­land” war die zweite Szenekneipe Ost-Berlins, von einem externen Pächter betrieben. Seit 2001 stemmt das Team der Brotfabrik auch die Gastro selbst.

  • Heute Bar für alle, auch für 80. Geburtstagsfeiern.

  • “Wir sind Corona-Gewinner.” Die Nachbarschaft, die sonst zum Bier ausschwärmte, entdeckte plötzlich ihre direkte Umgebung für sich.

  • Größte Herausforderung: Personal zu finden, das Erfahrung in der Gastro hat und dort auch seine berufliche Zukunft sieht.

Sabrina Siebert, Kaffeehaus Blankenburg (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Alt-Blankenburg)

  • Früher Betreiberin eines Sonnen- und eines Nagelstudios. Dann Quereinstieg über ein Softeis-Auto und eine Bäckerei, worauf das Angebot folgte, auch das Kaffeehaus zu übernehmen.

  • “Wir haben das Café stark modernisiert. Nicht alle Blankenburger haben gut auf die Veränderung reagiert. Mittlerweile sind wir aber etabliert. Darauf bin ich sehr sehr stolz.”

  • Stemmt alles gemeinsam mit ihrem Mann. Beide sind immer im Einsatz, verbrannte Handfläche, Tränen und Kreislaufkollaps inklusive.

  • Nächstes Ziel: Regelmäßig große Feiern ausrichten. “Mein Mann kämpft mit mir, damit ich nicht ständig Neues anfange.”

Frank Kutzscher, Catering aus Leidenschaft (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (Rennbahnstraße, Weißensee)

  • Kurz vor dem Mauerfall in den Westen rübergemacht. Erster Caterer im Willy-Brandt-Haus, bis er vor die Tür gesetzt wurde.

  • Kantinenkoch, Gastro-Nomade, Aus-der-eigenen-Küche-Caterer. Aus Letzterem entwickelte sich dann nach und nach sein heutiges Business.

  • Catering für Events sowie Suppen-Lieferant “für alle Gastronomen, die nicht selbst kochen wollen oder dürfen, aber mittags mehr anbieten wollen als Bagel und Salat.”

Der selbsternannte Suppenfrank in rhetorischer Action.

Was kann Berlin daraus lernen? Julianes Kommentar

Garniert werden diese Geschichten von zufriedenen Kund:innen, wie eine kleine Bewertungsportal-Recherche bestätigt hat.

Was mich daran so beeindruckt? Vier Prinzipien, die unserer Stadt auch an anderer Stelle gut zu Gesicht ständen:

  1. Pragmatische Lösungen statt Ausreden. Natürlich ist so eine globale Pandemie ein Schicksalsschlag. Aber keiner, den man nicht mit einem Foodtruck in den Griff bekäme.

  2. Servicegedanke. Die meisten Gäste brauchen es gar nicht perfekt. Wenn Herzblut und Zugewandtheit stimmen, sehen sie nicht nur über fließende Sahne und zu moderne Einrichtungsstile hinweg, sondern unterstützen in Krisenzeiten auch mit Solidarität.

  3. Durchhaltewillen. Die vermeintliche Tür war eine Stahlbetonwand? Kein Problem, da vorne ist ein Fenster, an dem Catering-Service steht.

  4. Mut. Als Nageldesignerin eine Bäckerei übernehmen? Kann doch nicht so schwer sein! Natürlich kann man scheitern, aber wer sich Dinge zutraut und dafür einsetzt, erreicht auch was. Irgendwas. Und das ist schonmal mehr als ein “Sorry, uns fehlen Geld und Personal, da können wir auch nichts tun.”

Oder was meint ihr?

Schreibt mir gerne an redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) oder hinterlasst eine Nachricht im

Machen

Liebe Grüße und bis bald,

Juliane von den Prenzlauer Berg Nachrichten

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