Der Politiker Habeck will den Menschen Hoffnung und Perspektive geben
Beeindruckender Auftritt vor 4500 begeisterten Menschen
Man muss den Grünen nicht in allem zustimmen, doch eines steht nach Robert Habecks beeindruckendem Auftritt im großen Saal der Halle Münsterland fest: Wahlkampf können sie. Es war riskant, den 6000 Menschen fassenden Saal zu mieten, der mit 3000 Besuchern leer gewirkt hätte. Doch die Veranstaltung wurde mit 4500 Teilnehmern zur größten Saalveranstaltung der Grünen in diesem Wahlkampf bundesweit. Offensichtlich mobilisierte das Team Habeck mit seiner effizieenten Münsteraner Filiale effektiv Sympathisanten aus dem Münsterland, dem Ruhrgebiet und dem Osnabrücker Land, sodass der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die NRW-Landesvorsitzende Yazgülü Zeybek inszenierte zu Beginn ein eindrucksvolles Lichtoratorium aus Handylichtern, eigentlich schon ein bisschen abgegriffen, die Idee. Doch die Bilder gaben ihr rechtt. „Ein Gänsehautmoment, ein Zeichen aus Münster für Entschlossenheit, Besonnenheit und Zuversicht. “
Die örtliche Parteiprominenz, darunter die Münsteraner Bundestagskandidatin Sylvia Rietenberg und OB-Kandidat Tilmann Fuchs, hielt sich erfreulich kurz und überließ die Bühne dem Mann, wegen dem alle gekommen waren: Robert Habeck. Unbeeindruckt von streikenden Mikrofonen und einem durch den Saal wandernden Schild mit der Aufschrift „Klimaziele erhalten“, das er schließlich auf die Bühne holte, sprach Habeck frei. Spötter hatten es vorhergesagt: „In Münster wurde das Hochamt mit Robert Habeck gefeiert. Die Grünen hatten kein Problem, die Münsterlandhalle mit Gläubigen zu füllen. “ Doch die, die „ihren“ Robert sehen wollten, denen war Kritik am Personenkult egal, sie kamen und erlebten eine Stunde Politik und Analyse in freier Rede.
Die Woche hatte es in sich und veränderte ihn als Politiker, sagt Habeck. Friedrich Merz disqualifizierte sich als verlässlicher Partner und Kanzler. Drohungen und Erpressungen mit der AfD seien keine geeigneten Mittel in der Politik. „Wenn man am Tag, an dem man zum zweiten Mal mit der AfD, einer rechtsradikalen Partei, abgestimmt hat, nicht ein drittes Mal ausschließt, sondern ein Bündnis mit den Grünen, dann ist das politische Koordinatensystem verschoben. “ Dies sei zwar negativ, biete aber die Chance für Neues: „Es fühlt sich an, als ob alles anders ist, aber auch alles möglich. “ Vielleicht entwickle der Wahlkampf in den letzten Wochen eine neue Dynamik. Habeck lud alle ein, mitzumachen: „Demokratie ist kein Zuschauersport. “ Er dankte jedem Einzelnen: „Weil es genau das jetzt braucht, am Tag danach. Dass wir gerade jetzt, gerade auch an diejenigen Menschen im Land, die sich Sorgen machen, ein Zeichen senden: Wir stehen zusammen. Und wir haben es in der Hand, wohin die Reise geht. Alles ist jetzt offen. Machen wir etwas daraus! “ Großer Applaus.
Anschließend nahm sich Habeck Zeit für Selfies mit verdienten Parteifunktionären und beantwortete Fragen der lokalen Medien. Auf die Frage, was ihm dieser Tag in Münster bedeutet habe, antwortete er: „Wenn ich den Menschen ein bisschen Hoffnung und Perspektive geben kann, ist das gut. Die Leute sollen nicht das Gefühl haben, allein zu sein. “ Viele fragten sich, wie es weitergeht. Finden wir zur demokratischen Mitte zurück?
Habeck setzte sich ausführlich mit dem Thema Populismus auseinander und fragte, wie man mit diesem europaweiten Problem umgeht. Seine ehrliche Antwort: „Es ist nicht einfach, die richtige Antwort zu finden, aber es ist einfach, die falsche zu erkennen. Die falsche Antwort haben wir letzte Woche gesehen: so zu werden wie die Rechtspopulisten, um sie zu bekämpfen. “ Das sei immer schiefgegangen. Frank Biermann
Fotos (2): Frank Biermann