Metamoderne. Oder was? Erdbeerfiberträume oder Humor-Anfall? (2) 🍓
Teil 2: 3.Juni 25 (Der Auftakt war hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)) Gleich hören (49 Min.) oder erst lesen (5 Min)? Entscheide was geht.
Halli-hallo und herzlich willkommen zurück bei "Helge am Küchentisch"! Eure Lieblings-Küchenphilosophen Ann-Kristin Reuter und Helge Seekamp plaudern aus dem Nähkästchen der Kulturgeschichte. Und ja, der verrückte Titel dieses Podcasts? Der hat seinen Ursprung in Helges „Erdbeerfall"-Reise! Von Erdbeerlikör über Erdbeersenf bis hin zu Erdbeerbrot – alles, was die Erdbeere hergibt, wird vermarktet. Aber das Beste, was Helge vom „Disneyland des Erdbeerfeldes" mitbrachte, war Humor. Und der, meine Lieben, wirkt sogar heilsam! So entstand die Idee zu „Humor am Rande des Erdbeerfeldes"! Doch heute geht's um die knifflige Frage: Wo steckt die Kirche? Ist sie modern, postmodern oder schon metamodern? Ann-Kristin fühlt sich mit ihren 32 Jahren, als wäre sie noch in der Postmoderne hängen geblieben! Schauen wir mal, wie sie sich am Ende selbst einordnen würde.
Moderne Mythen und Sehnsuchtsorte ✨
Helge stellt mal unseren kulturellen Kompass vor und startet erstmal mit Entwarnung: Tief durchatmen, das ist nur die erste „falsche Wahrheit". Der Begriff „modern" kam im 19. Jahrhundert auf, beflügelt von der Industrialisierung und einem wilden Städterennen um den Titel der „modernsten Hauptstadt". Es war weniger eine klare Definition, als vielmehr ein Sehnsuchtswort. Die „Modernen" waren die Avantgarde, während der Rest als „altbacken" galt.
In der Architektur bedeutet "Moderne" so etwas wie Bauhaus – ein Aufbruch. In der Philosophie wird ihr Beginn mal bei Luther und der Erfindung des Individualismus, mal bei der Aufklärung ab um 1750 verortet. Diese bahnbrechenden Ideen mussten sich übrigens erst mal durchkämpfen, waren anfangs nur eine Stimme unter vielen. Epochenunterteilungen sind eh immer rückblickend und markieren künstlich entscheidende „Paradigmenwechsel". Die Industrialisierung ist da ein Paradebeispiel: Maschinen veränderten alles, Menschen wurden ersetzbarer, und die Städte riefen. Interessanterweise nennt Professor Reckwitz, ein Soziologe, unser heutiges Internetzeitalter immer noch „Spätmoderne" statt „Postmoderne”…
Postmoderne Paukenschläge und kritische Töne 💥
Und dann kam spätestens in den 70ern und 80ern der Begriff „Postmoderne” auf, dank einiger französischer Philosophen, und wurde zum Label. Es ist faszinierend, wie aus vielen Begriffen einer ausgewählt wird, um eine ganze Ära zu beschreiben. Selbst während Helges Doktorarbeit (2004-2012) wurde noch diskutiert, ob dieses Label Bestand haben würde. Es ist wie der Versuch, lauter einzelne Beobachtungen in eine „Komplettpaket”-Kiste zu stecken. Die Gefahr dabei? Man schmeißt Äpfel und Birnen zusammen und nennt es „Obst”. Das „Post” in Postmoderne ist übrigens ein bisschen tückisch, denn es impliziert, dass die Moderne vorbei sei. Aber hey, in „Postmoderne" und ”Metamoderne" steckt die Moderne immer noch drin – wir kommen wohl nicht so richtig von ihr los!
Die Moderne war ja so herrlich optimistisch: Die Welt wird immer schöner, immer besser, wir Menschen sind einfach spitze! Aber dann kamen die Risse: Klimaverschmutzung, Ressourcenende. Da sagte der Club of Rome schon in den 70ern: Das wird kein gutes Ende nehmen. Die Postmoderne ist die kritische Stimme, die „Hallo, wir haben Nebenwirkungen erzeugt, die wir nicht wollten!" ruft. Vieles, was wir für „geil" hielten, macht krank, erzeugt Süchte, unterdrückt Stimmen. Sie fordert uns auf, mit dem Mythos des ungehemmten Fortschritts und Optimismus aufzuräumen. Sie steht für feministische Befreiung, Gleichberechtigung, Dialog und Aushandeln auf Augenhöhe – Dinge, die Ann-Kristin quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat, während Helge noch Nazi-Lehrer im Kasernenhof-Ton in der Schule erlebte. Es ist quasi die „kulturelle Widerstandsbewegung zur Moderne".
Metamoderne Magie: Balanceakte und neue Perspektiven ⚖️
Wenn nun alles so wunderbar fließend ist, wozu dann „Metamoderne”? Helge entdeckt darin ein Muster in Architektur, Musik, Kleidung und Alltagsverhalten. Manche sprechen sogar von einer „Bewusstseinsphase". Metamoderne ist der Versuch, das Konstruktive der verschiedenen Welten aufzunehmen, in ein Gesamtbild zu bringen und dabei Spannungen gut auszuhalten. Sie ist die integrierende Sichtweise, die Dinge zusammenhält, die sonst auseinanderfallen würden. Stellt euch vor, eure streitenden Kinder – pardon, Denkweisen – würden von den weisen Eltern (der Metamoderne) gesagt bekommen: „Ihr müsst euch doch nicht streiten! Nehmt das Gute von beiden Welten und packt es zusammen!" Das ist der Weg aus dem ewigen Kampf, hin zu einer friedlicheren und heilsameren Gesellschaft.
Die digitale Revolution und unsere Denkweisen 🤯
Internet 2.0, dann 3.0 mit KI – wir leben in einem Rausch der schnellen Transformation! Zehn Jahre Unterschied zwischen den Versionen, und schon verändert sich die Gesellschaft dramatisch. Das iPhone beispielsweise hat die Jugend so krass verändert, dass man fast von Suchtverhalten sprechen kann. Aber hey, es gibt auch mega Möglichkeiten, die es vorher nicht gab! Es ist keine einfache Droge, sondern auch ein Lernerfolg, ein Kommunikationsmedium, das alles Mögliche ermöglichte, was in Corona-Zeiten super wichtig war. Es gibt einfach Vor- und Nachteile gleichzeitig. Unser Denken hat sich verändert, Stichwort „Hyperlink-Denken”. Wissen ist jetzt hochgradig vernetzt und fließend. Und es ist völlig normal geworden, eine eigene Perspektive zu haben. Allerdings leben viele Menschen in „Bubbles" – und das befähigt einen noch nicht dazu zu erkennen, dass es auch andere Bubbles gibt.
Ein Blick nach vorn 🤔
Die Metamoderne kann im Idealfall Mediatoren zwischen modern und postmodern denkenden Menschen hervorbringen. Ein Beispiel übrigens für einen Paradigmenwechsel. Sogar im Krieg verändert sich die Welt dramatisch, dank KI-gesteuerter neuer Technologie. Die metamodernen Ukrainer beispielsweise erfinden eine neue Art von Waffengattung mit KI-gesteuerten Drohnenschiffen. Das ist eine Art von Kriegsführung als der nur „moderne” Putin mit seinen altbackenen Haubitzen nutzt, die man so noch nicht kannte. Aber keine Sorge, wir wollen hier keine Depressionen auslösen!
Und nun die Frage aller Fragen: Wenn wir all diese kulturellen Strömungen erkennen können – welche neue „Erdbeer-Innovation" wartet wohl als Nächstes auf uns, die unser Leben auf den Kopf stellt und uns zum Schmunzeln bringt, während wir uns gleichzeitig fragen, ob wir schon wieder in einer neuen „Bubble" gelandet sind?
Dein Helge, mit ganz erdbeeroten Lippen
P.S. Schreib mir, wenn es was zu vermelden gibt? Lob, Tadel und alles dazwischen.