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MCP — Der Newsletter im November

Liebe Leser:innen,

ich muss gleich ganz dringend zurück an meine grandiose aktuelle Lektüre: 699 Seiten hat das Buch. Ich bin noch bei Kapitel 6 von 29 (also auf Seite 116) und kann wirklich kaum erwarten, wieder in diesen Roman einzutauchen. Ich berichte sicher im nächsten Newsletter Anfang Dezember oder vielleicht sogar schon im nächsten Podcast davon. Dieses Gefühl, alles für ein Buch stehen und liegen lassen zu wollen, ist so magisch, ihr kennt das bestimmt bestens.

Die Oktober-Folge unseres blauschwarzberlin-Podcasts könnt ihr zum Beispiel hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) nachhören. Wir konnten das letzte Gespräch leider nur zur Hälfte aus der Stabi-Berlin aufnehmen. Ludwig Lohmann hat dort die Stellung gehalten, während ich mich aus gesundheitlichen Gründen vom heimischen Sofa aus zugeschaltet habe. Das Gespräch war trotzdem fein und wir freuen uns jetzt schon auf die nächste gemeinsame Folge am 18.11., die es immer zuerst hier als Instagram-Livestream (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) gibt.

Die drei Bücher die ich in Folge 67 besprochen habe, waren allesamt mehr als Perlen des Monats. Sie werden auf der Liste der Lieblingsbücher des Jahres weit oben stehen.

Abseits von Ulrich Rüdenauer ist die berührende Geschichte eines Jungen, der im Nachkriegsdeutschland auf dem Bauernhof von Verwandten aufwächst. Ungesehen, außer es geht um die Erfüllung der täglichen Pflichten, aber vor allem ungeliebt, scheinen sein empfindsamer Charakter und sein waches Wesen völlig isoliert an einem Ort, an dem sonst jed:r zu jemandem gehört. Die eigenen Eltern bleiben eine Leerstelle, ein Geheimnis. Doch Richard und mit ihm wir Lesenden fühlen, dass sich genau hier eine lebensnotwendige Geschichte verbirgt. Ulrich Rüdenauer erzählt davon so klar und gerade deshalb so kunstvoll, dieses Buch ist ein literarisches Kleinod.

Regina Denk hat uns mit Die Schwarzgeherin eine zutiefst kraftvolle Protagonistin erschrieben, die sich in einem Tiroler Tal am Ende des 19. Jahrhunderts gegen alle Konventionen stellt. Der in bester Tradition archaische Roman atmet Vergangenes, erzählt aber eine Geschichte von Freiheit und Selbstermächtigung, die aktueller wohl nicht sein könnte. Ein kluges, soghaftes, vielschichtiges Buch, großartig recherchiert und mit einer Heldin, der wir ohne mit der Wimper zu zucken auch in düsterste Schluchten folgen.

Beteigeuze von Barbara Zeman hat mich das Einlassen auf komplizierte Literatur wieder ganz neu gelehrt. Theresa Neges, die für Beteigeuze im Sternbild des Orion eine wunderbar absurde Obsession empfindet, ist eine fabelhaft flüchtige, rastlose Antiheldin, die wir lesend erst durch Venedig und dann durch Wien begleiten. Und atemlos werden dabei. Ihr Weg führt von der Fragwürdigkeit der Liebe über den Grund des städtischen Schwimmbads vor allem in ihre inneren Abgründe. Eine schwer zu fassende, flirrend brillante Geschichte, die von Barbara Zemans grandioser Sprache getragen wird.

Neu entdeckt

Annekathrin Walther, Jelena Kern, Kathrin Bach, Saskia Nitsche und Svenja Studer gehören zu Gründungs-Redaktion von KRANK – Das Magazin (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

Hier entsteht ab Ende des Monats eine ganz neue Sichtbarkeit für Texte, visuelle und akustische Kunst zu den Themen Körper, Krankheit, Gesundheit und Behinderung. Bis zum 10.11. könnt ihr Werke einreichen. Große Empfehlung!

Judge a book by its cover (und der Typo)

Was ist ein Buch, wenn nicht das, was von Hand zu Hand geht?

Fragt in der Buchhandlung eures Vertrauens nach der Anthologie Neue Erschöpfungsgeschichten (ISBN: 9783000800887). Herausgegeben von Holm-Uwe Burgemann für Präposition (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) versammelt der Band Texte von Tanasgol Sabbagh, Heike Geißler, Enis Maci, Eva von Redecker, Moshtari Hilal, Sinthujan Varatharajah, Judith Schalansky und Holm-Uwe Burgemann. Das Buch ist anlässlich des Festivals TEXT MATTERS. MATTERS OF TEXT (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) erschienen, gestaltet von Daniel Zenker und gehört gestalterisch und typografisch (Laucke Siebein) für mich zu den allerschönsten Werken des Jahres.

Zum guten Schluss die schönsten Termine für den jungen Monat November

Am 12.11. (dem Geburts- und Todestag von Lucia Berlin) spreche ich mit Antje Rávik Strubel (der Übersetzerin von Lucia Berlin) im Literaturhaus Hamburg (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) über den Briefwechsel von Lucia Berlin und Kenward Elmslie: Love, Loosha, der im Aki Verlag erscheint (übersetzt von Marion Hertle und Antje Rávik Strubel). Direkt im Anschluss feiern wir die Filmpremiere von »Love, Lucia – Remembering Lucia Berlin« von Ann Kathrin Doerig und Benedikt Schnermann. Die Tickets gibt es beim Literaturhaus Hamburg auch als Livestream.

Das #tovelesen geht weiter. Am 25.11. spreche ich im Instagram-Livestream (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) mit der Übersetzerin Ursel Allenstein über den Roman Vilhelms Zimmer von Tove Ditlevsen.

Am 26.11. spreche ich in der Pablo-Neruda-Bibliothek (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) in Friedrichshain mit Laura Naumann über den Surfroman ohne Surferboys: Haus aus Wind.

Am 28.11. treffe ich im Instagram-Livestream Daniel Beskos und spreche mit ihm über seine Übersetzung des Romans von Max Gross: Das vergessene Schtetl aus dem Katapult Verlag.

Damit wünsche ich euch einen guten November und ein gutes Lesen.

Möge es für uns alle gut ausgehen, mögen die Demokratie und Kamala Harris diese wichtige Wahl gewinnen. Ich hoffe, wir lesen uns an dieser Stelle erleichtert wieder: am ersten Sonntag im Dezember.

Herzlich

Maria

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