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Anspruch an den Hund

Guten Morgen zusammen. 

Gerade in der letzten Zeit fallen mir wieder vermehrt Anfragen von Kunden auf, welche Hilfe suchen mit dem "frisch" eingezogenen Tierschutzhund.

Dass Hunde mit unbekannter Herkunft oder aus schwierigen Verhältnissen ihr Päckchen mitbringen ist häufig so. Probleme von Stubenreinheit, mangelndem "Gehorsam" bis zu Ressourcenverteidigung und leider auch beißen stehen im Vordergrund.

Gerade die letzten beiden Punkte geben mir zu denken und lassen mich unschöne Situationen ausmalen. Wenn dann noch Kinder und/oder Enkelkinder eine Rolle spielen, wird mir ganz anders! Wirklich! DAS sind ernst zu nehmende Schwierigkeiten von denen man nicht weiß, wie lange der Hund sie schon mit sich rumträgt und wie fest die Verhaltenskette in seinem Kopf ist!

Ich bin Züchterin und auch bei mir gibt es Hunde, welche sich nicht optimal entwickeln, ABER das hat der Besitzer selbst zu verantworten. Er hat alles in der Hand um die Weichen richtig zu stellen. Auch hier muss ich genau hinschauen und gut wählen und dennoch bekomme ich ein unbeschriebenes Blatt!

Nicht so bei einem Hund mit Vorgeschichte! Die Probleme die mancher Hund aus dem Tierschutz oder auch nach mehrfachen Besitzerwechseln mit sich bringt, können oft nur zum Teil verbessert werden, manchmal ganz verschwinden, manchmal muss ich den Rest des Hundelebens in verschiedenen Situationen, zu Managmentmassnahmen greifen!

Gerade ganz aktuell wieder ein Fall von: 5 jähriger Hund ist seit einigen Monaten in der neuen Familie. Leider lässt er sich nicht von Fremden berühren und schnappt bei Unsicherheit wenn er sich beengt fühlt. Dies ist problematisch wegen der Enkelkinder. Leute, wenn ich das höre wird mir ganz schlecht. Ich möchte mir nicht ausmalen, was alles passieren könnte! Was dieser Hund erlebt hat, wird man vermutlich nicht mehr rausfinden, also wird es auch schwierig sein, seine Datenautobahnen , welche in immerwieder in sein Verhalten führen, mit gezieltem Training zu überschreiben.

Wir haben hier eine gefährliche Situation! In erste Linie für die Kinder!!! Und natürlich in zweiter Linie auch für den Hund, denn was passiert, wenn was passiert??? Wann fühlt der Hund sich beengt? Wieviel Enge halten seine Nerven aus? Die Situationen können total unterschiedlich sein, abhängig vom Gegenüber. Wie will man zuverlässig das Verhalten des Hundes vorhersehen und rechtzeitig eingreifen? Nur extrem gute Kenntnis über die Signale und genaue Beobachtung des Hundes lassen mich eine Situation einschätzen und geben mir die Möglichkeit rechtzeitig einzugreifen? Die Fragen sind: Wie gut kennen die neuen Besitzer den Hund schon? Wie geschult sind sie in Körpersprache grundsätzlich und in der Körpersprache dieses Hundes? Haben sie Pläne, Maßnahmen parat, wenn der Hund "komisch" wird? Haben sie neben den Enkeln die Zeit den Hund zu beobachten? Können sie Einfluss auf Hund UND Enkel nehmen und das blitzschnell und zuverlässig? 

In der Regel sind die Vorstellungen vom Hund und der Anspruch an den Hund nicht das, was ich hier beschrieben habe. 

Die Fragen die ich mir stellen muss, sind: Hab ich Zeit für Training/Fortbildung und möchte ich dies überhaupt investieren? Ob ich mir einen schwierigen Hund "antun" möchtem, hat nicht immer was damit zu tun, ob ich das kann, sondern auch ob ich das WILL. Dies nicht zu wollen ist mein gutes Recht. DOCH.....dann muss ich gut wählen und mir sehr viele Gedanken machen, welcher Hund in meine Umstände passt.

Ob dieser Hund im genannten Fall in die Umstände dieser Familie passt, kann ich aus der Distanz nicht abschließend beurteilen, meine Tendenz geht aber in Richtung NEIN. Leider! Die Konsequenzen daraus müssen nicht die Abgabe des Hundes sein. ABER ich brauche unter Umständen ein Managment, welches Kinder und Hund gleichermaßen schützt und beiden gerecht wird. Der Anspruch an den Hund sollte überdacht werden. Welchen Ansprüchen  kann er genügen und welchen Anspruch hat der Hund an den Besitzer? Kann der Besitzer die Ansprüchen des Hundes genügen?

Wer sich noch genauer zum Thema Tierschutzhund und was ich alles beachten sollte, auseinandersetzen möchte, schaut gerne in den wunderbaren Vortrag meiner Kollegin Pia Hupetzky rein.

Herzlichst Eure Kati HTS-Urgestein

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