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#5 Bye-bye 50-50-Modell

Mein Mann ist mitten im Bewerbungsprozess um eine gute Stelle und ich habe Anfang der Woche die Nachricht erhalten, dass ich morgen ein Vorstellungsgespräch habe für ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Die freiberufliche Arbeit liegt mir, ich bin mein ganzes Leben bereits selbstständig und war nie angestellt – aber das letzte Jahr ohne feste Aufträge war heftig. Es geht also bergauf, zumindest wenn man optimistisch orientiert ist.

Jede beruflichen Umstellungsphase ist fürs Familienleben turbulent. Genau, wie jede Eingewöhnung, jeder Umzug, jeder Schulwechsel, jede Diagnostik. Die Abläufe zuhause müssen sich öfter neu ordnen, als es den meisten von uns lieb ist. Und auch wenn uns in vielen Instavideos verklickert wird, dass, wenn die Grundbasis Liebe und Vertrauen gegeben ist, alles möglich sei: das Leben und vor allem der Alltag sind komplex.

Schau her – ich bin´s – die Übermutter in Person

Ich rolle das Feld der Zuständigkeiten bei uns zuhause mal von hinten auf:

In den ersten Jahren hatte mein Mann eine Vollzeitstelle und ich habe zuhause alles allein gemeistert, parallel online gearbeitet und bin an zwei Tagen in eine muffelige Prominews-Redaktion auf der anderen Seite Londons in einer noch muffeligeren Tube gefahren. Habe mich an beiden Morgenden an der Tür meiner Schwägerin von meinem einjährigen Hasen verabschiedet, in der Mittagspause meinen schwangeren Bauch gestreichelt und von 21 Uhr bis Mitternacht zuhause britische Celebrity-Artikel hin und her manövrierend und daraus deutsche Beiträge gebastelt und glaubt mir – ohne Chat GPT war das damals noch Arbeit. Der organisatorische Aufwand für mich war immens.

Aber: ich habe es nicht eine Sekunde angezweifelt. Wie sexy ich es fand, mich als Hausfrau, Mutter PLUS Selbstständigkeit zu beweisen, ich erinnere mich vage an das Gefühl, aber ich weiß es bis heute. Das Patriarchat hatte alles erfolgreich bei mir eingepflanzt.  Schau hin – ich bin die Übermutter – zwar in therapeutischer Behandlung, aber alle Aufgaben jonglierend. Ich wollte so sehr, dass er sieht, wie gut ich das alles kann. Dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass er wegschaut, wegschauen konnte, während ich manisch jonglierend unsere Familienarbeit bestritt.

Daddys Zoommeetings hinter der Schlafzimmertür

Als die Kinder (mittlerweile drei) Jahre später dann alle in Kita und Schule mehr schlecht als recht untergebracht waren, habe ich meine selbstständige Arbeit auf den Vormittag gelegt und begann mich für feste Stellen zu bewerben. Parallel wurde immer deutlicher, dass eins unserer Kinder Zuwendung in einer Form braucht, die nur Gleichgesinnte verstehen. Die Vorstellung einer Anstellung machte Druck, Berlin keine Freude, mein Atem war verkürzt, mein Herz pumpte zu schnell und die letzte spürbare Kraft, an die ich mich erinnern kann, resultierte im Projekt Juni 2022 Auswanderung Gran Canaria.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits seit zwei Jahren beide zuhause – danke Covid für dieses Geschenk und das Homeoffice – in unserem Fall der Schreibtisch meines Mannes in unserem Schlafzimmer, erlöschte den letzten Funken Paargeschmack.

Kinder und Haushalt zum Großteil allein managen hat bereits ein Geschmäckle, wenn der andere körperlich nicht anwesend ist. Aber einen Vollzeitjob ins heimische Schlafzimmer bringen, während ich in den restlichen 70qm im nass-grauen Berliner Winter in den Lockdowns unsere drei Kinder davon abhalten sollte, Daddys Zoommeetings zu erhellen – dafür hatte ich das falsche studiert. Die Reslienz, das abzukönnen und Unbekümmertheit, darüber nicht nachzudenken, dass ich doch eigentlich eine weltweit gefeierte Künstlerin sein sollte – die hatte ich nicht.

Vor der Auswanderung stellte ich also meine Bedingung: auf der Insel machen wir 50-50. Nicht, was Oralsex betrifft, sondern Mental Load. Beide arbeiten in allen Bereichen – bezahlt und unbezahlt – gleich viel. Es klang nach DER Lösung. Allerdings nur, wenn man vorher nicht genau hingeschaut hat …

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