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Kein Ort ist wie Israel: 3 Menschen, 3 Geschichten

Liebe Gutenmorgentelavivis, als ich zum ersten Mal nach Israel kam, spürte ich, dass etwas in diesem Land anders war. Die Luft flimmerte vor Geschichten. Historie und Menschen, sie verbinden sich hier zu einer einzigartigen Mischung. Ich habe immer gesagt, dass ich wahrscheinlich ohne Israel keine Schriftstellerin geworden wäre. Damit mag ich mich selbst unterschätzen, aber die Wahrheit ist, meine besten Bücher (ja, ich unterscheide hier, wie eine ungerechte Mutter) sind alle zutiefst von Menschen und ihren Geschichten in Israel inspiriert worden. Deshalb möchte ich euch heute 3 Menschen und ihre Geschichten vorstellen. Eine habe ich selbst gefunden, die anderen beiden stammen aus Zeitungsartikeln (was sie nicht weniger berührend oder inspirierend macht).

Schlomo, Jaffa Flohmarkt

Mitte Mai. Tel Aviv ist warm, aber nicht zu warm. Die Stadt, deren Namen zu Deutsch “Frühlingshügel” bedeutet, ist natürlich in der gleichnamigen Jahreszeit am Schönsten. Ich laufe mit meinen Eltern durch Jaffa. Sie lieben Jaffa. Viel mehr als Tel Aviv. Ich kann es ihnen nicht verdenken, Tel Aviv ist laut und schmutzig und voll und eng. Jaffa ist all diese Dinge auch, aber mit Häusern aus Sandstein, die wie kleine Schlösser aussehen und über die lilafarbene und pinke Bougainvillen fallen, als würden sie einander umarmen. Meine Mutter steuert in einen Souvenirladen mit dem typischen Jerusalemer Porzellan. Nach Jerusalem wollen meine Eltern nicht, seitdem der Krieg begonnen hat - jeder findet seine relative Sicherheit, in dem, was er besser kennt. Wir laufen ein wenig hin und her. Ich habe genügend Schälchen und Tassen in blau-weiß und konzentriere mich auf den Schreibtisch des Verkäufers, über dem allerlei handgeschriebene Zettel hängen. “Warum sind die alle auf arabisch geschrieben”, frage ich den etwa Mittfünfziger auf dessen Hinterkopf eine gestrickte Kippa ruht.

Nach etwa 14 Jahren Leben in Israel und fast 20 des regelmäßigen Besuchens habe ich ein gutes Gespür für israelische Geschichten entwickelt. Vor allem aber habe ich gelernt, dass man in Israel eigentlich immer fragen kann. Israelis sind offen, sie freuen sich, wenn man an ihnen interessiert ist.

Der Verkäufer lächelt sofort und beginnt ohne weiteres zu erzählen. Ihn nennen jetzt alle Schlomo. Aber in Syrien hieß er Salim. Seine Familie hatte sechs Geschäfte in Damaskus. Vor 20 Jahren gelang es ihnen endlich, nach Israel zu kommen, nachdem Assad sie jahrzehntelang nicht ausreisen ließ (anscheinend zahlte die USA viel Geld, damit die letzten Juden ausreisen durften). Sie verließen Syrien mit leeren Händen. Am Flughafen wurden sie bis auf die Zähne kontrolliert. Schlomos Bruder trug zwei goldene Halsketten von denen ihm eine sofort genommen wurde (weil: Warum zwei?). In den letzten 20 Jahren haben sein Bruder und er es geschafft, vier Geschäfte auf dem Flohmarkt von Jaffa zu eröffnen. Zwei seiner Kinder sind gerade in der Armee (eines im Süden, eines im Norden). Das tut mir leid, sage ich, und füge dann hinzu, dass ich dankbar bin, seine Geschichte gehört zu haben und dass ich mich freue, dass er und seine Familie es nach Israel geschafft haben: “Kein Ort ist wie Israel”, sagt er lächelnd und macht uns dann einen Freundschaftspreis für blau-weißes-Porzellan.

Michal & Yakub, Judäische Berge

Am letzten Tag des Restaurants läuft Michal Baranes eine Runde um die Tische, um mit Freunden, Familienangehörigen und langjährigen Gästen zu sprechen, die gekommen waren, um sich zu verabschieden. „Es ist nicht leicht, ein Migrant zu sein, das wissen wir alle aus der Generation unserer Großeltern“, sagte eine der Gästinnen zu ihr. Michal wirft ihr einen amüsierten, geduldigen Blick zu, lacht dann laut und sagt dann leise: „Ich bin schon einmal in meinem Leben eingewandert. Es ist keine große Sache für mich, in ein französisches Dorf zu ziehen.“

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