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GZ #7 Auf die nächsten 10 Jahre

Ein 10 Jahre jüngerer Jay Friedrichs gemeinsam mit einem 10 Jahre jüngeren Gofi. Sie wirken beide nicht absolut zurechnungsfähig.

Gofigramm

Letzte Woche hatte mein Freund Jay Friedrichs Geburtstag. Als ich ihm eine Nachricht per WhatsApp schrieb, um ihm zu gratulieren, fiel es mir ein: Vor genau 10 Jahren hat unsere gemeinsame intensive Reise begonnen. Zwar ist es schon im Sommer davor gewesen, dass Jay mich gefragt hat, ob ich Lust hätte, mit ihm gemeinsam regelmäßig einen Podcast zu veröffentlichen. Aber erst im Oktober darauf begannen wir damit, ohne zu wissen, was wir da tun, ohne zu ahnen, was in den nächsten 10 Jahren mit uns passieren würde.

Der Podcast Hossa Talk war eines der ersten größeren Projekte meiner künstlerischen Freiberuflichkeit. Und es ist bis heute das erfolgreichste. Ich hatte vorher ein Musikalbum und einen Gedichtband veröffentlicht. Das ist auch nicht nichts. Aber sie erregten kaum Aufmerksamkeit. Auf das, was Hossa Talk an Reaktionen auslösen würde - Freude, Erleichterung, Glück, aber auch Wut, Enttäuschung und Ablehnung, vereinzelt Spott, Schweigen von Bekannten, herzliche Freundschaften zu Menschen, die ich vorher nie gesehen hatte -, darauf war ich nicht gefasst.

Mir ist die Sache mehr als einmal zu intensiv geworden. Es hat mich auch gestört, dass der Podcast den Fokus so stark auf christliche Theologie und Spiritualität richtete. Als Künstler, der nicht hauptsächlich mit religiösen Themen arbeitet, fühlte ich mich ständig falsch wahrgenommen: als Prediger, als Evangelist. Im Rahmen von Hossa Talk war und bin ich das wohl manchmal tatsächlich. Aber ich wehrte mich dagegen. Diese Rollen waren Teil meiner Vergangenheit, dachte ich. Die Zukunft sollte der Kunst gehören.

Ich war deshalb erleichtert, als ich nach acht Jahren das Hossa-Talk-Mikrofon an Marco Michalzik weiterreichen konnte. Nur um zwei Jahre später zurückzukehren. Ja, der Podcast hat mir auch ein bisschen gefehlt. Vor allem aber habe ich in der Zwischenzeit kapiert, wie gesellschaftlich bedeutsam solche Diskussionen sind, die wir dort führen, auch wenn es sich um hochspezialisierte Themen handelt, die vielleicht nur eine kleine Gruppe interessiert. Denn die ganze Gesellschaft besteht aus lauter kleinen Gruppen. Und um sie alle ist ein harter politischer Kampf entbrannt. Es geht um die Frage, wohin sich unsere Gesellschaft in Zukunft entwickeln soll. In der Gruppe, zu der ich gehöre, habe ich eine Stimme, die wahrgenommen wird. Als Künstler, manchmal sogar noch als Prediger. Auf jeden Fall als jemand, der es zu seinem Beruf gemacht hat, über das Leben nachzudenken und seinen Überlegungen Ausdruck zu verleihen. Mir ist klar geworden, dass ich diese Möglichkeit nutzen möchte.

Jays Geburtstag ist so ein Moment gewesen, an dem ich zurückgeschaut habe. Ich bin echt dankbar. Vor allem für diese Freundschaft. Denn als wir gemeinsam los stolperten, waren wir nicht wirklich Freunde, eher Bekannte, die sich mochten. Die Freundschaft entwickelte sich erst in den nächsten Jahren, in denen wir gemeinsam feierten, litten, tranken, weinten und uns manchmal auch sehr heftig stritten. Diese 10 Jahre haben mich geprägt und verändert.

Ohne sie würdest Du jetzt möglicherweise nicht diese Zeilen lesen. Ohne sie wäre ich vielleicht heute kein Künstler. Wer weiß? Aber Du liest sie. Darüber freue ich mich. Danke, dass Du das tust.

Auf die nächsten 10 Jahre und alles, was sie enthalten mögen. Ich wünsche Dir eine tolle Woche. Bis nächsten Montag.

Dein Gofi

Sponsor

Diese Publikation wird ermöglicht durch freundliche Menschen, die mich in meiner Arbeit unterstützen. Wenn Du Dich ihnen anschließt, freue ich mich darüber sehr.

Micro Story

Botschaft von oben

Ich meine ja bloß, sagt er.

Was noch mal, sagt sie.

Ich will doch einfach nur … Er hält inne und lacht leise. Um der Wirkung willen. Ich will doch einfach nur geliebt werden.

Wir lieben dich doch, sagt sie.

Ja, ruft er, aber verstehst du … Er ringt um Worte. Verstehst du nicht, wie frustrierend es ist, wenn ich mein Bestes gebe, MEHR GEHT EINFACH NICHT, er schreit es beinahe hinaus.

Ja, aber, beginnt sie, und ringt jetzt ihrerseits um Worte, du wirst von so vielen geschätzt, ich verstehe nicht, was du noch willst.

Ich meine ja bloß, sagt er und blickt in eine Ecke des Raumes.

Es kann dich doch nicht interessieren, was diese anderen Leute sagen, sagt sie.

Ich geb mir doch Mühe, ruft er. Was soll ich denn machen? Ich kann eben nicht anders.

Sie ist sich nicht mehr sicher, ob sie sein Problem begreift. Warte mal, sagt sie, du weißt, wie viele dich mögen, oder? Also, was heißt mögen? Lieben, eigentlich. Das weißt du schon, oder?

Ich meine ja nur, sagt er.

Die anderen, sagt sie, sind doch unwichtig. Was hast du denn davon, wenn die dich mögen? Du glaubst doch an nichts, was sie sagen. Dir gefällt nichts, was sie tun. Ihr habt nichts gemeinsam.

Aber wir sind doch alle eins, sagt er, wir haben doch mal zusammengehört. Das macht mich einfach so traurig. Verstehst du, ich will doch … Er hebt seine Hand mit den ungepflegten Nägeln und macht eine Geste, die seine Aussage unterstreichen soll. Ich will doch einfach nur geliebt werden.

Sie hebt die Schultern und lässt sie wieder fallen. Kapier ich nicht.

Ja, da sind wir halt unterschiedlich, du und ich, sagt er, beinahe nachsichtig, plötzlich ganz bei sich, als würde er eine Botschaft von ganz weit oben übermitteln, als würde er einem Kind ein Naturgesetz erklären. Das kannst du eben nicht verstehen.

Scheint so, sagt sie.

Podcast

Cobains Erben: 'Kunst' kommt von 'Können'? Über teure Gemälde eines Dreijährigen, angeklebte Bananen und die Frage, was eigentlich Kunst ist

Eine Banane ist mit einem Gaffer Tape an die Wand geklebt

Es ist verrückt. Laurent aus Bayern malt leidenschaftlich gern abstrakte Bilder, verkauft sie in die ganze Welt für fünfstellige Summen - und ist drei Jahre alt. Ist das Kunst, was er schafft? Viele glauben das offensichtlich. Warum sonst sind sie bereit, so viel Geld für seine Gemälde auszugeben? Aber wie kann das sein? Muss man nicht etwas können, um ein Kunstwerk zu schaffen? Mehrere Kunstschaffende auf Instagram scheinen dieser Meinung zu sein. Sie nehmen Performance-Künstler*innen, abstrakte Maler*innen und andere in kurzen Clips auf den Arm und stellen dann ihre handwerklich hervorragenden Werke daneben, um zu demonstrieren, was ihrer Meinung nach WIRKLICH Kunst ist. Haben sie recht? Kommt 'Kunst' von 'Können'? Woran erkennen wir, dass wir es mit einem Kunstwerk zu tun haben? Und kann ein Werk für die eine Person Kunst sein und für die andere nicht? Über diese Fragen sprechen wir in unserem kurzweiligen Talk. Viel Spaß beim Hören!

00:00:00.00 Die Geschichte von dem kleinen Laurent
00:21:38.24 Wann gilt Kunst als Kunst?
00:39:28.20 Was Kunst kann

Falls es Dir mehr Spaß macht, uns beim Sprechen zuzuschauen, kannst Du diese Folge von Cobains Erben auch als Video sehen:

https://youtu.be/nIV3DOG2Wds (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Malerei

Muck Soma: Friedrich

Friedrich (Nietzsche), Acryl und Sprühfarbe auf Leinwand, ca. 115 cm x 180 cm, 2024

Muck Soma wurde in Bremen geboren, ist aufgewachsen in Worpswede und hat sein Atelier in Thun (Schweiz), wo er inzwischen lebt.

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Fotografie

Judith Ziegenthaler: Ohne Titel (Sandalen)

Judith Ziegenthaler, Jahrgang 1979, aufgewachsen zwischen Rheinebene und Schwarzwald lebt seit 2004 in ihrer Herzensheimat Dresden. Eigentlich mit pädagogischem und theologischem Background, arbeitet sie seit 2013 als Fotografin. Kreativität und Menschen, das ist für sie der rote Faden, der sich durch alle ihre Professionen zieht.

Die Mama von zwei Kindern hat den Schwerpunkt ihrer Fotografie auf der People-Fotografie. Alles begann mit Hochzeiten (www.timjudi.de (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)), die sie mit ihrem Mann Timm seit 2013 fotografiert.

Mit der Mutterschaft entwickelte sich ein weiterer Herzensbereich: natürliche Familienportraits und die dokumentarische Familienfotografie (www.judithziegenthaler.de (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)). In den letzten Jahren entwickelte sich außerdem noch der Wunsch, Frauen zu portraitieren, seien es Künstlerinnen, Entrepreneurs oder Frauen im Business.

Judith liebt es außerdem mit Mehrfachbelichtungen, Freelensing und Intentional Camera Movement zu spielen und lässt dies bisweilen auch in ihre Frauenportraits einfließen.

Einen wesentlichen Einfluss auf ihre aktuelle künstlerische Entwicklung hatte ein Business-Retreat bei Corinna Keiser und der Onlinekurs von Inspiralab der Fotografinnen Eva Radünzel und Sonja Stich.

Musik

Stellarhead: What I’m waiting for

https://youtu.be/yTxpJSVWVMY?feature=shared (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

VIDEO PRODUCED BY STELLARHEAD & PATRICK HARAZIM

SONG CREDITS: Words by Serge Falk & Marco Michalzik
Music by Serge Falk & Sven Falk
Copyright 2022 by Edition Lautschrift Publishing / ROBA
Produced & arranged by STELLARHEAD
Add. production & Mix by Eugen Koop
Recorded at Crossroad 7 (Worms) by Serge Falk & Tonbiotop (Heidelberg) by Daniel Jakobi
Mastered by Christian Fey at CCF Creative (Schwabmünchen)
Vocals & Synths by Serge Falk
Guitars by Sven Falk
Bass & Beats by Manuel Steinhoff
Drums by Christian Martens
Noise by Marco Michalzik
Piano by Johannes Falk
Add. Synths & Percussion by Eugen Koop

We are a bunch of guys from Germany (Frankfurt and Marburg area). Good friends and family. Serge, Chris & Sven are cousins. Manuel and Marco very appreciated friends. What unites us is experimenting in the creative field and the desire for similar music. Besides, all of us can sing and usually master more than one instrument. 

An early listener once said the band sounds like Bon Iver vibes with War on Drugs guitars and Franc Ocean beats. 

Danke für Dein Interesse an meiner Arbeit! Ich veröffentliche das GOFIZINE bewusst kostenlos für alle, weil ich möchte, dass jede/r Zugang zu guten Inhalten hat, unabhängig von Einkommen und finanziellen Möglichkeiten. Wenn Du mir dabei hilfst, bin ich Dir dankbar.

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