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Kriminalität in Freital: Das sind die Fakten

Welche Straftaten geschehen immer öfter - und wer sind die Täter? Freital-Reporter hat bei der Polizei nachgefragt und die Statistik ausgewertet

Am Abend des 3. Augusts kam es am Busbahnhof an der Hüttenstraße zu einer heftigen Auseinandersetzung. Ein 24-jähriger Mann hatte offenbar zwei Mädchen (14 und 15 Jahre alt) angesprochen und „unsittlich berührt“, so die Polizei. „Als ein Bekannter dazwischen ging, wollte der Tatverdächtige fliehen“, heißt es weiter in der Polizeimeldung. „Er wurde von mehreren Passanten aufgehalten und von einzelnen getreten.“ Die Polizei hat die Ermittlungen wegen sexueller Belästigung gegen den 24-jährigen Libyer sowie wegen Körperverletzung gegen mehrere Männer aufgenommen.

Schnell kochten daraufhin auch in Sozialen Medien die Emotionen hoch – und auch Mutmaßungen über wachsende Gewalt und die Beteiligung von Migranten. Aber was sind die Fakten? Freital-Reporter hat bei der Polizeidirektion Dresden nachgefragt.

Fakt 1: Polizei registriert mehr Sexual- und Gewaltdelikten

Während die Polizei im gesamten Jahr 2019 in Freital 37 Anzeigen von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung aufnahm, waren es allein im ersten Halbjahr 2024 bereits 33 (2020: 33; 2021: 56; 2022: 38; 2023: 40) – würde sich der Trend im zweiten Halbjahr fortsetzen, wäre dies ein steiler Anstieg. Ein Grund könnte sein, dass Sexualstraftaten heute generell öfter angezeigt werden, weil dieses Tabu in der Gesellschaft aufbricht – aber das muss nicht die einzige Ursache sein.

„Um das Jahr 2021 gab es Änderungen im Verfahrensablauf beim Bundeskriminalamt in Bezug auf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“, erklärt Karsten Jäger von der Polizeidirektion Dresden. „Dies führte zu einer signifikant höheren Fallzahl solcher Taten, welche an die Landeskriminalämter und folglich an die Polizeidirektionen zur Bearbeitung abgegeben wurden.“

Beim Anstieg der Sexualdelikte auch in Freital sieht der Polizist zudem einen möglichen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. „Beispielsweise lässt sich eine Erhöhung bei der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte von 10 auf 18 Fälle in 2021 in Freital erkennen. Da auf Grund des Lockdowns das Leben eher in den eigenen Wohnungen abspielte, ist eine Erhöhung solcher Taten zumindest nicht unschlüssig.“

Ohnehin geben die Zahlen aus der Polizei-Statistik gerade in diesem Bereich nur einen Teil der tatsächlichen Taten und Betroffenen wider – das Dunkelfeld ist bei sexualisierter Gewalt weitaus höher.

Auch die Anzeigen wegen Gewaltkriminalität steigen deutlich in Freital – wenn auch etwas weniger stark. Nahm die Polizei 2019 insgesamt 67 derartige Delikte auf, waren es 2024 bis Ende Juni bereits 39 (2020: 47; 2021: 42; 2022: 38; 2023: 47) – also mehr als im gesamten Jahr 2022.

Fakt 2: Weniger Anzeigen wegen Drogen-Delikten

Die von der Polizei in Freital registrierte (nicht zwangsläufig die tatsächliche) Rauschgift-Kriminalität dagegen sank stark. Gab es 2019 noch 101 Drogen-Delikte, die die Polizei in der Stadt ahndete, sank deren Zahl in den letzten Jahren kontinuierlich - im ersten Halbjahr 2024 sind es 32. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, gäbe es in diesem Jahr so wenig Drogen-Delikte wie noch nie in den letzten fünf Jahren. Sehr wahrscheinlich, dass sich in dieser Entwicklung bereits die ab April geltende Legalisierung von Cannabis spiegelt.

Fakt 3: Kaum nicht-deutsche Tatverdächtigen bei Sexualdelikten

Die Zahl der von der Polizei in Freital registrierten Sexual-Straftaten steigt – nicht aber die Zahl der nicht-deutschen Tatverdächtigen in diesem Bereich. Sie lag 2019 bei 1, wuchs in den folgenden Jahren leicht auf jeweils 5 in den Jahren 2022 und 2023 (2021 und 2022: 2) – und sank nun wieder auf 1 im ersten Halbjahr 2024. Im Klartext: In den ersten sechs Monaten des aktuellen Jahres registrierte die Polizei in Freital bei Sexualdelikten 23 deutsche Tatverdächtige – und nur einen Nicht-Deutschen.

Fakt 4: Kein klarer Trend bei Gewaltstraftaten durch nicht-deutsche Täter

Etwas anders ist die Situation bei Gewaltkriminalität im Freitaler Stadtgebiet. Hier registrierte die Polizei 2019 insgesamt 12 nicht-deutsche Tatverdächtige – die Zahl sank in den folgenden Jahren stark auf nur noch 3 im Jahr 2022 und stieg danach wieder deutlich auf 10 im ersten Halbjahr 2024. Geht der Trend nach oben oder nach unten? „Eine Tendenz ist auf Grund des geringen Anteils nicht-deutscher Tatverdächtiger nicht abbildbar“, schränkt Karsten Jäger von der Polizeidirektion Dresden die Aussagekraft der Statistik ein.

Bei den insgesamt 39 Gewaltstraftaten im ersten Halbjahr 2024, die die Polizei in Freital aufnahm, ermittelte sie gegen 34 Deutsche (77 Prozent) – und 10 Nicht-Deutsche (23 Prozent). Bei einem Ausländeranteil von rund sieben Prozent in Freital sind Ausländer damit in der Gruppe der Tatverdächtigen offenbar überrepräsentiert. Ein Erklärungsversuch der Kriminologie (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre): Jüngere Männer (zumal in prekärer sozialer Lage und wenn sie selbst Gewalt erlebt haben) tragen unabhängig von ihrer Herkunft generell ein größeres Risiko, kriminell zu werden – unter den Einwanderern stellen sie eine weitaus größere Gruppe als in der schon lange ansässigen Bevölkerung.

Andreas Roth

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