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“Die Mitte der Woche” - der Bettges-Newsletter Nr. 1

Bisher habe ich keinen Newsletter verfasst für "Bettges - Essays zu Kunst-, Medien- und Sozialphilosophie" - Newsletter-Abonnementen erhielten die je aktuelle Veröffentlichung. Das will ich hiermit ändern. Ich hoffe, dass er trotz vieler Links nicht im SPAM-Ordner landet. Die "One Person-Business"-Päpste bei Youtube predigen es, einen solchen zu verfassen; meine Tätigkeiten in den Sphären von Social Media und Internet haben sich zudem diversifiziert. So versuche ich hiermit, einen Überblick zu verschaffen.

TIKTOK, YOUTUBE, INSTAGRAM

Nicht nur aus Langeweile oder sich intensivierendem Basteldrang, der sich ein Ventil sucht, übe ich nun TikTok und Youtube. In allen gesellschaftlichen Debatten, auch nach Wahlen, wird deutlich, dass Youtube, TikTok und Instagram an Einfluss gewonnen haben. Ein Artikel im "Neues Deutschland" stellte jüngst Magdalena Hess von Fridays for Future vor (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Sie müht sich redlich und mit Erfolg, der rechten Hegemonie bei TikTok mit Hilfe des Hashtags #reclaimTikTok etwas entgegen zu setzen, verweist darauf, dass eher plakative Inhalte dort funktionieren.

 Nun habe ich seit zwei Wochen einen TikTok-Kanal (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und versuche, ihn zu füllen. Als Medienmacher sollte man diese neue Distributionsformen ein wenig kennen und das nicht nur, weil Sender zu Produktionen mittlerweile auch Social Media-Konzepte fordern. Diese Kanäle verfügen über gesellschaftliche, künstlerische und mediale Relevanz, prägen Interaktionsformen, mit denen die Jüngeren wie selbstverständlich aufwachsen.

  Ein erster "kleiner Erfolg" gelang mir nun, verglichen mit den Millionen Views und Followern, mit einem kurzen Clip zu eigener Musik bei TikTok. Thema "Dance is resistance against fascim (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)". Kein raus gerotzter Claim; ich denke, dass das tatsächlich der Fall ist. Die Befreiung der (weißen) Körper insbesondere durch Black Music seit den 50er Jahren, zum Teil auch schon davor in Ragtime und Jazz, ist nicht zu unterschätzen, wirkte kulturell nachhaltig. Ich werde dazu auch noch einen längeren Text auf "Bettges - Essays zu Kunst-, Medien- und Sozialphilosophie" veröffentlichen. Dieser kurze Clip, garniert mit ein paar Thesen zum Sujet in Schrifteinblendungen, erlangte nun nach nur zwei Wochen Aktivität fast 1500 Views und viele Likes. Für den Anfang gar nicht mal schlecht. Parallel veröffentliche ich die kurzen Clips auch bei Instagram (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und Youtube (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Dort habe ich nun einen Kanal eingerichtet. Bei Youtube erscheinen manchmal zusätzlich längere Versionen der Clips, bei Instagram ergänzende Posts.

 BAUTZEN

Ein weiterer selbstkomponierter Track mit dazugehörigem Video entstand nach dem Schrecken angesichts der Vorgänge rund um die CSD-Demo in Bautzen. Die aufmarschierenden Jungmänner-Kohorten dort, von der Polizei anders als anschließend in Leipzig eher flankiert 100 m hinter CSD-Demo marschierend, erzeugen Stimmungen, die zu Situationen wie im Südosten Polens oder in Russland führen könnten. Wenn AfD-Politiker anschließend die Queers auf den Demos als "Extremisten" bezeichnen, so geschah es tatsächlich, verweist das ebenfalls auf putineske Sichtweisen.

Wichtig ist dann, sich nicht lähmen zu lassen - das wollen die ja. Das sollte in dem Track "We will just rise above" zum Ausdruck kommen. Der wiederum implizit auf Texte wie die zu José Esteban Muñoz (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) auf meiner Steady-Seite verweist. Bei TikTok findet sich die Kurzversion (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), bei Youtube ergänzend auch eine längere Fassung (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) des Videos.

INTERMEDIALES PHILOSOPHIEREN UND GUMBRECHTS DIAGNOSE ZUR SITUATION DER "GEISTESWISSENSCHAFTEN"

 Die zwischen den Texten auf der Essays-Seite und den verschiedenen Social-Media-Instanzen wechselseitig entstehenden Beziehungen folgen einer philosophischen Programmatik. Meines Erachtens muss aktuelles Philosophieren nicht als sich selbst historisierende akademische Forschung, sondern als intermediale Praxis betrieben werden. In einem schwachen Text zur Lage der Geisteswissenschaften jammerte jüngst Hans-Ulrich Gumbrecht über deren schlechten Zustand (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), dabei behauptend, Philosophie sei eine Geisteswissenschaft. Ich halte sie eher für eine Sozialwissenschaft. Mit wenig Inhalt und dem Pathos des Lakonischen beklagte Gumbrecht, dass einst so faszinierende und tatsächlich ein breites Publikum erreichende Akteur*innen wie Judith Butler, Richard Rorty, Michel Foucault und Jürgen Habermas keine Nachfolger*innen mehr hätten.

 Über diesen nicht durch Inhalte glänzenden Text hinaus scheint mir das auch daran zu liegen, dass Foucault mit Hilfe der die Werke begleitenden Interviews, Habermas durch seine "Kleinen Politischen Schriften" und oft streitfreudigen politischen Interventionen und Judith Butler durch ihren engen Bezug zum Lebensweltlichen solche Wirkung entfalten konnten. Auch Jean-Paul Sartre, den Gumbrecht nicht erwähnt, zeigte sich dadurch so wirkmächtig, dass er auch Roman und Theater als Formen beherrschte, Chansontexte und sogar Drehbücher schrieb. Adorno erlangte Bekanntheit durch Radiosendungen, Lyotard, Deleuze und Derrida fanden ein Echo in der Popmusik. Foucault philosophierte so, dass er Blumfeld beeinflussen konnte und seine Ansätze im Label "Diskurspop" der Hamburger Schule nachhallen.

 Seitdem diese großen Geister agierten, hat sich jedoch ein grundlegender medialer Wandel vollzogen. Dem müssen Philosophie, die Künste, die Politik sich stellen, ob sie das nun wollen oder nicht. Dazu muss man experimentieren.

"HABERMAS - PHILOSOPH UND EUROPÄER"

Einen eher klassischen Versuch der Vermittlung des Denkens von Jürgen Habermas unternahm ich vor geraumer Zeit in der ARTE-Dokumentation "Habermas - Philosoph und Europäer". Der Ansatz des Films versuchte, Zeitgeschichte und Werkentwicklung zu verbinden. Bei Jürgen Habermas ist das kein willkürlicher Zugang; "Strukturwandel der Öffentlichkeit" diente der Studentenbewegung als Hilfe bei der Kritik politischer Öffentlichkeiten. Die "Theorie des Kommunikativen Handelns" formuliert eine Theorie der Neuen Sozialen Bewegungen. Die Ansätze zu Rechts- und Demokratieentwicklung in "Faktizität und Geltung" reagieren direkt auf die Wiedereinigung. "Auch eine Geschichte der Philosophie" verdankte sich einer Wiederkehr des Religiösen auch in der Politik.

 Großartige Interviewpartner wie der Bundespräsident, Joschka Fischer, Carolin Emcke, Axel Honneth, Gérard Raulet, Katia Genel, Micha Brumlik, Rahel Jaeggi, Axel Honneth, Thomas Meyer halfen mir dabei, eine, wie ich glaube, korrekte Darstellung der Philosophie von Jürgen Habermas in Zusammenarbeit mit dem ZDF-Redakteur Christopher Janssen und Nadja Frenz von VINCENT PRODUCTIONS zu fertigen.

Das - schriftlich übermittelte - Feedback von Habermas selbst freute mich auch: er habe zunächst nur Gutes von der Dokumentation gehört, sie dann selbst auch geguckt und wolle sich bedanken. This saved my life; ich habe mir wirklich Mühe gegeben, ihm gerecht zu werden.

Dankenswerterweise wurde "Habermas - Philosoph und Europäer" auch für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. Der Film zog Reaktionen bis zu den Philippinen nach sich; es entstand ein interessanter Mailverkehr mit einem dort Forschenden. Ihn interessierte vor allem Habermas' Rolle im Historikerstreit. Diese bezog er direkt auf Erfahrungen im Anschluss an die Diktatur von Ferdinand Marcos.

  All das schreibe ich nur, weil es zum einen die internationale Relevanz von Jürgen Habermas verdeutlicht - aber auch, weil "Habermas - Philosoph und Europäer" wieder bei Youtube (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und in der ARTE-Mediathek angeschaut werden kann.

 Nunmehr widme ich mich dem Text zu der Geschichte des Tanzes als Widerstandsform. So formierte sich im späten 19. Jahrhundert in den USA die "Geistertanzbewegung" der First Nations direkt nach dem Massaker am Wounded Knee als Widerstand gegen Vertreibung und Vernichtung. Dazu mehr wahrscheinlich am Freitag auf meiner Seite "Bettges - Essays zu Kunst-, Medien- und Sozialphilosophie".

 

 

(Mitgliedschaften und Newsletter-Abonnements helfen mir dabei, diese Seite zu pflegen. Vielen Dank!)

Sujet Medien

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