Was ist ein “Beckenboden Check-Up”?
Hallo! Schön, dass du hier bist!
Heute ist mein erster Arbeitstag nach drei Wochen intensivem Familienprogramm. Ich habe es sehr genossen, den Kindern ganz viel Aufmerksamkeit schenken zu können und mich größtenteils von ihren Wünschen zur Tagesgestaltung leiten zu lassen. Was mich sehr überrascht hat: Erstaunlich gut konnte ich meine Trainingsroutine in der Urlaubsphase aufrecht erhalten: 3x / Woche habe ich mein Kräftigungsprogramm (Beckenbodentraining inklusive) von jeweils etwa 30-45 Minuten durchgeführt. Für meine Ausdaueraktivität - die WHO empfiehlt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) 150-300 Minuten (moderat) oder 75-150 Minuten (intensiv) - hat das Kinderprogramm gesorgt ;-) ! In der Vergangenheit kam es häufiger eher dazu, dass ich nach den Schul- / Kita-Ferien bzw. Urlaub festgestellt habe, dass ich wenig bis keinen bewussten “Sport für mich” gemacht hatte. Auch das ist dann völlig ok für mich. Aber nach einer Pause sehne ich mich meist wieder sehr danach. Falls es dir ähnlich geht - oder du aus anderen Gründen (es gibt ja unzählige!) eine Sportpause hattest: Für dich habe ich das “Back-on-track: Zurück zur Trainingsroutine” -Video gedreht (zu finden im Bereich für Mitglieder). Nun aber zum heutigen Thema:
Der “Check-Up” für den Beckenboden
In vielen meiner bisherigen Beiträge habe ich den “Beckenboden Check-Up” erwähnt und wärmstens empfohlen. Da ich nach wie vor von vielen Frauen höre, dass diese Untersuchung gänzlich unbekannt ist, möchte ich hier einmal etwas mehr ins Detail gehen: An wen kann man sich wenden? Was ist das überhaupt? Wann ist ein “Beckenboden Check-Up” sinnvoll? Wie läuft so eine Untersuchung ab? Wie geht es im Anschluss an die Untersuchung weiter?
“Die Frauenärztin / der Frauenarzt oder meine Hebamme machen das doch, richtig?”
Obwohl wir sie regelmäßig zur Vorsorge “untenrum” besuchen bzw. sie uns rund um die Geburt begleiten und betreuen, sind weder das medizinische Fachpersonal für Frauenheilkunde noch Hebammen standardmäßig in Sachen Beckenboden - insbesondere Beckenbodenprobleme - ausgebildet. Sie müssen sich eigenständig um Zusatzqualifikationen in diesem Bereich bemühen. Aber egal ob mit oder ohne Beckenboden-Fortbildung: Die Hebamme oder die Frauenärztin / der Frauenarzt sind wichtige Ansprechpartner:innen für deine Fragen, Sorgen, Ängste, Beschwerden oder Symptome im Bereich des Beckens. Nutze sie und sprich offen mit ihnen! Im Zweifel, werden sie dich an spezialisierte Fachkräfte weiterleiten: Zum Beispiel an jemanden, wie meine wundervolle Kollegin Nadine Gäbelein-Schneck (Frauengesundheit Potsdam (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)). Sie ist Physiotherapeutin, Osteopathin, Heilpraktikerin und eine von deutschlandweit 602 geprüften “Physio Pelvica Therapeut:innen”, die die AG-GGUP (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologie, Geburtshilfe, Urologie & Proktologie) auf ihrer “Therapeutenliste Beckenboden” (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) ausweist (Stand Aug. 2024).
Physio Pelvica - eine Spezialausbildung für Physios
Solche spezialisierten Fachkräfte findest du in großen Physio-Praxen, Beckenbodenzentren, Kliniken oder als selbständig Tätige mit eigener Praxis, wie Nadine in ihrer Praxis in Potsdam. Als langjährig erfahrene Beckenbodentherapeutin habe ich sie zum “Beckenboden Check-Up” befragt:
Wann ist ein “Beckenboden Check-Up” sinnvoll?
Nadine berichtet, dass ein “Beckenboden Check-Up” zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten sinnvoll und hilfreich sein kann: Etwa vor, während oder nach einer Schwangerschaft, im Verlauf der Wechseljahre, nach einer Operation oder bei Auftreten von Beschwerden, z.B. Harnverlust, Schmerzen beim Sex oder einem Fremdkörpergefühl in der Vagina. Manche Frauen kommen auch in ihre Praxis, weil sie sich unsicher sind, was der Beckenboden ist, wie er arbeitet und ob sie ihn richtig anspannen können. Ein verbessertes Gefühl für die Strukturen und die Ansteuerungsfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur ist ein wichtiger Aspekt der Untersuchung.
Welche Optionen gibt es?
Der “Beckenboden Check-Up” in ihrer Praxis umfasst entweder 60 oder 80 Minuten (in anderen Praxen sind es meist ganz ähnliche Zeiten). Wenn bereits Beschwerden vorhanden sind, empfiehlt sie unbedingt den umfangreicheren Termin (80 Min.), da dann auch noch besser auf individuelle Beschwerden und Fragen sowie mögliche Therapieansätze eingegangen werden kann. Die kürzere Variante von 60 Minuten wäre hierfür nicht ausreichend und ist eher für Frauen gedacht, die vorsorglich oder nach einer Geburt kommen, ohne jedoch richtige Probleme zu haben. Auch der “Bauch- & Beckenboden Check-Up” wäre eine Variante, wenn eine intensive Untersuchung der Bauchwand gewünscht wird, weil z.B. der Verdacht auf eine Bauchwandschwäche / Rektusdiastase besteht. Was eine Rektusdiastase ist, und wie sie mit dem Beckenboden in Verbindung steht, habe ich in diesem Beitrag geschrieben (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Wie läuft die Untersuchung ab?
Am Anfang des “Beckenboden Check-Ups” steht immer ein ausführliches Anamnese-Gespräch. Mithilfe eines Fragebogens der AG-GGUP (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)werden gemeinsam relevante Informationen für eine möglichst zielgenaue Diagnostik zusammengetragen. Nadine betont auch: “Selbstverständlich dient dieses gemeinsame Gespräch auch dazu eine gewisse Vertrauensebene aufzubauen, denn keiner findet es so richtig schön sich „untenrum“ komplett nackig zu machen oder Probleme „auf den Tisch zu legen“ über die man vielleicht noch nicht einmal mit dem / der Partner:in oder seiner besten Freundin sprechen möchte. Doch bei den spezialisierten Physio Pelvica -Therapeut:innen ist man da genau an der richtigen Stelle, denn wir sind für genau diese, mehr oder weniger tabuisierten Probleme, wie Harnverlust, Stuhlverlust oder Schmerzen beim Sex, professionell ausgebildet worden.”
Anschließend wird - je nach individuellem Bedarf - eine vaginale (in der Vagina) und / oder rektale (im Enddarm) Tastuntersuchung in verschiedenen Positionen durchgeführt, um die Funktion des Beckenbodens in Ruhe (z.B. Rückenlage), sowie unter Belastung (z.B. im Stand oder beim Husten) zu überprüfen. Hierbei testet Nadine - genauso wie andere Physio Pelvica Kolleginnen, die in vollem Umfang ausgebildet wurden - die Muskelfunktion des Beckenbodens nach dem sogenannten „PERFECT-Schema”, d.h. dass in vorgegebener und erlernter Durchführungsweise, unter anderem die Kraft, Ausdauer, Wiederholungszahl und die schnellen Muskelkontraktionen getestet werden. Ausserdem legt Nadine bei der manuellen Tastuntersuchung auch großen Wert auf die Gewebespannung. Sie erläutert: “Häufig gibt es gar kein „echtes“ Beckenbodenproblem, sondern eher ein Problem des Bindegewebes im Beckenraum, wodurch z.B die vordere Vaginalwand und mit ihr die Blase einfach ein Stück nach unten rutschen und das stört natürlich.”
Ultraschall des Beckenbodens als zusätzliche Hilfe
Für die funktionelle Diagnostik und damit jede Frau auch einmal selbst die Arbeitsweise, also das Aktivieren & Entspannen, des eigenen Beckenbodens sehen kann, steht Nadine zusätzlich ein modernes Ultraschallgerät zur Verfügung, welches eine genauere Beurteilung und Darstellung der Blase, des Blasenhalses und vor allem der Beckenbodenmuskelfunktion ermöglicht. “Die meisten Frauen finden es wirklich großartig, endlich einmal richtig zu sehen, was sie sonst immer nur gespürt haben oder unsicher waren, ob sie es spüren. So werden alle Unsicherheiten beseitigt und selbstverständlich ist IMMER genug Zeit um über Fragen und Sorgen zu sprechen, die einem manchmal auch erst während der ganzen Untersuchung in den Sinn kommen”, berichtet sie.
Ultraschall wie bei der Frauenärztin / dem Frauenarzt?
Die funktionelle Ultraschalluntersuchung vom Beckenboden hat selbstverständlich ein ganz anderes Ziel, als die Ultraschalluntersuchung bei deiner Gynäkologin bzw. deinem Gynäkologen. Ein:e Therapeut:in ist kein Arzt und kann deshalb z.B. keine Schleimhautveränderungen beurteilen oder andere Krankheitsdiagnosen stellen. Jedoch kann eine spezialisierte, therapeutische Fachkraft durch die Tasterfahrung sehr gut und oftmals sogar deutlich besser, als der Arzt / die Ärztin die Spannungsverhältnisse im Becken, der Beckenbodenmuskulatur und auch des Bauches beurteilen. Denn hierfür wurden die Therapeut:innen speziell ausgebildet. Insbesondere natürlich die Osteopath:innen, die ein jahrelanges zusätzliches Studium absolviert haben.
Aus diesen Gründen verwendet man zum funktionellen Beckenbodenultraschall auch keinen langen vaginalen Ultraschallkopf, wie er vom Besuch beim Gynäkologen/ Gynäkologin bekannt ist, sondern es wird ausschließlich ein kleiner konkaver Ultraschallkopf verwendet, den man nicht einführt, sondern ausschließlich auf den Damm auflegt. Dies ist gerade für Frauen mit Beckenbodenschmerzen oder Frauen, die leider eine negative sexuelle Erfahrung in ihrem Leben sammeln mussten, und aus diesem oder anderen Gründen keine körperinterne Untersuchung durchführen lassen wollen, sehr hilfreich.
Und wie geht es weiter?
Je nach Untersuchungsergebnis gibt es eine Vielzahl an konservativen Maßnahmen und Hilfsmitteln, auf die Nadine als Therapeutin Zugriff hat: Beckenbodentherapie, Osteopathie, Faszientherapie, Pessarberatung, Elektrostimulation und vieles mehr. Ebenso verweist sie – je nach Bedarf – an weitere Fachleute aus ihrem beruflichen Netzwerk, um eine bestmögliche und ganzheitliche Unterstützung anzubieten.
Hast du noch Fragen?
Das war heute (mal wieder) ganz schön viel Input. Wenn noch Fragen offen geblieben sind, melde dich gerne bei mir (Frauengesundheit Falkensee (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)). Falls du dich für einen Termin bei Nadine interessierst, kontaktiere sie gerne über ihre Webseite (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Und wenn du nicht in unserer Nähe bist, kommt hier nochmal der Link der “Therapeutenliste Beckenboden” (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) der AG-GGUP. Kleiner Tipp: In der Filter-Leiste kannst du “PP Qualifikation” anklicken und so alle Therapeut:innen mit der vollumfänglichen Ausbildung finden. Alternativ kannst du auch auf den grünen Balken in der vorletzten Spalte achten.
Auf deine Beckenbodengesundheit!
Hab einen wundervollen, restlichen Abend / Tag
deine Natalie
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