Willensstarke Kinder
Bild: Chiara Doveri
Hier auf Steady teile ich anonymisiert eure Elternfragen und meine Antworten darauf. Ich bemühe mich um einen klaren und pragmatischen, aber einfühlsamen Ton. Ich bin kein Coach und keine Psychotherapeutin und würde euch bei entsprechenden Fragen bitten, Fachpersonal zu konsultieren. Wenn es bei euch im Alltag an kleinen Dingen hakt und ihr gern meine Einschätzung hättet, schreibt mir gern an anna [punkt] brachetti [at] posteo [punkt| de.
Liebe Anna,
Meine Tochter (2,5 Jahre) ist extrem willensstark und wir kommen fast täglich an unsere Grenzen mit ihr, wobei ich glaube, dass dies normal ist in der Autonomiephase. Seit über einem Jahr beißt sie andere Kinder, wobei sich dieses Verhalten schon gebessert hat. Dennoch bin ich oft in Alarmbereitschaft. Was mir Sorgen für sie macht ist, dass sie anderen immer alles weg nimmt und auch nicht mehr zurück gibt, obwohl es deren Sachen sind. Ich kenne das ganze Konzept warum kleine Kinder noch nicht teilen können. Aber es handelt sich zum Einen ja nicht um ihre Sachen und ich beobachte bei allen anderen rundherum nicht so ein "in Besitz nehmen". Sie lässt sich auch nur von der Aufmerksamkeit anderer leiten und achten gar nicht auf das was sie will. Zum Beispiel sitzt sie im Sandkasten und hört von einer anderen Mutter zu ihrem Kind "komm wir gehen zur Schaukel", springt dann auf und rennt wie eine Irre zur Schaukel, nur damit niemand anderes drauf kann. Kinder wollen dann schon oft nicht mehr mit ihr interagieren weil sie sich immer behaupten muss. Und das macht mich sehr traurig und auch ratlos wie wir damit umgehen sollen.
Es ist auch so das wenn wir zB etwas essen und ich sage "ich esse das Brot/den Apfel jetzt auf", dann will sie es aufessen. Oder ich spiele mit dem Puzzle, dann will sie damit spielen etc. Manchmal/Oft nutzen wir das um zu erreichen was wir von ihr wollen aber gleichzeitig frage ich mich ob wir ihre Angst zu kurz zu kommen damit noch fördern.
Danke für deinen Rat/deine Einschätzung der Situation.
Liebe Grüße
Liane*
Hallo liebe Liane*,
Vielen Dank für dein Vertrauen!
So richtig kann ich natürlich auch nicht sagen, woher das Verhalten kommt, dazu weiß ich zu wenig vom Kontext. Hat sie ein Geschwisterchen bekommen, ist sie neu in die Kita gekommen, wie viele soziale Kontakte hatte sie zu den Hoch-Coronazeiten? Vieles kann zusammenspielen, sodass sich am Ende ein schwieriges Verhalten beim Kind ergibt. Letztendlich werdet ihr wahrscheinlich auch nie wirklich die Gründe herausfinden können.
Ich denke tatsächlich, dass es eher ungünstig ist, wenn ihr diese Wettbewerb/Konkurrenzsituation selbst noch nutzt. Kinder sind manchmal durchaus in der Lage zu differenzieren: Es gibt nicht jeden Tag ein Eis, aber dienstags nach dem Fußball essen wir in der Eisdiele zusammen ein Eis. Aber bei solch sozial komplexen Interaktionen wie diesem Konkurrenzspiel halte ich es vorerst für sinnvoll, wenn ihr das zu Hause komplett einstellt, und zwar auch direkt ohne Umstellung. Ihr könnt ihr auch klar sagen: Wir haben manchmal Situationen so mit dir geregelt, aber wir beobachten dieses Verhalten auf dem Spielplatz und wir möchten dir lieber zeigen, dass du immer genug haben wirst und dir niemand etwas wegnimmt.
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