Omar Elmawi lebt in Kenias Hauptstadt Nairobi. Als Aktivist geht er gegen fossile Energieprojekte vor, unter anderem EACOP - die längste beheizte Öl-Pipeline der Welt, die gerade in Uganda entsteht. Er koordiniert die Kampagne "StopEACOP". Dieses Interview hat Adrian Amann (Heinrich-Böll-Stiftung) für 55 Countries geführt. Er hat Omar in Nairobi getroffen.
Erdöl ist immer noch Teil unseres täglichen Lebens, zum Beispiel fahren die allermeisten Autos immer noch mit Benzin. Warum sollte Uganda also kein Öl fördern?
Es gibt viele Beispiele dafür, wie fossile Brennstoffe in Afrika zur Verarmung der Länder beigetragen haben. Ein gutes Beispiel ist Nigeria. Nigeria ist der größte Ölproduzent in Afrika. Aber die Förderung dieses Öls hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dass die Menschen, die am meisten betroffen sind, mehr Einkommen haben.
Wenn man sich das Wirtschaftsabkommen oder den Vertrag ansehen, stellt man fest, dass dieses Abkommen Total und China National Offshore Oil mehr nützt als den beiden Ländern. Sie zahlen zehn Jahre lang keine Unternehmenssteuer, die sich auf 30 % der Einnahmen oder Gewinne aus dem Verkauf des Rohöls belaufen sollte.
Wer unterstützt denn dieses Projekt außer den beiden Unternehmen?
Auf der einen Seite haben wir die Projektbefürworter. Aber Bau der Pipeline kostet mindestens 5 Milliarden Dollar, wenn wir das Ölfeld mit einbeziehen, benötigen sie mindestens 20 Milliarden Dollar, um das erste Barrel Öl fördern zu können. Und da es sich um ein recht teures Projekt handelt, benötigen Total und Co. eine Finanzierung durch Banken. Eine davon ist die Standard Bank South Africa. Wir haben die Industrial and Commercial Bank of China und schließlich die Sumitomo Bank of Japan.
Was ist mit Frankreich? Einige Leute sagen, Präsident Macron sei ein Befürworter der Pipeline?
Es gibt einen Brief, den er, glaube ich, an den Präsidenten von Uganda geschrieben hat. In dem wird erwähnt, dass er das Projekt befürwortet. Total ist in Frankreich registriert und wir haben versucht, ihn zumindest davon zu überzeugen, eine öffentliche Erklärung gegen EACOP abzugeben. Alles, was wir von ihm bekommen haben, ist, dass es keine öffentliche Finanzierung durch Frankreich geben wird. Aber das ist alles, was er sagt.
Einige Experten bezeichnen EACOP sogar als ein Projekt des letzten Jahrhunderts. Außerdem wurden in der ostafrikanischen Politik immer wieder Forderungen nach dem Bau von Kernkraftwerken oder Gas laut. Aber was ist aus deiner Sicht der beste Weg für Ostafrika in Sachen Energie im 21. Jahrhundert?
Wir haben einige der besten Beispiele für erneuerbare Energien in Afrika. Bei der geothermischen Energie in Kenia sind wir die Nummer eins in Afrika. Ich glaube, wir sind unter den Top Ten in der Welt. Die größte Windkraftanlage in Afrika befindet sich in Ostafrika und Kenia. Wir haben auch einige gute Beispiele für Solaranlagen.
Was ist eure Strategie zur Verhinderung von EACOP?
Unsere Strategie ist ganz einfach. Wir arbeiten mit den Menschen zusammen, die am stärksten betroffen sind, also mit den Gemeinden in diesem Gebiet. Wir versuchen, diesen Stimmen Gehör zu verschaffen, damit immer mehr Menschen von ihnen hören und über die Ungerechtigkeiten Bescheid wissen, die ihnen widerfahren. Die andere Säule sind Rechtsstreitigkeiten, also die Nutzung rechtlicher Mechanismen und Verfahren, um das Projekt strategisch entweder zu verzögern oder es langfristig zu stoppen. Wir haben hier in Ostafrika gute Gesetze, die es uns ermöglichen, einige dieser Projekte anzufechten, insbesondere die Pipeline aus ökologischer Sicht.