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Warum “Da muss er doch von selbst drauf kommen!” ein Rezept zum Unglücklichsein ist

Hej,

vor einiger Zeit hatten wir (auf good ol’ Twitter) mal eine Unterhaltung über Geburtstage und ihre ordentliche Portion mental load.

Viele, vor allem Mütter, haben davon erzählt, dass es sie so unendlich enttäuscht, immer zu rotieren und zu machen und zu tun, wenn andere Geburtstag haben.

Und auf der anderen Seite zu ihrem Geburtstag oft nicht mal ein gedeckter Frühstückstisch drin ist, ein Blumenstrauß oder irgendeine andere Art Anerkennung. Kennst du diesen Schmerz?

Der ist echt fies, das hat niemand verdient. Ich sehe dich. Ich möchte diesen Schmerz auch nicht weg reden - aber wer meine Arbeit schon länger verfolgt weiß, dass es mir ein Anliegen ist, mit dir gemeinsam dahin zu leuchten, wo DU noch einen Handlungsspielraum hast.

Denn: wir können die anderen nicht ändern. Es gibt keine Fernbedienung für andere Menschen (leider? 😜) und auch das hundertste weitergeleitete Reel schafft keine magische Neuprogrammierung. Also lautet meine Devise, für dich die Frage “was kann ICH verändern?” zu beantworten.

Wenn ich jetzt also mit dir auf verschiedene Ideen und Möglichkeiten leuchte, damit anders umzugehen, möchte ich damit nicht sagen, dass es deine Verantwortung ist, dass es ist, wie es ist.

Stattdessen möchte ich dich ermutigen und dir zeigen, dass du - ursprüngliche Gründe hin oder her - einen Spielraum hast, Dinge zu verändern. Und dass du diesen Spielraum besser nutzen kann, wenn du die Hürden deiner Partnerperson verstehst.

Unterschiede

Wirf das “Da kann er*sie ja wohl mal selbst drauf kommen!” über Bord. Und zwar in voller Anerkennung dafür, dass das echt schön wäre. Aber einfach nicht der Realität entspricht. Nicht nur, weil deine Partnerperson keine Gedanken lesen kann (klar eigentlich, richtig?). Sondern vor allem, weil ihr zwei unterschiedliche Menschen seid!

Und unterschiedlichen Mensche finden unterschiedliche Dinge unterschiedlich wichtig. Viel “unterschiedlich” in diesem Satz - aber das ist tatsächlich genau der Punkt. Etwas, das dir wichtig ist, ist jemand anderem vielleicht wirklich lax (lachs?).

Solltest du da gerade Zweifel haben, denk mal daran, was deiner (Schwieger)Mutter alles wichtig ist, das dir vielleicht ganz ehrlich und aus vollem Herzen komplett unwichtig ist. Und andersherum. Mir fallen dazu sehrsehr viele Beispiele ein. Dir ja vielleicht auch? Also, Schritt 1: klare Ansagen.

Schau genau hin

Ich höre dich allerdings gerade schon protestieren: “Aber Nadine, ich erwarte ja gar nicht, dass meine Partnerperson ganz von alleine drauf kommt! Im Gegenteil, ich habe das schon so oft ganz klar gesagt, was ich mir wünsche und es passiert trotzdem nicht. Wie kann das sein?!”. I got you.

Es gibt verschiedene mögliche Gründe, warum du deine Wünsche oder Erwartungen formulierst und sie dennoch nicht erfüllt werden.

Nur einer davon ist Bequemlichkeit oder Geringschätzung. Sollte das der Fall bei deiner Partnerperson sein, darfst du (dir) gern die Frage stellen, wie viel Energie du in den Versuch stecken möchtest, deine Partnerperson zu anderen Verhaltensweisen einzuladen.

Aber Vorsicht: nur, weil etwas nach Bequemlichkeit oder Geringschätzung aussieht, muss das nicht die Wahrheit sein. Im Gegenteil. Nach meiner Erfahrung als Beziehungsberaterin sind diese Beweggründe selten bis nie die wahren Gründe.

Stattdessen liegen die tatsächlichen Gründe für das Verhalten deiner Partnerperson ganz oft in Scham, Selbstschutz oder Verlustangst. Wenn es dir gelingt, das zu erkennen und zu verstehen, könnt ihr mit deiner Hilfe eure Beziehung von Grund auf verändern.

Mit Geburtstagsblumen für dich. 💛

Sicherheit

Die Zauberworte lauten Kompetenzvorsprung und Psychologische Sicherheit.

Vielleicht bist du einfach gut darin geworden, Geburtstage und andere Anlässe zu organisieren. Du hast dir diese Fähigkeiten angeeignet und geübt. (Was nicht heißt, dass es nicht auch anstrengend für dich ist!)

Deine Partnerperson hat das noch nicht so oft gemacht und dadurch entsteht ein Kompetenzunterschied. Wenn deine Partnerperson dann einen Kuchen backt, Blumen aussucht oder die Deko macht, besteht immer das Risiko, dass es nicht gut genug ist oder du enttäuscht bist.

Viele vor allem männlich sozialisierte Menschen haben nicht gelernt, mit dieser Angst vor Unzulänglichkeit umzugehen. Unzulänglich zu sein war in der Erziehung der 80er, 90er Jahre für Jungen und junge Männer nicht vorgesehen.

Daraus ergibt sich eine enge Verknüpfung des Gefühls des “Alles im Griffs”-Haben mit dem eigenen Selbstwert. Verliere ich das Gefühl von “ich bin stark und Versorger und bewundernswert” (früher haben wir immer gesagt “Ich bin der Held vom Erdbeerfeld” 😅), kann ich das nicht so einfach abschütteln und es nächstes Mal erneut versuchen, sondern fühle mich in meinem Wert bedroht.

Anstatt also etwas zu tun und eventuell zu scheitern, macht deine Partnerperson vielleicht lieber nichts. So bleibt die Enttäuschung planbar und kontrollierbar. Nicht zuletzt, weil sie sich durch die Ablenkungsmanöver schützen kann, dass die Erwartungen “ohnehin total übertrieben/unnötig sind” oder “ihr das halt einfach nicht liegt”.

Und auch, wenn uns beiden klar ist, dass dieses “Nichtsmachen” so viel schlimmer ist als das “Versuchen und dann vielleicht sogar scheitern” - das Gefühl zu spüren, nicht zu genügen, die Erwartungen nicht zu erfüllen, offensichtlich nicht gut in etwas zu sein, ist unangenehm und schambehaftet.

Dein Gegenmittel

Das Gegenstück zu dieser Scham ist psychologische Sicherheit. Diese kannst du deiner Partnerperson zum Beispiel geben, indem du ihr durch Aufmerksamkeiten und Zuneigung immer wieder kleine Dosen “Du bist gut und wertvoll für mich” rüberschiebst.

Oder auch, indem du klar sagst, was du dir wünschst. Zum Beispiel zu größeren Anlässen wie deinem Geburtstag. Aber auch in den kleinen Ritzen und Lücken, die der Alltag euch schenkt – lasst euch den Raum, gemeinsam zu lernen, was euch beiden Freude bereitet.

Und falls du dir oder ihr euch dafür bewusst Zeit nehmen möchte, um diese großen und kleinen möglichen Freuden mal zusammenzutragen und eine praktische Pflegeanleitung für eure Beziehung erstellst:

Am 26. September um 20:45 Uhr halte ich einen kleinen Mini-Workshop für Steady-Mitglieder, bei dem wir uns genau die großen und kleinen Gelegenheiten des Alltags anschauen.

Ich freue mich darauf, wenn du dabei bist!

Deine Nadine

PS: Sei dabei beim online Mini-Workshop “Was braucht eure Liebe?” am 26.9. um 20:45. Du kannst da nicht? Machts nichts! Es wird eine Aufzeichnung geben.

PPS: Probiere Steady jetzt kostenlos 7 Tage aus! Und ja, das heißt, du kannst völlig kostenlos beim Workshop am Donnerstag Abend dabei sein UND sogar noch eine weitere Person mitbringen :)

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