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#nachbarn

Warum wir unsere Nachbarn nicht unterschätzen sollten.

Ihr Lieben,

vor einiger Zeit stürzte eine ältere Dame in ihrer Wohnung schwer. Da sie sich nicht aufrichten konnte und das Telefon nicht in Reichweite lag, tat die Dame das einzig ihr verbliebene: Sie schrie um Hilfe, laut, durchdringend, beharrlich.

Die Dame, um die es geht, wohnt bei uns um die Ecke.

Einige Nachbarn und ich hörten ihre Schreie. Wir riefen gemeinsam die Feuerwehr, eine Nachbarin brachte den Ersatzschlüssel, und die Rettung nahm ihren Lauf. Inzwischen ist sie wieder wohlauf.

Warum erzähle ich das?

Weil wir dazu neigen, unsere Nachbarschaft zu unterschätzen.

Wir sind es gewöhnt, im Internet nach den Menschen zu suchen, die zu uns passen: Gleichgesinnte, die unseren Musikgeschmack, unsere Lesegewohnheiten, unsere Herkunft und politischen Ansichten teilen. Diese Menschen leben meist nicht in unserer Nachbarschaft.

Nebenan, da gibt es den suspekten Griesgram, der schon als Greis auf die Welt gekommen sein muss, so sehr verabscheut er Kinder. Da ist die blonde Tante, die jedes Fußballspielen im Hof lauthals untersagt, weil es auf einem Schild steht, aber kein Problem damit hat, ihren Hund im Sandkasten spielen zu lassen (was laut Schild ebenfalls nicht gestattet ist). Und dann ist da das Pärchen mit zwei Kindern, das seit zwei Jahren konsequent nicht mit uns redet, weil unsere Kinder auf dem Spielplatz einmal Streit hatten.

Mit dieser Nachbarschaft wollen wir nichts zu tun haben.

Nachbarn nerven, Nachbarn rücken uns auf die Pelle, Nachbarn begrenzen uns, Nachbarn drängen uns ihre Probleme auf.

Darum: Ab ins Internet, wo die Leute sind, die uns verstehen, die Seelenverwandten, die netten, die interessierten, die verständnisvollen, die uns nur dann behelligen, wenn wir es wollen – nämlich wenn wir unser Smartphone in die Hand nehmen.

Das Tolle an Bekanntschaften aus dem Internet ist, dass sie erreichbar, aber ansonsten weit weg sind. Zwischen ihnen und uns gibt es einen komfortablen Abstand, der das Zwischenmenschliche weniger kompliziert macht. Wir teilen nur, was wir teilen wollen, wann wir es wollen und wie wir es wollen.

Doch die Sache hat einen Haken: Wenn wir diese Menschen tatsächlich brauchen, sind sie nicht da.

Wenn wir mit kranken Kindern das Haus nicht verlassen können, sind sie weit weg: Sie erledigen den Einkauf sicher nicht für uns; Wenn sonntags die Eier leer sind, helfen sie uns sicher nicht mit ihren Vorräten aus; Und wenn du in deiner Wohnung stürzt, werden sie deine Hilferufe nicht hören.

Nein, diese Aufgaben übernehmen unsere Nachbarn.

Wir mögen mit unseren Nachbarn nicht die Interessen, den Beruf, unsere Freizeit und unsere Liebe teilen. Doch wir teilen mit ihnen den Ort, an dem wir leben. Und diese Gemeinsamkeit sollten wir nicht unterschätzen.

Wir sind eben doch keine Cyborgs, die nur aus Geist bestehen, den wir im Netz problemlos um die Welt schicken können. Unsere Körper befinden sich immer an einem Ort – und diese Tatsache ist keine Kleinigkeit.

Egal wie gerne wir online abhängen; es lohnt sich, in die Beziehungen zu investieren, die buchstäblich um uns herum sind. Die Menschen, die mit uns an der Kasse stehen, die Menschen, deren Hunde sich auf unseren Gehwegen auslassen, die Menschen, denen wir im Hausflur begegnen – sie sind ein wichtiger Teil unserer Lebenswirklichkeit.

Und wenn wir es schaffen, zu ihnen wenigstens ein bisschen Verbindung aufzubauen, wird das unser Leben bereichern. Im Extremfall sogar retten. Auf jeden Fall den Ort, an dem wir gemeinsam leben, ein Stückchen besser machen.

Es grüßt von Ferne

Miriam

#sommerpause

Dieser Newsletter verabschiedet sich hiermit in die Sommerpause. Damit gönne ich mir und eurem E-Mail-Postfach eine wohlverdiente Atempause. In der Auszeit entstehen immer die besten Ideen und ich freue mich darauf, sie mit euch zu teilen.

Auf meiner Magnettafel stehen schon alle Zeichen auf Urlaub.

Kommt gut durch den Sommer!

Hier geht es dann Anfang September weiter.

Over and out.

😎

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