Mit der Letzten Generation im Fahrstuhl stecken bleiben
Ich glaube, ich mag die meisten Klimakleber nicht. Und vermutlich die meisten Klimakleberinnen ebenfalls nicht. Komisch eigentlich – fällt mir gerade auf – dass ausgerechnet dieses Bezeichnung so selten gegendert wird. Das wird den Klimakleber*innen sicher nicht so gut gefallen.
Ich fürchte, ich muss den ersten Absatz wieder streichen. Ich habe keine Ahnung, ob er stimmt. Denn ich weiß gar nicht so genau, ob ich die meisten Klimakleber*innen mögen oder nicht mögen würde. Oder ob sie mich mögen würden.
Aber ich hätte vielleicht ein ungutes Gefühl, wenn ich mit einigen mehrere Stunden lang im selben Raum eingesperrt wäre. Oder im Fahrstuhl.
Ich stelle mir das so vor: Ruck. Kchrr. Zack. Bums. Fahrstuhl bleibt stehen. Zwischen Etage fünf und sechs. Nichts geht mehr. Ich alleine mit drei Klimakleber*innen. Puh!
Erst mal einen kleinen Witz machen, um die Stimmung aufzulockern. „Na, hier ist ja gerade mehr Stillstand als bei der deutschen Umweltpolitik!“. Niemand lacht. „Wären wir besser nie eingestiegen, das Ding verbraucht ja ohnehin deutlich mehr CO2 als eine Treppe!“. Wieder lacht niemand. Die erste Klimakleberin schaut deutlich gequält. Ihr Miene sagt: „Bitte erschieße jemand diesen Boomer“!
Lange Stille. Mir fällt auf, dass ich pupsen muss. Wäre aber doppelt peinlich. Erstmal wegen der allgemeinen Fahrstuhl-Situation und dann bestünde im Speziellen auch noch die Möglichkeit, dass die drei erahnen könnten, dass ich vor kurzer Zeit Gyros gegessen habe. Also aushalten. So schnell lasse ich mich hier nicht als einzigen Omnivoren enttarnen.
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Ich versuche also, geruchlich unauffällig zu bleiben, während ich bemerke, dass die drei ganz schön müffeln. Sieben Stunden lang in der prallen Sonnen auf dem Asphalt geklebt bleibt nicht ohne Spuren. Das machen nicht viele Deodorants mit. Falls man Deos überhaupt noch benutzt. Aluminiumsalze, Mikroplastik, Verpackung, Axe-Effekt, kein Ahnung, was da alles so an Klimaschaden mit dranhängt.
Ich versuche es mit Small Talk, erzähle ein bisschen vom letzten Urlaub in Tunesien … bis mir mein furchtbarer Fehler auffällt! Es fährt keine Bahn nach Tunesien!!
Die Kleberin, die mich eben schon umbringen lassen wollte, überlegt jetzt, ob sie es einfach selbst tun soll. Gefängnisstrafe kennt sie ja ohnehin schon von der Kleberei in Bayern.
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Ihre Hände verdichten sich zu einer Faust, darin fest umklammert der lange Haustürschlüssel, der plötzlich wie eine Waffe wirkt … RUMMS … da geht der Aufzug wieder! Wir fahren erleichtert in den sechsten Stock. Die Türen öffnen sich. Davor der Hausmeister. Der wird noch seltener gegendert als sie. Die drei steigen aus und verschwinden ohne ein Wort. Die Faust meiner potenziellen Attentäterin hat sich wieder etwas gelockert. Ich pupse noch schnell und verschwinde dann auch.
Na ja … so stelle ich mir das vor. Ich würde vielleicht nicht immer bestens mit ihnen auskommen. Es gibt einfach ein paar Unterschiede. Ich bin eine andere Generation. Ich bin vielleicht deutlich weniger ernst. Ich benutze Deo.
Aber es gibt noch eine Sache, die ich über die Kleber*innen noch sagen möchte:
Ich kann ihre Verzweiflung zu einhundert Prozent verstehen! Sie wollen keinen Kommunismus, sie wollen auch nicht die Regierung stürzen. Sie wollen einfach nur eine Erde, auf der sie und ihre Kinder leben können. Und mindestens acht Milliarden weitere Menschen auch noch.
Sie wollen einfach nur die Welt retten.
Aber kaum jemand macht so richtig mit. Erst recht nicht die Politik. Das muss unglaublich frustrierend sein. Da würde ich mich vielleicht auch mal an eine Straße kleben.
Ich wünsche auf jeden Fall sehr viel Erfolg. Und wir müssen ja nicht unbedingt immer den selben Aufzug nehmen. Vielleicht reicht schon die selbe Richtung.
Grüße aus dem sechsten Stock
Peter
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💻 Peter Wittkamp
Hier noch eine kleine Bio, die ich natürlich selbst geschrieben habe, aber in der dritten Person, damit es so aussieht, als würde jemand anderes Biographien über mich schreiben. Das ist leider noch nicht der Fall.
Peter Wittkamp, Jahrgang 1981, ist erster Autor und Gagschreiber der heute show online. Außerdem war er jahrelang Texter und Ideengeber der mehrfach preisgekrönten Kampagne #weilwirdichlieben der Berliner Verkehrsgesellschaft BVG. Ab und an schreibt er auch ein Buch. Zuletzt über seine Zwangsstörung mit dem Titel "Für mich soll es Neurosen regnen" (Opens in a new window)und den Desinformator (Opens in a new window).
Daneben berät er Unternehmen und Agenturen, wenn sie etwas Kreatives, Humorvolles oder Digitales machen möchten. Außerdem ist er als Vortragsredner buchbar.
Er twittert regelmäßig als @diktator (Opens in a new window), postet mittlerweile aber fast lieber auf Insta (Opens in a new window). Sein supersüßer Sohn hält ihn fälschlicherweise für den besten Papa der Welt. Außerdem ist der feine Herr jetzt NATÜRLICH auch noch Podcaster (Opens in a new window).