Rambazamba am Holunder

Willkommen im Sommer! Na ja, fast. Der kalte Frühling beschert uns immerhin eine langanhaltende Holunderblüte. Vielleicht hast du auch irgendwas aus den duftenden Holunderblüten gezaubert oder dich mit Leckerein beschenken lassen :-)

Nun stelle ich dir kleine Tierchen vor, die am Holunderstrauch besonders gut zu beobachten sind. Außerdem machen wir heute einen kleinen Exkurs zu Igel und Fledermaus!

Blattläuse

Welch Überraschung… nicht. Selbstverständlich leben die Mini-Insekten auch am Holunder. Ich denke, uns allen sind die grünen oder schwarzen Läuseteppiche an sämtlichen Blättern und Pflanzentstängeln längst aufgefallen. Negativ oder positiv? Entscheide nach der Lektüre des Newsletters!

Auf dem obigen Foto siehst du eine Ansammlung schwarzer Blattläuse und zwei komische Tierchen in schwarz. Eines davon trägt orangen Rallye-Streifen. Sie haben sechs Beine und sehen ein bisschen weich und ein bisschen borstig aus. Das sind Marienkäferlarven. Die Leibspeise der gefräßigen Käferbabys sind Blattläuse. Nur schlau, dass Mama Marienkäfer ihre gelben Eier immer dort an Blattunterseiten ablegt, wo es auch Futter für die Kinder gibt!

Im Mai & Juni können wir Marienkäferlarven, Puppen und fertige Käfer gleichzeitig beobachten

Nach dem Blattläuse-All you can eat verpuppt sich die Larve in diesem Gebilde. Sie hat sich vor der Verpuppung ausgezogen - ihr Gewand befindet sich noch zwischen Blatt und Puppe.

Hast du so ein Ding schonmal irgendwo kleben sehen?

Aus dieser Puppe schlüpft nach etwa einer Woche der Käfer. Fast fertig: Zunächst hat der Käfer er keine Punkte, die färben sich nach ein bis drei Tagen aus. Auch der erwachsene Marienkäfer frisst Blattläuse.

Die Schwebfliegenlarven

Dieses merkwürdige Lebewesen sieht ein bisschen aus wie hingerotzt, entschuldige! Je nach Art und Stadium erinnern diese Larven auch an einen Vogelschiss. Gut getarnt, mit so was will man schließlich nix zu tun haben!

Auch Schwebfliegenlarven sind Blattlausvernichter. In etwa zehn Tagen mampft sie an die hundert Läuse. Dann verpuppt sie sich in einem kleinen, braunen, tropfenförmigen Kokon am Blatt und nach anderthalb Wochen schwebt die fertige Fliege.

Florfliegenlarven

Ein bisschen wie ein Wurm, mit Beinen vielleicht ein bisschen wie ein Vogelschiss, so sieht die Florfliegenlarve aus. An den sechs Beinen macht sie klar: ich bin ein werdendes Insekt.

Probiere es aus: Mit der Lupe entdeckst

du das Raubtier in ihr!

Florfliegenlarven kann man sogar im Internet bestellen und im eigenen Garten ausbringen, um Blattläuse loszuwerden. Mach es wie ich und warte einfach ab. Alle Blattlausfresser kommen von selbst. Kurz bevor du glaubst, die Läuse übernehmen die Weltherrschaft, tummeln sich hier und dort verschiedene Larven und hinterlassen ein Schlachtfeld:

Auf diesem Foto sind die Überreste der Läuse zu sehen. Die schwarzen Flecken, die aussehen wie Tintenkleckse, sind Larvenkacka.

Durch die Blattläuse gedeihen viiiele Insekten

Blattläuse an den Pflanzen zu belassen ist die einfachste Art, etwas sehr wichtiges für die Natur zu tun. Hier siehst du die fertig entwickelte Florfliege. Die tolle Aufnahme habe ich auf pixabay gefunden und bringt hoffentlich gut rüber, wie schön die grünen Netzflügler sind:

Die Florfliegen sind nachtaktiv, daher sieht man sie selten. Sie sind gutes, wertvolles Fledermausfutter. Alle Insekten sind Nahrung für weitere Tiere: Vögel, Fische, Reptilien, Amphibien, Kleinsäuger wie Fledermäuse und Igel.

Der Igel ist Wildtier des Jahres 2024

Es gibt leider immer weniger Igel! Was ihn bedroht ist Insektenmangel. Der Igel frisst auch Würmer und Schnecken, die sind aber häufig von Parasiten befallen, die dann auch den Igel schwer krank machen. Lungenwürmer zum Beispiel. Wenn es mehr Insekten gäbe, würde der Igel weniger an Lungenwürmern leiden. Igel würden Insekten sogar viel lieber fressen. Hilf ihm, indem du viele Insektenfutterpflanzen anbaust.

Schlupflöcher im Gartenzaun sind wichtig, damit der Igel auch von Garten zu Garten laufen kann. Was nützt ein insektenreicher Garten, wenn der Igel nicht reinkommt. Außerdem schützen ihn Schlupflöcher im Zaun vor dem Straßenverkehr. Wenn er Gärten besuchen kann, wird er weniger an den Straßen herumirren müssen.

Dass Igel Äpfel mögen ist übrigens ein Mythos

Der entstand dadurch, dass Igel im herbstlichen Fallobst nach Würmern suchen. Es sieht dann so aus, als würden sie Obst essen, tun sie aber nicht. Igel sind reine Fleischfresser und vertragen weder Milch noch Obst oder Gemüse.

Fledermäuse

Die Fledermäuse hierzulande fressen nur Insekten. Fledermäuse kommen an Gewässern, in Wäldern, an Wiesen und im Siedlungsbereich vor. Also nahezu überall. Leider sind Fledermäuse stark bedroht, da… du weißt schon. Es gibt zu wenig Futter! Das Foto zeigt ein Großes Mausohr. Diese Art wurde zur Fledermaus des Jahres 2024 gekürt.

Gerade nach dem Winterschlaf ist es für Fledermäuse und Igel schwierig, in die Pötte zu kommen. Weil die Nahrung so knapp ist. Viele überleben das nicht. Und viele Tiere gehen bereits geschwächt in den Winterschlaf. Hier kannst du über meine Erfahrung mit einer Fledermaus, einem Großen Mausohr in Not lesen.

Wir haben 2/3 der Masse an Insekten in den letzten 30 Jahren verloren (Krefelder Studie). Das ist ohne Übertreibung dramatisch. Zurück zu den schönen Dingen:

Falls du mal tagsüber eine kleine, grüne Elfe siehst: Das war eine Florfliege!

Lupe und los!

Wenn ich mich mit oder ohne Sehhilfe an einen Holunderstrauch stelle und diesen erkunde, wird mir die Nahrungskette auf einmal bewusst. Zu wissen, wie die Natur funktioniert, ist das eine (ist ja ganz klar, das lernt man doch schon in der Grundschule!). Die Natur zu erleben ist jedoch noch einmal etwas ganz anderes.

Am Holunder wird mir klar, dass ich ein Teil davon bin und eine Rolle spiele

Welche Larve fasziniert dich am meisten? Berichte gern von deinen Erlebnissen! Lasse mich gern wissen, ob Blattläuse an deinen Pflanzen schon mal Schaden angerichtet haben. Ich konnte das bislang noch nicht feststellen.

Ich wünsche dir viel Freude in der Natur,

Sabrina

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