Skip to main content

Porta patet, magis cor

Die Tür ist offen, mehr noch das Herz: Warum die Hamburger Kirchenagentur     St. Moment auf Menschen zugeht

Nichts soll mehr so sein, weil es immer so war. Die Tür soll weit offen sein, mehr noch das Herz, wie Augustinus einst sagte. „Ich empfinde es mittlerweile als sehr bereichernd zu sagen: Das ist eine gute Frage, warum Dinge so sind, wie sie sind“, sagt Pastor Fabio Fried aus Hamburg. Und ob man sie nicht auch anders machen könnte. Geht es um Kirche, muss diese Frage wohl Tor und Herz öffnen, denn so, wie es ist, geht es mit der Kirche jedenfalls in Deutschland vermutlich nicht mehr lange weiter. Nur, wie dann?

St. Moment in Hamburg hat sich aufgemacht, Dinge in der evangelischen Kirche anders zu machen als bisher. Drop-in-Taufen, Taufen am Elbstrand, Segnungen für polygame Paare, Hochzeiten, Beerdigungen. Man setzt als multiprofessionelles Team auf eine bewusste, gezielte und konsequente Service-Orientierung speziell für die Übergangsrituale des Lebens: Taufe, Hochzeit, Beerdigung. Die Feste, die Ereignisse, bei denen Kirche – neben Weihnachten vielleicht – noch am ehesten andocken kann bei den Menschen.

Das kommt an.

St. Moment entwickelt sich – auch – zum Hafen für Menschen, die jenseits der Kirche gestrandet sind und nicht nur in den Übergangszeiten des Lebens nach einem Rettungsboot suchen, weil sie eine innere Sehnsucht gestillt sehen wollen.

Pastor Fried ist bei St. Moment das Gesicht für Menschen, die sich oder ihr Kind taufen lassen möchten. Die Sache Jesu braucht Begeisterte, heißt es in einem Lied von Alois Albrecht. In Hamburg hat sie die.

Foto: St. Moment

Fast ein Jahr St. Moment: Haben sich eure Erwartungen erfüllt?

Ja, unsere Erwartungen haben sich erfüllt und tatsächlich auch übertroffen.

Schon in der ersten Woche, als wir quasi noch „unsichtbar“ waren, hatten wir drei Anfragen. Es gab noch keine Homepage, das Team war nicht vollständig, es gab lediglich eine erste kleine Pressemitteilung, dass St. Moment an den Start geht. Daraufhin haben uns Menschen über die sozialen Medien gesucht. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, wir dachten, wir müssen erst einmal einen Workflow installieren. Uns hat das natürlich total gefreut.

Darf man euch überhaupt Agentur nennen?

Du darfst uns gerne Agentur nennen, wir nennen uns selbst so und auch sehr gerne, weil wir Service für Menschen bieten. Das ist uns sehr wichtig und ein neuer Gedanke, dass man von Kirche einen Service bekommt. Das leben wir.

Ihr habt eure Agentur nicht ohne Grund initiiert, sondern doch sicher, weil ihr den Bedarf, dieses innere Bedürfnis der Menschen erahnt oder gespürt habt.

Genau, wir haben den Bedarf gespürt, insbesondere haben das die Menschen, die vorher schon viel gemacht haben in diesem Bereich. Das sind bei St. Moment Meike Barnahl und Emilia Handke, die in der Nordkirche das Werk „Kirche im Dialog“ leitet. Emilia sagt von sich, sie ist als Deeper unterwegs und will erfühlen, was Menschen brauchen.

Und wir sehen die Realität: Wir wissen zum Beispiel, dass die Hälfte der evangelischen Eltern ihre Kinder nicht mehr taufen lassen. Das ist keine gefühlte, sondern eine empirisch belegbare Entwicklung, und sie bedeutet einen riesigen Traditionsabbruch.

Das ist bei Trauerfeiern ähnlich. Eine große Zahl an getauften Verstorbenen wird nicht mehr kirchlich bestattet, und bei den Hochzeiten ist das ja schon lange so, dass eine große Menge an Brautpaaren sich nicht mehr kirchlich trauen lässt. Der Kirche schwimmen also die Felle weg in einem Bereich, der früher ihre Kernkompetenz war: die Übergangsrituale – Taufe, Hochzeit, Beerdigung. Das sind eigentlich die Momente, in denen Kirche da gewesen ist und gebraucht wurde.

Es ist für uns relativ deutlich, dass hier viele Menschen nicht mehr über die Schwelle kommen. Eigentlich haben wir als Kirche ja ein großartiges Filialnetz. Kaum ein Unternehmen ist derart präsent in der Fläche wie die Kirche, es gibt nahezu überall eine Gemeinde, an die man sich wenden kann, die Wege sind normalerweise nicht weit. Trotzdem gibt es immer mehr Menschen, die nicht hingehen. Das gilt nicht nur für Norddeutschland, sondern für Gesamtdeutschland, und es gilt für evangelisch wie katholisch.

Ich würde in meiner Heimat im Süden Deutschlands auch ein Altersgefälle sehen wollen: Die Älteren nehmen die Angebote noch wahr, die Jüngeren sind viel weiter entfernt.

Das stimmt auch, auf jeden Fall. Wobei ich nicht glaube, dass die Jüngeren weniger spirituell sind und weniger interessiert am Glaubensleben. Sie sind aber nicht mehr so selbstverständlich dabei. Man muss heute schon deutlich machen, dass es sich lohnt, dass ein Segen wichtig ist und einen Sinn hat. Die Leute wollen selbst spüren, dass ein Segen für sie einen Sinn hat.

Und diese Sinnhaftigkeit wollt ihr neu zeigen?

Das erlebe ich auf jeden Fall so und das finde ich sehr schön. Ich erarbeite sogar sehr gerne mit Menschen für sie passende Rituale. Ich sage ihnen: Ihr lasst euch nicht mehr in fertiges Netz fallen – die Taufe findet immer im Sonntagsgottesdienst statt, alles ist total festgelegt, das Maximum an Gestaltungsfreiheit ist, dass ihr euch ein Lied aussuchen dürft.

Es ist ja so: Alles, was man sich selbst aneignet, erlebt man ganz anders als das, an dem man nicht selbst beteiligt war, bei dem man sich nicht selbst eingebracht hat. Deshalb sage ich gerne, die Menschen sind mündige religiöse Subjekte. Die meisten Menschen haben ein gutes Gespür, was gut für sie ist, was für sie auch christlich interessant ist, und es ist ganz spannend zu fragen, was zum Beispiel der Segen als Kern eines kirchlichen Rituals für sie bedeutet, wie sie das spüren und erleben.

Mit dem Segen gebe ich etwas weiter, was nicht von mir kommt, sondern von Gott. Wir haben zum Beispiel Nutzerinterviews geführt, und eine Frau sagte, sie sei noch nie gesegnet worden, aber wenn sie gesegnet wird, wolle sie diesen Segen richtig spüren und einatmen. Das hat mich sehr berührt. Segen kann körperlich spürbar sein. Ganz konkret segnen wir bei Tauffeiern zum Beispiel gemeinsam ein Kind, nicht nur ich als Pastor. Hier entsteht eine große Kraft.

Ihr brauchtet dafür die Bereitschaft, als Team, aber auch der Einzelne, von den Formen des erlernten Berufs wegzugehen und sich auf das Gegenüber ganz und gar einzulassen.

Früher wurden kirchliche Angebote oft so gestaltet, dass wir etwas entwickelt haben und nicht gefragt haben, was eigentlich gewünscht wird. Es ist tatsächlich ein Paradigmenwechsel, ganz in Ruhe und lange nachzufragen, was eigentlich nötig ist. Ich erzähle von Möglichkeiten, bringe Ideen und Traditionen mit, die Menschen bringen ihre Geschichte mit, und dann entwickle ich mit ihnen gemeinsam ein Angebot, einen Gottesdienst.

Das ist ja ein Stückweit wie Urkirche, von Mensch zu Mensch zu gehen und sich von der Vorstellung zu lösen, eine große Masse an Leuten zu erreichen.

Ja, das ist ein schöner Vergleich. Wir machen zum Beispiel auch Haustaufen, taufen an Flüssen, was ja biblisch etwas sehr Ursprüngliches ist. Das war ja früher ganz genauso. Früher kamen die Pastoren relativ bald nach der Geburt ins Haus und tauften die Neugeborenen. Das finden viele Menschen ganz modern, dass wir am Elbstrand taufen und nicht sonntags im Gottesdienst.

Mit modernen Ideen bringt man die Kirche nicht mehr zusammen, weil zu viele andere Probleme das Bild von Kirche überlagert haben.

Tatsächlich erlebe ich das so, und viele freuen sich, dass sie Kirche positiv erleben können. Das kann man an vielen Orten erleben, es gibt so viele engagierte Leute, die richtig gute Arbeit leisten. Mir geht es wahnsinnig nahe, was Schreckliches passiert ist in der Kirche, gleichzeitig muss man damit leben, dass das immer das erste Bild ist, das Menschen von dieser Institution haben. Damit muss man auch umgehen, dass viele negative Bilder da sind. Wir versuchen ein positives Bild zu zeigen: Auch das ist Kirche.

Spielen die Probleme bei euren Gesprächen eine Rolle?

Tatsächlich so gut wie nie. Ich erlebe das eher in abstrakteren Situationen: wenn ich zum Beispiel in der Kneipe sitze und die Sprache darauf kommt, dass ich Pastor bin. Menschen, die zu uns kommen wollen, weil sie sich taufen lassen wollen oder weil eine Beerdigung ansteht, für die ist etwas ganz anderes Thema.

Was sind das für Menschen, die zu euch kommen?

Das ist total bunt! Es sind aber alles Menschen, die eine Segenssehnsucht haben, die Gott in diesem Leben vermissen, die für die Übergangsrituale Seinen Zuspruch brauchen und sich wünschen. Was man als Gemeinsamkeit ausmachen kann, ist, dass sie lange keinen Kontakt zu Kirche hatten, jetzt aber einen Anlass haben.

Ich weiß noch, wie das bei der Geburt meiner Kinder war: als ich plötzlich diesen kleinen Menschen in der Hand hatte, für den ich verantwortlich war, wie viel das in mir bewegt hat. Und es wird klar, ich mache das nicht alleine, ich kann das nicht alleine, ich brauche mehr, und dann kommt ein Moment, in dem Glaubensthemen wieder wichtig werden.

Ich denke manchmal, dass das die Menschen überrascht, dass sie hier eine Sehnsucht nach Spiritualität bei sich entdecken. Und dann sind wir als St. Moment eine niederschwellige Anlaufstelle, auch, weil man uns im Internet leicht findet. Viele kontaktieren uns als erstes online, was ja noch recht unverbindlich ist, dann telefonieren wir, kommen ins Gespräch, vereinbaren einen konkreten Termin.

Niederschwelligkeit ist der Schlüssel zum Erfolg, scheint mir. Trotzdem sagen die Menschen zum Beispiel mit einer Taufe bei St. Moment Ja zu einer Institution.

Genau, und sie wissen auch sehr genau, dass sie bei uns bei Kirche sind. Wer zu uns kommt, sucht Kirche, aber mehr noch sucht er einen Zugang. Ich habe schon Menschen getauft, die nicht binär sind und die sich nicht sicher sind, wie komme ich da eigentlich rein? Meine Kollegin hat einmal drei Frauen gesegnet, die miteinander leben, was ja staatlicherseits noch gar nicht möglich ist. Es war für diese Frauen wunderbar, dass Kirche hier schon weiter ist als der Staat. Wir sind erst einmal ein Safe Space, wir heißen alle willkommen. Wir sagen: Wir finden die richtige Form, wie Kirche auch für Dich da sein kann.

Habt ihr einen Einblick, ob die Menschen, die ihr begleitet, einen konkreten Anknüpfungspunkt über das Angebot von St. Moment hinaus finden an Kirche?

Das ist sehr unterschiedlich, was hier gewünscht ist. Wir beraten, aber wir schicken niemanden irgendwohin, wo er nicht hinmöchte. In Hamburg sagen viele: ich bin evangelisch in Hamburg, aber nicht gebunden an eine Kirchengemeinde.

Wir erleben das insbesondere bei den spontanen Taufen.

Das Konzept stammt aus Skandinavien, sie nennen es dort drop in – ein Wortspiel. Einerseits meint es das Eintauchen, der Moment der Taufe, andererseits das Hereintröpfeln, man kann einfach reinkommen. Das Angebot hat vor allem Erwachsene als Zielgruppe, es findet alles an diesem einen Abend statt. Man führt vor Ort ein Taufgespräch, man hat Zeit, es findet dort die Seelsorge statt. Als man das erstmals in Dänemark gemacht hat, hat man dort ganz berührende Erfahrungen gemacht.

Natürlich stand auch die Sorge im Raum, ob es den Charakter einer Fast Food-Taufe hat, aber es war gar nicht so. Es kommen Menschen, die oft seit Jahren einen Taufwunsch haben, aber keinen Anknüpfungspunkt hatten.

Wir haben das hier zum ersten Mal im Sommer erlebt, wir haben ein Alsterschiff gemietet. Man konnte sich dort segnen und taufen lassen. Wir haben genau diese Erfahrung gemacht, dass Menschen kamen, die einen langen Taufwunsch hatten und jetzt das richtige Angebot gefunden haben. Insofern spüre ich die Nachhaltigkeit ganz intensiv.

Warum habt ihr eine Agentur beauftragt, euren Namen zu entwickeln?

Wir wollten vermeiden zusammenzusitzen – ich war schon auf vielen dieser kirchlichen Treffen – und einen kreativen Namen zu finden, den alle ganz toll finden, der aber wahnsinnig churchy klingt. Uns war wichtig, aus unserer Bubble rauszukommen. Wir sind alle gleich geprägt, arbeiten bei der gleichen Institution. Wir wollten den Blick von außen haben. Wir wollen wissen, welcher Name Menschen anspricht, die nicht in dieser bubble unterwegs sind.

Wir wussten, dass wir dafür Leute fragen müssen, die nicht zu uns gehören. Es musste ein Name sein, der im Internet funktioniert, von dem Menschen sich angesprochen fühlen. Wir haben dafür Zielgruppen definiert, so ist schließlich der Name St. Moment entstanden. Am Ende war es relativ klar, dass es dieser Name wird.

Das Heilige und das Himmlische verbinden sich in diesem Namen, er hat ein bisschen was Hamburgerisches, hat Lokalkolorit.

Kommen vor allem Hamburger*Innen zu euch?

Ja, aus dem Großraum Hamburg. Wir bekommen Anfragen aus ganz Deutschland, aber es ist ökonomisch schwierig, wenn die Distanzen zu groß sind. Wir haben ja tolle Kolleg*innen in ganz Deutschland.

St. Moment ist ein Projekt. Für wie lange?

Wir sagen immer: Wir sind ein Erprobungsraum, finanziert von den beiden Hamburger Kirchenkreisen. Unsere Pfarrstellen sind auf acht Jahre angelegt, das ist aber immer so. Wir evaluieren sehr genau, was wir machen. Wir sagen immer, wie probieren Dinge aus. Bei Kirche geht es ja immer sehr schnell um die Ewigkeit, aber wir sagen: Wir machen das jetzt, schauen und reflektieren.

Hat ein Angebot auch nicht funktioniert?

Wir hatten tatsächlich einen Segnungsgottesdienst für Schwangere, der nur ganz wenige Besucher*innen hatte. Corona ist natürlich ein großes Thema gerade bei einer Schwangerschaft, hier sind wir am Schauen. Das ist aber gar nicht schlimm, wenn Dinge nicht gut laufen.

Wir wollen daraus eine Fuck Up Night zu unseren größten Fehlern machen. Lieber sind wir mutig und fallen auf die Nase als dass wir sagen: Wir haben uns nicht getraut, sondern immer nur das gemacht, von dem wir eh wissen, dass es funktioniert. Das ist eine Fehlerfreundlichkeit. Scheitern wird ja nur dann schlimm, wenn wir in einer Kultur leben, in der wir uns das nicht verzeihen. Es gehört einfach dazu. Wenn wir hier gnädig mit uns umgehen, das sagt der Pastor in mir, tun wir uns einen großen Gefallen.

Ihr seid also zusammenfassend eher die Agentur für die Kirchenfernen.

Es gibt auch ganz kirchenverbundene Menschen, die einen Ort brauchen. Mir hat mal ein der Kirche sehr verbundener Mann hatte, der ein Taufanliegen hatte, aber nicht aus der Stadt kam. Für diese Menschen gibt es keine echten Anknüpfungspunkte, weil sie nicht wissen, wo sie anrufen sollen, oder sich nicht trauen. Der Mann hatte Tränen in der Stimme, dass wir eine solche Serviceorientierung bieten. Die meisten Kollegen wären sicher sehr offen und würden das möglich machen, aber deren Angebot ist eben nicht sichtbar.

Gehen die Kolleg*innen aus den Kirchengemeinden euren Weg bereitwillig mit?

Sie sind eher wohlwollend. Es gibt auch kritische Stimmen und die Sorge, dass die Neugetauften, Neuvermählten am Ende nicht in einer Kirchengemeinde ankommen. Doch die Menschen, die sich bei uns melden und nicht vermittelt werden, hätten sich sicher nie gemeldet. Das ist eine Gruppe von Menschen, die der Kirche verloren waren und nun ein Stückweit zurückgewonnen werden.

Viele Kollegen freuen sich auch, dass Kirche aufbricht und etwas Neues anfangen. Viele sagen, wir müssen dringend neue Wege gehen und als Kirche viel ansprechbarer sein. So entstehen auch neue liturgische Ideen. Wir hatten zum Beispiel eine Taufe mit einem erlebnispädagogischen Element, mit einem Schwungtuch: Die Kinder haben erlebt, was es bedeutet, getragen zu sein. Alle haben dazu gesungen, und das war ein tolles Element.

Kommt immer jemand zu euren offenen Angeboten?

Bis jetzt ja! Wir hatten noch nicht den Fall, dass keiner kommt. Wir sind selbst immer gespannt, wie viele kommen.

Warum habt ihr eure Bereiche so strikt aufgeteilt? Du Taufe, die Kolleg*innen Hochzeit und Beerdigung?

Der Grundgedanke ist, dass es gut ist, ein Gesicht zu haben. Es hilft den Menschen zu wissen, wen spreche ich an. Das ist heutzutage ja ganz wichtig. Ich feiere natürlich auch Hochzeiten, ich beerdige auch. Wir verteilen aber die Termine im Team, wir haben auch viele assoziierte Kollegen in Hamburg.

Es kommt vor, dass Menschen sich gezielt wünschen, dass ich die Taufe auch vornehme, aber in der Regel freuen sie sich einfach über einen guten Kontakt. Ich denke, das ist kein Problem, wenn man es klar kommuniziert.

Hat St. Moment Deinen eigenen Glauben verändert?

Meine Zugänge zum Glauben auf jeden Fall, würde ich sagen… Ich fand schon immer, dass man im Glauben auch viel hinterfragen darf. Dass der Zweifel immer auch zum Glauben dazugehört. Das lebe ich sehr. Ich ermuntere Menschen in Gesprächen immer zu sagen, erzähle, was Du glaubst, was Du nicht glaubst. Das verändert sich ja auch über die Zeit. Glauben ist etwas Dynamisches, Spannendes, Lebendiges, Bewegliches.

Es ist eine neue Offenheit in unseren kirchlichen Vollzügen, den Satz nicht mehr gelten zu lassen: das machen wir schon immer so, deshalb machen wir es so. Das ist noch einmal viel präsenter für mich geworden.

Wir arbeiten ja sehr bewusst multiprofessionell, das ganze Team bestimmt gleichberechtigt mit, was passiert. Ich empfinde es mittlerweile als sehr bereichernd zu sagen: Ja, das ist eine gute Frage, warum ist das so?

Porta patet, magis cor

Die Tür ist offen, mehr noch das Herz: Warum St. Moment aus Hamburg auf Menschen zugeht

Nichts soll mehr so sein, weil es immer so war. Die Tür soll weit offen sein, mehr noch das Herz. „Ich empfinde es mittlerweile als sehr bereichernd zu sagen: Das ist eine gute Frage, warum Dinge so sind, wie sie sind“, sagt Pastor Fabio Fried aus Hamburg. Und ob man sie nicht auch anders machen könnte. Geht es um Kirche, muss diese Frage wohl Tor und Herz öffnen, denn so, wie es ist, geht es mit der Kirche jedenfalls in Deutschland vermutlich nicht mehr lange weiter. Nur, wie dann?

St. Moment in Hamburg hat sich aufgemacht, Dinge in der evangelischen Kirche anders zu machen als bisher. Drop-in-Taufen, Taufen am Elbstrand, Segnungen für polygame Paare, Hochzeiten, Beerdigungen. Man setzt als multiprofessionelles Team auf eine bewusste, gezielte und konsequente Service-Orientierung speziell für die Übergangsrituale des Lebens: Taufe, Hochzeit, Beerdigung. Die Feste, die Ereignisse, bei denen Kirche – neben Weihnachten vielleicht – noch am ehesten andocken kann bei den Menschen.

Das kommt an.

St. Moment entwickelt sich – auch – zum Hafen für Menschen, die jenseits der Kirche gestrandet sind und nicht nur in den Übergangszeiten des Lebens nach einem Rettungsboot suchen, weil sie eine innere Sehnsucht gestillt sehen wollen.

Pastor Fried ist bei St. Moment das Gesicht für Menschen, die sich oder ihr Kind taufen lassen möchten. Die Sache Jesu braucht Begeisterte, heißt es in einem Lied von Alois Albrecht. In Hamburg hat sie die.

Fast ein Jahr St. Moment: Haben sich eure Erwartungen erfüllt?

Ja, unsere Erwartungen haben sich erfüllt und tatsächlich auch übertroffen.

Schon in der ersten Woche, als wir quasi noch „unsichtbar“ waren, hatten wir drei Anfragen. Es gab noch keine Homepage, das Team war nicht vollständig, es gab lediglich eine erste kleine Pressemitteilung, dass St. Moment an den Start geht. Daraufhin haben uns Menschen über die sozialen Medien gesucht. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, wir dachten, wir müssen erst einmal einen Workflow installieren. Uns hat das natürlich total gefreut.

Darf man euch überhaupt Agentur nennen?

Du darfst uns gerne Agentur nennen, wir nennen uns selbst so und auch sehr gerne, weil wir Service für Menschen bieten. Das ist uns sehr wichtig und ein neuer Gedanke, dass man von Kirche einen Service bekommt. Das leben wir.

Ihr habt eure Agentur nicht ohne Grund initiiert, sondern doch sicher, weil ihr den Bedarf, dieses innere Bedürfnis der Menschen erahnt oder gespürt habt.

Genau, wir haben den Bedarf gespürt, insbesondere haben das die Menschen, die vorher schon viel gemacht haben in diesem Bereich. Das sind bei St. Moment Meike Barnahl und Emilia Handke, die in der Nordkirche das Werk „Kirche im Dialog“ leitet. Emilia sagt von sich, sie ist als Deeper unterwegs und will erfühlen, was Menschen brauchen.

Und wir sehen die Realität: Wir wissen zum Beispiel, dass die Hälfte der evangelischen Eltern ihre Kinder nicht mehr taufen lassen. Das ist keine gefühlte, sondern eine empirisch belegbare Entwicklung, und sie bedeutet einen riesigen Traditionsabbruch.

Das ist bei Trauerfeiern ähnlich. Eine große Zahl an getauften Verstorbenen wird nicht mehr kirchlich bestattet, und bei den Hochzeiten ist das ja schon lange so, dass eine große Menge an Brautpaaren sich nicht mehr kirchlich trauen lässt. Der Kirche schwimmen also die Felle weg in einem Bereich, der früher ihre Kernkompetenz war: die Übergangsrituale – Taufe, Hochzeit, Beerdigung. Das sind eigentlich die Momente, in denen Kirche da gewesen ist und gebraucht wurde.

Es ist für uns relativ deutlich, dass hier viele Menschen nicht mehr über die Schwelle kommen. Eigentlich haben wir als Kirche ja ein großartiges Filialnetz. Kaum ein Unternehmen ist derart präsent in der Fläche wie die Kirche, es gibt nahezu überall eine Gemeinde, an die man sich wenden kann, die Wege sind normalerweise nicht weit. Trotzdem gibt es immer mehr Menschen, die nicht hingehen. Das gilt nicht nur für Norddeutschland, sondern für Gesamtdeutschland, und es gilt für evangelisch wie katholisch.

Ich würde in meiner Heimat im Süden Deutschlands auch ein Altersgefälle sehen wollen: Die Älteren nehmen die Angebote noch wahr, die Jüngeren sind viel weiter entfernt.

Das stimmt auch, auf jeden Fall. Wobei ich nicht glaube, dass die Jüngeren weniger spirituell sind und weniger interessiert am Glaubensleben. Sie sind aber nicht mehr so selbstverständlich dabei. Man muss heute schon deutlich machen, dass es sich lohnt, dass ein Segen wichtig ist und einen Sinn hat. Die Leute wollen selbst spüren, dass ein Segen für sie einen Sinn hat.

Und diese Sinnhaftigkeit wollt ihr neu zeigen?

Das erlebe ich auf jeden Fall so und das finde ich sehr schön. Ich erarbeite sogar sehr gerne mit Menschen für sie passende Rituale. Ich sage ihnen: Ihr lasst euch nicht mehr in fertiges Netz fallen – die Taufe findet immer im Sonntagsgottesdienst statt, alles ist total festgelegt, das Maximum an Gestaltungsfreiheit ist, dass ihr euch ein Lied aussuchen dürft.

Es ist ja so: Alles, was man sich selbst aneignet, erlebt man ganz anders als das, an dem man nicht selbst beteiligt war, bei dem man sich nicht selbst eingebracht hat. Deshalb sage ich gerne, die Menschen sind mündige religiöse Subjekte. Die meisten Menschen haben ein gutes Gespür, was gut für sie ist, was für sie auch christlich interessant ist, und es ist ganz spannend zu fragen, was zum Beispiel der Segen als Kern eines kirchlichen Rituals für sie bedeutet, wie sie das spüren und erleben.

Mit dem Segen gebe ich etwas weiter, was nicht von mir kommt, sondern von Gott. Wir haben zum Beispiel Nutzerinterviews geführt, und eine Frau sagte, sie sei noch nie gesegnet worden, aber wenn sie gesegnet wird, wolle sie diesen Segen richtig spüren und einatmen. Das hat mich sehr berührt. Segen kann körperlich spürbar sein. Ganz konkret segnen wir bei Tauffeiern zum Beispiel gemeinsam ein Kind, nicht nur ich als Pastor. Hier entsteht eine große Kraft.

Ihr brauchtet dafür die Bereitschaft, als Team, aber auch der Einzelne, von den Formen des erlernten Berufs wegzugehen und sich auf das Gegenüber ganz und gar einzulassen.

Früher wurden kirchliche Angebote oft so gestaltet, dass wir etwas entwickelt haben und nicht gefragt haben, was eigentlich gewünscht wird. Es ist tatsächlich ein Paradigmenwechsel, ganz in Ruhe und lange nachzufragen, was eigentlich nötig ist. Ich erzähle von Möglichkeiten, bringe Ideen und Traditionen mit, die Menschen bringen ihre Geschichte mit, und dann entwickle ich mit ihnen gemeinsam ein Angebot, einen Gottesdienst.

Das ist ja ein Stückweit wie Urkirche, von Mensch zu Mensch zu gehen und sich von der Vorstellung zu lösen, eine große Masse an Leuten zu erreichen.

Ja, das ist ein schöner Vergleich. Wir machen zum Beispiel auch Haustaufen, taufen an Flüssen, was ja biblisch etwas sehr Ursprüngliches ist. Das war ja früher ganz genauso. Früher kamen die Pastoren relativ bald nach der Geburt ins Haus und tauften die Neugeborenen. Das finden viele Menschen ganz modern, dass wir am Elbstrand taufen und nicht sonntags im Gottesdienst.

Mit modernen Ideen bringt man die Kirche nicht mehr zusammen, weil zu viele andere Probleme das Bild von Kirche überlagert haben.

Tatsächlich erlebe ich das so, und viele freuen sich, dass sie Kirche positiv erleben können. Das kann man an vielen Orten erleben, es gibt so viele engagierte Leute, die richtig gute Arbeit leisten. Mir geht es wahnsinnig nahe, was Schreckliches passiert ist in der Kirche, gleichzeitig muss man damit leben, dass das immer das erste Bild ist, das Menschen von dieser Institution haben. Damit muss man auch umgehen, dass viele negative Bilder da sind. Wir versuchen ein positives Bild zu zeigen: Auch das ist Kirche.

Spielen die Probleme bei euren Gesprächen eine Rolle?

Tatsächlich so gut wie nie. Ich erlebe das eher in abstrakteren Situationen: wenn ich zum Beispiel in der Kneipe sitze und die Sprache darauf kommt, dass ich Pastor bin. Menschen, die zu uns kommen wollen, weil sie sich taufen lassen wollen oder weil eine Beerdigung ansteht, für die ist etwas ganz anderes Thema.

Was sind das für Menschen, die zu euch kommen?

Das ist total bunt! Es sind aber alles Menschen, die eine Segenssehnsucht haben, die Gott in diesem Leben vermissen, die für die Übergangsrituale Seinen Zuspruch brauchen und sich wünschen. Was man als Gemeinsamkeit ausmachen kann, ist, dass sie lange keinen Kontakt zu Kirche hatten, jetzt aber einen Anlass haben.

Ich weiß noch, wie das bei der Geburt meiner Kinder war: als ich plötzlich diesen kleinen Menschen in der Hand hatte, für den ich verantwortlich war, wie viel das in mir bewegt hat. Und es wird klar, ich mache das nicht alleine, ich kann das nicht alleine, ich brauche mehr, und dann kommt ein Moment, in dem Glaubensthemen wieder wichtig werden.

Ich denke manchmal, dass das die Menschen überrascht, dass sie hier eine Sehnsucht nach Spiritualität bei sich entdecken. Und dann sind wir als St. Moment eine niederschwellige Anlaufstelle, auch, weil man uns im Internet leicht findet. Viele kontaktieren uns als erstes online, was ja noch recht unverbindlich ist, dann telefonieren wir, kommen ins Gespräch, vereinbaren einen konkreten Termin.

Niederschwelligkeit ist der Schlüssel zum Erfolg, scheint mir. Trotzdem sagen die Menschen zum Beispiel mit einer Taufe bei St. Moment Ja zu einer Institution.

Genau, und sie wissen auch sehr genau, dass sie bei uns bei Kirche sind. Wer zu uns kommt, sucht Kirche, aber mehr noch sucht er einen Zugang. Ich habe schon Menschen getauft, die nicht binär sind und die sich nicht sicher sind, wie komme ich da eigentlich rein? Meine Kollegin hat einmal drei Frauen gesegnet, die miteinander leben, was ja staatlicherseits noch gar nicht möglich ist. Es war für diese Frauen wunderbar, dass Kirche hier schon weiter ist als der Staat. Wir sind erst einmal ein Safe Space, wir heißen alle willkommen. Wir sagen: Wir finden die richtige Form, wie Kirche auch für Dich da sein kann.

Habt ihr einen Einblick, ob die Menschen, die ihr begleitet, einen konkreten Anknüpfungspunkt über das Angebot von St. Moment hinaus finden an Kirche?

Das ist sehr unterschiedlich, was hier gewünscht ist. Wir beraten, aber wir schicken niemanden irgendwohin, wo er nicht hinmöchte. In Hamburg sagen viele: ich bin evangelisch in Hamburg, aber nicht gebunden an eine Kirchengemeinde.

Wir erleben das insbesondere bei den spontanen Taufen.

Das Konzept stammt aus Skandinavien, sie nennen es dort drop in – ein Wortspiel. Einerseits meint es das Eintauchen, der Moment der Taufe, andererseits das Hereintröpfeln, man kann einfach reinkommen. Das Angebot hat vor allem Erwachsene als Zielgruppe, es findet alles an diesem einen Abend statt. Man führt vor Ort ein Taufgespräch, man hat Zeit, es findet dort die Seelsorge statt. Als man das erstmals in Dänemark gemacht hat, hat man dort ganz berührende Erfahrungen gemacht.

Natürlich stand auch die Sorge im Raum, ob es den Charakter einer Fast Food-Taufe hat, aber es war gar nicht so. Es kommen Menschen, die oft seit Jahren einen Taufwunsch haben, aber keinen Anknüpfungspunkt hatten.

Wir haben das hier zum ersten Mal im Sommer erlebt, wir haben ein Alsterschiff gemietet. Man konnte sich dort segnen und taufen lassen. Wir haben genau diese Erfahrung gemacht, dass Menschen kamen, die einen langen Taufwunsch hatten und jetzt das richtige Angebot gefunden haben. Insofern spüre ich die Nachhaltigkeit ganz intensiv.

Warum habt ihr eine Agentur beauftragt, euren Namen zu entwickeln?

Wir wollten vermeiden zusammenzusitzen – ich war schon auf vielen dieser kirchlichen Treffen – und einen kreativen Namen zu finden, den alle ganz toll finden, der aber wahnsinnig churchy klingt. Uns war wichtig, aus unserer Bubble rauszukommen. Wir sind alle gleich geprägt, arbeiten bei der gleichen Institution. Wir wollten den Blick von außen haben. Wir wollen wissen, welcher Name Menschen anspricht, die nicht in dieser bubble unterwegs sind.

Wir wussten, dass wir dafür Leute fragen müssen, die nicht zu uns gehören. Es musste ein Name sein, der im Internet funktioniert, von dem Menschen sich angesprochen fühlen. Wir haben dafür Zielgruppen definiert, so ist schließlich der Name St. Moment entstanden. Am Ende war es relativ klar, dass es dieser Name wird.

Das Heilige und das Himmlische verbinden sich in diesem Namen, er hat ein bisschen was Hamburgerisches, hat Lokalkolorit.

Kommen vor allem Hamburger*Innen zu euch?

Ja, aus dem Großraum Hamburg. Wir bekommen Anfragen aus ganz Deutschland, aber es ist ökonomisch schwierig, wenn die Distanzen zu groß sind. Wir haben ja tolle Kolleg*innen in ganz Deutschland.

St. Moment ist ein Projekt. Für wie lange?

Wir sagen immer: Wir sind ein Erprobungsraum, finanziert von den beiden Hamburger Kirchenkreisen. Unsere Pfarrstellen sind auf acht Jahre angelegt, das ist aber immer so. Wir evaluieren sehr genau, was wir machen. Wir sagen immer, wie probieren Dinge aus. Bei Kirche geht es ja immer sehr schnell um die Ewigkeit, aber wir sagen: Wir machen das jetzt, schauen und reflektieren.

Hat ein Angebot auch nicht funktioniert?

Wir hatten tatsächlich einen Segnungsgottesdienst für Schwangere, der nur ganz wenige Besucher*innen hatte. Corona ist natürlich ein großes Thema gerade bei einer Schwangerschaft, hier sind wir am Schauen. Das ist aber gar nicht schlimm, wenn Dinge nicht gut laufen.

Wir wollen daraus eine Fuck Up Night zu unseren größten Fehlern machen. Lieber sind wir mutig und fallen auf die Nase als dass wir sagen: Wir haben uns nicht getraut, sondern immer nur das gemacht, von dem wir eh wissen, dass es funktioniert. Das ist eine Fehlerfreundlichkeit. Scheitern wird ja nur dann schlimm, wenn wir in einer Kultur leben, in der wir uns das nicht verzeihen. Es gehört einfach dazu. Wenn wir hier gnädig mit uns umgehen, das sagt der Pastor in mir, tun wir uns einen großen Gefallen.

Foto: pixabay

Ihr seid also zusammenfassend eher die Agentur für die Kirchenfernen.

Es gibt auch ganz kirchenverbundene Menschen, die einen Ort brauchen. Mir hat mal ein der Kirche sehr verbundener Mann hatte, der ein Taufanliegen hatte, aber nicht aus der Stadt kam.

Für diese Menschen gibt es keine echten Anknüpfungspunkte, weil sie nicht wissen, wo sie anrufen sollen, oder sich nicht trauen. Der Mann hatte Tränen in der Stimme, dass wir eine solche Serviceorientierung bieten.

Die meisten Kolleginnen und Kollegen wären sicher sehr offen und würden das möglich machen. Nur dass Menschen wie dieser Mann dort gar nicht mehr ankommen. Auch dafür sind wir da.

Gehen die Kolleg*innen aus den Kirchengemeinden euren Weg bereitwillig mit?

Sie sind eher wohlwollend. Es gibt auch kritische Stimmen und die Sorge, dass die Neugetauften, Neuvermählten am Ende nicht in einer Kirchengemeinde ankommen. Doch die Menschen, die sich bei uns melden und nicht vermittelt werden, hätten sich sicher nie gemeldet. Das ist eine Gruppe von Menschen, die der Kirche verloren waren und nun ein Stückweit zurückgewonnen werden.

Viele Kollegen freuen sich auch, dass Kirche aufbricht und etwas Neues anfangen. Viele sagen, wir müssen dringend neue Wege gehen und als Kirche viel ansprechbarer sein. So entstehen auch neue liturgische Ideen. Wir hatten zum Beispiel eine Taufe mit einem erlebnispädagogischen Element, mit einem Schwungtuch: Die Kinder haben erlebt, was es bedeutet, getragen zu sein. Alle haben dazu gesungen, und das war ein tolles Element.

Kommt immer jemand zu euren offenen Angeboten?

Bis jetzt ja! Wir hatten noch nicht den Fall, dass keiner kommt. Wir sind selbst immer gespannt, wie viele kommen.

Warum habt ihr eure Bereiche so strikt aufgeteilt? Du Taufe, die Kolleg*innen Hochzeit und Beerdigung?

Der Grundgedanke ist, dass es gut ist, ein Gesicht zu haben. Es hilft den Menschen zu wissen, wen spreche ich an. Das ist heutzutage ja ganz wichtig. Ich feiere natürlich auch Hochzeiten, ich beerdige auch. Wir verteilen aber die Termine im Team, wir haben auch viele assoziierte Kollegen in Hamburg.

Es kommt vor, dass Menschen sich gezielt wünschen, dass ich die Taufe auch vornehme, aber in der Regel freuen sie sich einfach über einen guten Kontakt. Ich denke, das ist kein Problem, wenn man es klar kommuniziert.

Hat St. Moment Deinen eigenen Glauben verändert?

Meine Zugänge zum Glauben auf jeden Fall, würde ich sagen… Ich fand schon immer, dass man im Glauben auch viel hinterfragen darf. Dass der Zweifel immer auch zum Glauben dazugehört. Das lebe ich sehr. Ich ermuntere Menschen in Gesprächen immer zu sagen, erzähle, was Du glaubst, was Du nicht glaubst. Das verändert sich ja auch über die Zeit. Glauben ist etwas Dynamisches, Spannendes, Lebendiges, Bewegliches.

Es ist eine neue Offenheit in unseren kirchlichen Vollzügen, den Satz nicht mehr gelten zu lassen: das machen wir schon immer so, deshalb machen wir es so. Das ist noch einmal viel präsenter für mich geworden.

Wir arbeiten ja sehr bewusst multiprofessionell, das ganze Team bestimmt gleichberechtigt mit, was passiert. Ich empfinde es mittlerweile als sehr bereichernd zu sagen: Ja, das ist eine gute Frage, warum ist das so?

Mehr Menschen kennenlernen?

https://steadyhq.com/de/vonmachzumensch/posts (Opens in a new window)