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VH85 Wer war Paul von Hindenburg? – Chef der OHL

Zu Beginn des Krieges war General Erich von Falkenhayn der Chef der Obersten Heeresleitung (OHL). Doch als die Schlacht um Verdun (1916) extrem viele Opfer forderte und nicht den gewünschten Erfolg brachte, verlor Falkenhayn das Vertrauen des Kaisers und der Öffentlichkeit.

John McCutcheon, Chicago Tribune, 10. Juli 1917

Deshalb wurde er abgelöst – Paul von Hindenburg, der bis dahin an der Ostfront große Erfolge gegen Russland erzielt hatte (vgl. VH84 zur Schlacht bei Tannenberg), wurde zusammen mit seinem Stabschef Erich Ludendorff zum neuen Oberbefehlshaber ernannt.

Während Ludendorff die operative Arbeit leitete – schon die Schlacht bei Tannenberg hatte der reaktivierte Offizier nach Aussage von Zeitgenossen im wahrsten Sinne des Wortes „verschlafen“, war Hindenburg das „Gesicht“ des Duos. Nicht Ludendorff, sondern Hindenburg wurde von der deutschen Öffentlichkeit als Held wahrgenommen. Die deutsche Propaganda und Presse stellten ihn als starke, verlässliche Führungsfigur dar – als eine Art Vaterfigur in einer Zeit großer Unsicherheit und Entbehrung.

Kaiser Wilhelm II. ernannte ihn 1916 zusammen mit Ludendorff zum Chef der Obersten Heeresleitung (OHL). Viele Deutsche hofften, dass mit Hindenburgs Ernennung eine Wende im Krieg eintreten würde. Seine Popularität beruhte auf einer Mischung aus tatsächlichem militärischem Erfolg, geschickter Selbstinszenierung, öffentlicher Wahrnehmung und dem Wunsch nach einer starken Führungspersönlichkeit.

Nach ihrer Ernennung häuften Ludendorff und Hindenburg immer mehr Macht an. Im Sommer 1917 zwangen sie dann sogar Reichskanzler von Bethmann Hollweg (in der Karikatur am Steuer der AUTOkratie) zum Rücktritt und installierten einen von ihnen ausgewählten – und, wie sich bald herausstellte, schwachen – Nachfolger (Georg Michaelis). Auch der Kaiser selbst wurde immer mehr an den Rand gedrängt; Teile der Forschung sprechen in der Folge von einer Militärdiktatur.

Wenn das Bild der Militärdiktatur zutrifft, war allerdings nicht Hindenburg der Diktator, sondern Ludendorff. Ersterer kümmerte sich weiterhin eher um sein Bild in der Öffentlichkeit und saß etwa Porträtkünstlern stundenlang Modell.

 

Topic Geschichte

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